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Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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rasch sich Amalia an eine veränderte Situation anpassen konnte.
    »Geht es dir gut, mein Kind?«, wollte Clunsevoet wissen.
    Amalia gelang es, eine Träne hervorzudrücken. »Es war ein Fehler, in Münster zu bleiben, als die blasphemischen Teufel die Macht an sich rissen. Die Täufer haben mich daran gehindert, die Stadt zu verlassen. Jeden Tag fürchtete ich um mein Leben.«
    Clunsevoet strich ihr über das Haar. »Zum Glück ist es Cort und den anderen Galgenstricken gelungen, dich von dort fortzuschaffen.« Er wandte sich zu mir um. »Und ich brenne darauf, dass du mir berichtest, wie euch das gelungen ist.«
    Ich hob ablehnend die Hände. »Dafür wird Euch Cort zur Verfügung stehen. Wir beide haben das, was wir wollten. Unsere Abmachung ist somit beendet.Solltet Ihr allerdings in Erwägung ziehen, uns dafür zu entlohnen, dass wir unser Leben für Eure Tochter aufs Spiel gesetzt haben, würde ich diese noble Geste nicht ablehnen.«
    Clunsevoet grunzte, holte einen kleinen Lederbeutel hervor, in dem Münzen klimperten, und überlegte kurz. Dann allerdings steckte er ihn wieder in sein Wams zurück und erklärte: »Wir sind uns nichts mehr schuldig. Dein Versuch, mich zu berauben, und das Feuer, das du gelegt hast, sollen dir verziehen sein. Nimm deine Stute und den Wagen und zieh mit deinen Leuten, wohin du willst.«
    Ich hob enttäuscht die Schultern und ging. Mit meinen Gefährten packte ich die restlichen Sachen auf den Wagen, dann besorgten wir uns aus der Küche Proviant und machten uns zum Aufbruch bereit. Clunsevoet und Amalia hatten sich inzwischen ins Haus zurückgezogen, und ich verspürte nicht den Drang, mich von ihnen zu verabschieden. Es betrübte mich nur, dass auch Cort nicht mehr aufzufinden war. Ich hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass er sich uns tatsächlich anschließen würde, doch nach all dem, was wir in den vergangenen Wochen gemeinsam durchgestanden hatten, hätte ich erwartet, dass wir uns zum Abschied zumindest die Hand reichen würden.
    Stattdessen trat einer von Clunsevoets Männern anunseren Wagen, deutete auf Mieke und sagte: »Ich bin erleichtert, dass ich dieses Balg nicht mehr sehen muss. Deine Tochter ist ein Teufel.«
    Mieke zeigte ihm die Zunge, und der Kerl drohte ihr mit der Faust, dann ging er zurück ins Haus.
    »Was hast du diesem armen Tropf angetan?«, fragte ich sie.
    »Ich habe ihn nur ab und an gekniffen«, erwiderte sie mit Unschuldsmiene. »Wenn er mit mir geschimpft hat. Er hat mich die achte Plage genannt.«
    Ich schaute mich noch einmal um, ob Cort sich nicht vielleicht doch in der Nähe aufhielt, aber er war nicht zu sehen. Mit einem Schulterzucken stieg ich auf den Bock des Wagens und schnalzte mit der Zunge. Die Stute Brunhilde setzte sich gewohnt träge in Bewegung. Wir verließen Osnabrück durch das nördliche Tor und bewegten uns auf der Straße, die uns in das Oldenburgische führen sollte.
    »Nun schau sich einer das an«, raunte Jasmin, als wir eine knappe Meile zurückgelegt hatten. Sie saß neben mir auf dem Bock und deutete auf einen Wanderer am Wegesrand. Als der sich umwandte, schaute ich in ein vertrautes Gesicht.
    »Gott zum Gruße«, rief Cort. »Hat euer Wagen noch Platz für einen weiteren Mann?«
    »Warum sollten wir einen wie dich mit uns nehmen?«, rief ich ihm zu.
    Lächelnd zog Cort ein Säckchen hervor. Ich erkannte, dass es sich um Clunsevoets Börse handelte.
    »Weil ich vielleicht doch einen passablen Dieb abgeben würde«, meinte Cort und warf Reynold den Lederbeutel zu, der ihn rasch aufschnürte und eine Handvoll Münzen hervorholte.
    Ich winkte Cort zu uns heran. »So jemanden wie dich können wir gebrauchen. Spring auf!«

EPILOG
    In den folgenden Monaten zogen wir wieder von Ort zu Ort. Vom Oldenburgischen reisten wir in die Niederlande, von dort nach Friesland und nach Bremen, wo wir in der Dachkammer eines Brauhauses ein fast zweimonatiges Winterquartier bezogen.
    Dank der Münzen, die Cort Everhard Clunsevoet gestohlen hatte, konnten wir es uns leisten, so lange auf der faulen Haut zu liegen und die Tage bitterer Kälte untätig an einem Herdfeuer zu verbringen. Wäre Clunsevoet ein angenehmerer Mensch gewesen, hätte er mir fast ein wenig leid getan, denn er hatte nicht nur die Einnahmen seines Viehverkaufs verloren. Als wir uns in Friesland aufhielten, traf Cort in einer Taverne auf einen ehemaligen Bediensteten des Gutsherrn, der ihm berichtete, dass Amalia ihrem Vater schon wieder davongelaufen sei, was

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