Die Frau des Täuferkönigs: Historischer Roman (German Edition)
dich bemühst, dich nicht mehr zwischen die Beine von Weibern wie der da zudrängen«, sie reckte ihr Kinn in Amalias Richtung, »dann bin ich dazu bereit, mich noch einmal auf dich einzulassen.«
»Jasmin …«, sagte ich, doch sie unterbrach mich erneut, indem sie einen Finger auf meinen Mund legte.
»Das ist kein Freibrief für dich«, sagte sie ernst. »Solltest du mir noch einmal Kummer bereiten, ziehe ich meiner eigenen Wege und verlasse dich für immer. Du wirst mich niemals wiedersehen. Aber bevor ich gehe, trete ich dir noch so fest in den Arsch, dass du nach jemandem suchen musst, der dir den Stiefel wieder rauszieht.«
»Dazu wird es nicht kommen«, versicherte ich ihr in aufrichtiger Überzeugung.
Sie küsste mich erneut und lächelte. »Bring uns erst von hier fort. Vorher sollten wir noch keine Pläne schmieden.«
Die Nacht brach herein, und wir warteten in der Dunkelheit zunächst weiter ab. Jasmin schlief bald darauf ein, und auch ich wurde nun von der Müdigkeit übermannt. Irgendwann weckte mich Cort und meinte, dass es an der Zeit wäre, die Schanze zu überwinden.
Ich spähte in die Richtung, in der ich bereits im Tageslicht eine passende Stelle ausgemacht hatte, ander der Wall nur aus einer mannshohen Erhebung bestand. Hier würde es möglich sein, in das Lager einzudringen.
Langsam krochen wir aus dem Graben und bewegten uns geduckt auf die Schanze zu. Cort hatte Amalia wieder über seine Schulter gelegt, und zu meiner Erleichterung hatte sie es aufgegeben, unter ihrem Knebel aufzubegehren. Anscheinend hatte sie eingesehen, dass es inzwischen sinnlos geworden war, sich gegen unsere Flucht zur Wehr zu setzen.
Nach wenigen Schritten erreichten wir den Erdwall. Nun folgte der gefährlichste Teil unserer Flucht. Ich ließ mich von Cort auf die Schanze hieven und schaute mich um. Nicht weit von uns entfernt entdeckte ich das schwache Glühen einer Kohlenpfanne und die Umrisse mehrerer Männer. Glücklicherweise vernahm ich auch ein kräftiges Schnarchen aus dieser Richtung.
Ich raunte den anderen zu, sich ruhig zu verhalten, und zog Jasmin zu mir hoch. Danach hoben wir gemeinsam die gefesselte Amalia zu uns hinauf. Nachdem wir auch Cort auf den Erdwall gezogen hatten, ließen wir uns auf der anderen Seite vorsichtig hinab und schlichen uns fort. Die Landsknechte schnarchten ungestört weiter.
In sicherer Entfernung hielten wir an, hockten uns auf den Boden und verschnauften. Ich fühlte micherleichtert und hätte jedem Einzelnen von uns um den Hals fallen können – selbst Amalia. Es war uns tatsächlich gelungen, mit heiler Haut das Lager der Bischöflichen zu erreichen.
Im ersten Morgenlicht traten wir durch die Reihen der Zelte und Hütten, deren Zahl deutlich geringer geworden war, seit wir das Lager verlassen hatten. Ich nahm an, dass sich viele Landsknechte und der Tross in die Befestigungswerke zurückgezogen hatten, die inzwischen an allen Handelswegen errichtet worden waren.
Ich rief mir den Weg zu unserem früheren Quartier in Erinnerung. Als wir dort ankamen, sah ich, dass das Zeltdach entwendet worden war, was ich aber auch nicht anders erwartet hatte. Stattdessen lag dort ein Haufen alter Leinendecken auf dem Boden. Ich vermutete, dass einige Landsknechte diesen Platz als Schlafstätte genutzt hatten. Da das Quartier aber verlassen war, hockten wir uns auf die festgestampfte Erde und ruhten uns aus. Cort entfernte den Knebel aus Amalias Mund. Sie verhielt sich ruhig und verlangte, sie auch von den Fesseln zu befreien. Da wir ihr misstrauten, lockerte Cort nur die Schnur an ihren Füßen, beließ es aber dabei, dass ihre Hände nach wie vor fest verschnürt blieben.
Jasmin hockte sich neben mich und schmiegte den Kopf an meine Schulter. Ich streichelte ihre Haareund genoss diese Harmonie. Sie schloss die Augen und seufzte leise. Dann bemerkte ich eine Träne, die ihre Wange hinabglitt.
»Warum weinst du?«, fragte ich. »Uns ist das Unmögliche gelungen. Wir sind in die Stadt der Täufer eingedrungen, haben Amalia in unsere Gewalt gebracht und sind dem Tod entronnen.«
»Es hätte vollkommen sein können«, meinte sie und schluchzte leise. »Aber mir geht Reynold nicht aus dem Kopf. Er ist dort noch immer gefangen. Was werden diese Fanatiker ihm angetan haben? Womöglich haben sie ihn zu Tode geprügelt, oder sie fügen ihm die schlimmsten Qualen zu.«
»Das werden wir wohl niemals erfahren«, erwiderte ich und bemerkte in diesem Moment unter den Decken vor mir eine
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