Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Pressemeldung war für alle was dabei – junge Liebe und möglicherweise Sex zwischen Minderjährigen in der Sun und (weil Timmo vor den Abi-Prüfungen weggelaufen war) ein Artikel im Guardian: »Zerbricht unsere Jugend am Leistungsdruck?«
Die Presse stürzte sich begierig auf diesen Brocken neuer Informationen über Eva. Die Daily Mail, die eigentlich »Frau im Bett ist Ex-Bibliothekarin« bringen wollte, verwarf die Titelseite und ersetzte sie durch »Hellseherin Eva findet Ausreißerin«.
52
Am Valentinstag kamen Brian und Titania mittags in Evas Zimmer.
Sie sah gleich, dass beide geweint hatten. Sie war nicht allzu beunruhigt – ihr schien, dass der Brite an sich schon lange aufgehört hatte, sich zusammenzureißen, inzwischen weinte er regelmäßig in der Öffentlichkeit und bekam dafür auch noch Beifall. Wer nicht weinte, wurde schnell als »anal« abgestempelt.
Brian sagte schluchzend: »Mami ist tot.«
Als sie wieder Luft bekam, sagte Eva: »Deine Mutter oder meine?«
»Meine«, jammerte er.
»Gott sei Dank«, dachte sie. Zu Brian sagte sie: »Bri, es tut mir so leid.«
»Sie war eine wundervolle Mutter«, weinte Brian.
Titania versuchte ihn in den Arm zu nehmen, doch er stieß sie weg und ging zu Eva, die sich verpflichtet fühlte, ihm den Rücken zu tätscheln. Sie dachte: »Und das von einem Mann, der es unnötig fand, seiner Mutter ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen, mit der Begründung, dass sie nichts brauchte.«
»Sie ist von der Trittleiter gefallen, als sie an ihre Not-Zigaretten wollte«, sagte Titania, doch ihr versagte die Stimme und Tränen traten ihr in die Augen.
Eva konnte ja nicht wissen, dass Titania in Wahrheit nur weinte, weil sie von Brian weder eine Valentinstagskarte noch eine Packung Türkischer Honig bekommen hatte, wie sonst jedes Jahr seit Anbeginn ihrer Affäre.
Brian sagte: »Ein weiteres Tabakopfer. Sie war seit drei Tagen tot. In was für einer Gesellschaft leben wir, wenn eine alte Dame drei Tage tot in ihrer Küche liegen kann, bevor irgendjemand etwas bemerkt?«
»Wer hat sie gefunden?«, fragte Eva.
»Peter, der Fensterputzer«, sagte Brian.
» Unser Peter, der Fensterputzer?«, fragte Eva.
»Er hat die Polizei gerufen und die haben die Tür aufgebrochen«, erklärte Titania.
»Ja, und Peter kann auch schön die Reparatur bezahlen. Er weiß ganz genau, dass wir einen Ersatzschlüssel haben«, sagte Brian.
Titania sagte: »Er steht unter Schock.«
Brian schrie: »Er kriegt erst recht einen Schock, wenn er die Rechnung für die neue dreifachverglaste Hart- PVC-Tür sieht!«
»Nein, du stehst unter Schock«, meinte Titania mit Nachdruck.
»Sie war die beste Mutter, die ein Mann haben kann«, sagte Brian mit bebenden Lippen.
Eva und Titania tauschten ein heimliches Lächeln.
Es klingelte an der Tür.
Titania sah zwischen Eva im Bett und dem weinenden Brian hin und her und sagte: »Dann muss ich wohl gehen.«
Als sie die Tür öffnete, gab es den üblichen Empfang. »Ehebrecherin!«, »Sünderin!«, »Schlampe!« wurde geschrien. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich an die Schmähungen nicht gewöhnen, die man ihr entgegenschleuderte, wenn sie der Menge ausgesetzt war.
Eine Frau in grünem Wappenrock hielt einen riesengroßen Strauß aus verschiedenen weißen Blumen, eingewickelt in weißes Papier mit weißem Satinband. Während Titania die Blumen mit dem Blick absuchte, in der Hoffnung auf eine an sie adressierte Karte von Brian, hielt mitten auf der Straße das Postauto.
Als die Floristin und der Postbote aneinander vorbeigingen, wechselten sie ein paar wohlwollende Worte.
»Alptraumtag!«, sagte sie.
Er erwiderte: »Fast so schlimm wie Weihnachten!«
Sie sagte: »Immerhin gehe ich heute Abend feudal essen.«
Titania zuckte zusammen.
»Weiß dein Mann davon?«, sagte der Postbote.
Die Lautstärke und Dauer ihres Gelächters verblüffte Titania. Ein spontaner Auftritt von Peter Kay höchstpersönlich hätte sie nicht mehr amüsieren können.
Titania fand die kleine Karte. »Für Eva, meine große Liebe.«
Sie schrie die beiden Zusteller an: »Wenn ihr keinen Bock auf den Job habt, sucht euch doch einen anderen!«
Der Paketbote sagte: »Was ist los … Hat Sie niemand lieb?« Er reichte ihr einen dicken Stapel Briefe und Karten, der von einem Gummiband gehalten wurde. »Gerade als ich losfahren wollte, kam noch ein großer Sack für Eva rein. Morgen brauche ich einen Wagen.«
Titania sagte spitz: »Der Valentinstag ist wieder
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