Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
waren Asiaten, manche beteten auf Knien, manche saßen auf Decken und schienen zu frühstücken, und unter Evas Fenster stand eine Gruppe älterer muslimischer, christlicher und hinduistischer Frauen, die klatschten und sangen. Es gab keinerlei Absperrungen, kein Sicherheitspersonal, niemanden, der den Verkehr umlenkte. Er bat um Verstärkung, dann begab er sich zu den beiden alten Frauen, die an der Tür von Nummer 15 standen.
Er verlangte von Yvonne, den Hauseigentümer zu sehen.
Yvonne sagte: »Mein Sohn, Dr. Brian Biber, ist bei der Arbeit. Er bewahrt die Welt vor Meteoritenangriffen. Sie sollten mit Eva sprechen. Sie ist oben, zweite Tür links.«
Wider Willen war Wachtmeister Hawk ein bisschen aufgeregt, dass er diese Eva treffen würde, die er von der Titelseite und aus dem Internet kannte, und aus dem Fernsehen, wo sie sich geweigert hatte, mit dem guten alten Derek Plimsoll zu reden. Das war für ihn der Beweis, dass sie etwas zu verbergen hatte.
Wer will denn nicht ins Fernsehen?
Es war sein Traum, Polizeisprecher bei einer Mordermittlung zu sein. Er kannte alle Phrasen und übte sie manchmal im Stillen, wenn er unterwegs war, um einen jugendlichen Mopedfahrer zu verwarnen, der ohne Licht fuhr.
Er sah Eva, bevor sie ihn sah. Ihre Schönheit verblüffte ihn – hieß es nicht, sie sei eine alte Frau von fünfzig Jahren?
Eva erschrak, als sie einen milchgesichtigen Jungen in Polizeiuniform vor sich sah. Sie sagte: »Hallo, sind Sie hier, um mich zu verhaften?«
Er holte sein Notizbuch hervor und sagte: »Im Moment noch nicht, Madam, aber ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen. Wie lange sind Sie schon im Bett?«
Eva versuchte im Kopf nachzurechnen, dann sagte sie: »Seit dem neunzehnten September.«
Der Wachtmeister blinzelte einige Male und sagte: »Fast fünf Monate?«
Sie zuckte die Schultern.
»Und Sie sind von Ihrem Mann getrennt?«
»Nein.«
»Haben Sie vor, Ihren Mann in unmittelbarer Zukunft zu verlassen?«, fragte er, ermutigt von ihrer freimütigen Antwort.
Eva hatte genug Krimis im Fernsehen gesehen, um sich mit den Ermittlungsmethoden der Polizei auszukennen. Doch im Lauf des Verhörs begann sie zu begreifen, dass es bei den Fragen von Wachtmeister
Hawk allein um sie ging – und ihre Bereitschaft, mit einem jungen Polizisten zu flirten.
Besonders gegen Ende wurde der Wortwechsel grotesk.
»Was ist Ihre Einstellung zur Polizei?«
»Ich halte sie für ein notwendiges Übel.«
»Würden Sie je in Betracht ziehen, mit einem Polizisten auszugehen?«
»Nein, ich verlasse mein Bett nie.«
Sie war erleichtert, als der errötende Junge schließlich sagte: »Eine letzte Frage. Warum wollen Sie das Bett nicht verlassen?«
Eva antwortete ehrlich: »Ich weiß es nicht.«
Als Wachtmeister Hawk zur Polizeiwache zurückkehrte, bat er seinen Vorgesetzten darum, als Opferschutzbeamter für Die Frau im Bett eingeteilt zu werden.
»Sie verursacht eine Menge Ärger, es ist eine noble Gegend, die Anwohner wollen Unterschriften sammeln. Und einer von denen ist Anwalt, Sir.«
Was die Mittelklasse anging war Wachtmeister Price auf der Hut. Einmal war er in eine Gerichtsverhandlung verwickelt gewesen, weil er einem Jugendlichen eine runtergehauen hatte. Woher hatte er wissen sollen, dass der Vater des Jugendlichen Anwaltsgehilfe war?
»Ja, warum nicht?«, sagte er zu Wachtmeister Hawk. Unsere Opferschutzbeamten sind beide im Mutterschaftsurlaub. Und von allen hier kommen Sie einer Frau am nächsten.«
Auf dem Weg zu seinem Wagen schoss Wachtmeister Hawk das Blut in die zarten Wangen. Er dachte: »Ja, ich werde mir definitiv einen Schnurrbart wachsen lassen, wenn der Bartwuchs einsetzt.«
Es war ein Polizist namens Dave Strong, der Amber fand, obwohl er gar nicht im Dienst war. Sie schnorrte zusammen mit einem Siebzehnjährigen namens Timmo, seinen Eltern bekannt als Timothy, am Fuß der »Gurke«.
Wachtmeister Strong hatte auf sein Bauchgefühl gehört – ein junges Mädchen in schmutziger Schuluniform, das die gleichgültigen Büroangestellten mit ausgestreckter Hand um Kleingeld anbettelte, während Timmo daneben seine verworrene Version von »Wonderwall« zum Besten gab, kam ihm verdächtig vor.
Ambers Mutter jedoch schrieb, als sie von der Presse interviewt wurde, die Rettung ihrer Tochter eher Eva zu als dem Polizisten. »Sie hat besondere Kräfte«, erzählte Jade den skeptischen Journalisten vom Daily Telegraph. »Sie sieht Dinge, die wir nicht sehen können.«
Bei der
Weitere Kostenlose Bücher