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Die Frau des Zeitreisenden

Die Frau des Zeitreisenden

Titel: Die Frau des Zeitreisenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Niffenegger
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und Um-sich-Schlagen liegen wir auf der Erde, die Hände auf dem Bauch gefaltet, und Clare fragt: »Reist deine Frau auch durch die Zeit?«
    »Nein. Gott sei Dank.«
    »Warum >Gott sei Dank    »Ein Zeitreisender pro Familie ist mehr als genug. Es ist nicht ungefährlich, Clare.«
    »Macht sie sich Sorgen um dich?«
    »Ja«, antworte ich leise, »sie sorgt sich sehr.« Ich frage mich, was Clare jetzt, im Jahr 1999, wohl gerade macht. Vielleicht schläft sie noch. Vielleicht weiß sie gar nicht, dass ich weg bin.
    »Liebst du sie?«
    »Über alles«, flüstere ich. Schweigend liegen wir Seite an Seite, betrachten die schwankenden Bäume, die Vögel, den Himmel. Plötzlich höre ich gedämpftes Schniefen, sehe zu Clare und stelle erstaunt fest, dass ihr Tränen übers Gesicht in Richtung Ohren laufen. Ich setze mich auf und beuge mich über sie. »Was ist denn, Clare?« Aber sie schüttelt nur den Kopf und presst die Lippen zusammen. Ich streiche ihre Haare glatt, ziehe sie in den Sitz hoch und umarme sie. Irgendwie ist sie ein Kind, und dann auch wieder nicht. »Was ist los?«
    Die Antwort kommt so leise, dass ich Clare bitten muss, sie zu wiederholen: »Ich dachte immer, du wärst vielleicht mit mir verheiratet.«
Mittwoch, 27. Juni 1984 (Clare ist 13)
     
    Clare: Ein Spätnachmittag Ende Juni. Ich stehe auf der Wiese, und in ein paar Minuten wird es Zeit, dass ich mir fürs Abendessen die Hände wasche. Langsam sinkt die Temperatur. Noch vor zehn Minuten war der Himmel kupferblau und eine drückende Hitze hing über der Wiese, alles fühlte sich aufgeladen an, wie unter einer großen Glaskuppel, jedes Geräusch in der Nähe wurde von der Schwüle geschluckt und nur ein riesiger Insektenchor summte. Ich saß auf der kleinen Fußgängerbrücke, beobachtete, wie Wasserkäfer auf dem reglosen kleinen Tümpel herumflitzten, und dachte an Henry. Heute ist kein Henry-Tag, bis zum nächsten ist es noch zweiundzwanzig Tage hin. Inzwischen ist es um einiges kühler. Henry gibt mir viele Rätsel auf. Mein ganzes Leben lang habe ich ihn als etwas Selbstverständliches betrachtet, das heißt, obwohl Henry ein Geheimnis ist und damit automatisch faszinierend, ist er auch eine Art Wunder, und erst in letzter Zeit ist mir aufgegangen, dass die wenigsten Mädchen einen Henry haben, und wenn sie einen kennen, haben sie ihn geschickt verschwiegen. Ein leichter Wind kommt auf, das hohe Gras wogt, und ich schließe die Augen, jetzt hört es sich an wie das Meer (das ich nur aus dem Fernsehen kenne). Als ich sie wieder öffne, ist der Himmel gelb und dann grün. Henry behauptet, er komme aus der Zukunft. Als kleines Mädchen hatte ich keine Probleme damit, denn ich wusste nicht, was Zukunft bedeutet. Nun frage ich mich, ob die Zukunft ein Ort ist, oder etwas Ähnliches wie ein Ort, zu dem ich gelangen könnte, und zwar auf eine andere Art als durchs Älterwerden. Ich möchte wissen, ob Henry mich in die Zukunft mitnehmen könnte. Der Wald ist schwarz und die Bäume werden zur Seite gepeitscht und nach unten gedrückt. Verstummt ist das Insektensummen, und der Wind plättet das Gras, lässt die Bäume ächzen und stöhnen. Ich habe Angst vor der Zukunft, sie erscheint mir wie ein großer Kasten, der auf mich wartet. Henry sagt, er kenne mich in der Zukunft. Riesenschwarze Wolken brauen sich hinter den Bäumen zusammen und ziehen so schnell heran, dass ich lachen muss, sie ähneln Marionetten, und alles wirbelt auf mich zu und schon folgt ein langes tiefes Donnerrollen. Plötzlich wird mir bewusst, dass ich dünn und groß auf einer Wiese stehe, in der alles platt gepresst ist, also lege ich mich hin und hoffe, das heranziehende Gewitter möge mich nicht bemerken, ich liege flach auf dem Rücken und blicke nach oben, als es anfängt, aus dem Himmel zu gießen. Meine Kleider sind im Nu durchnässt, und plötzlich spüre ich, dass Henry da ist, ein unbeschreibliches Verlangen nach Henry, nach seinen Händen auf meinem Körper, auch wenn mir scheint, dass Henry der Regen ist, und ich allein bin und mich nach ihm sehne.
Sonntag, 23. September 1984 (Henry ist 35, Clare 13)
     
    Henry: Ich bin allein bei der Lichtung auf der Wiese. Es ist Spätsommer und noch sehr früh am Morgen, kurz vor Tagesanbruch. Die Blumen und Gräser reichen mir bis zur Brust. Es ist kühl. Ich wate durchs Gestrüpp und sehe die Kleiderschachtel, öffne sie und finde Jeans, ein weißes Baumwollhemd

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