Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
ein Beispiel dafür, wie der Markt soziosexuelle Beziehungen kommerzialisiert, indem er die Liebe von einem Daseinszustand auf eine materielle Hülse reduziert und uns damit letztlich alle degradiert. Deshalb bin ich froh, dass jene, die mich lieben, nicht in die Blumen-und-Pralinen-Falle tappen.«
Sie ging ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu, aber sie konnte das spöttische Lachen des Postboten noch immer hören. Vielleicht hätte sie sich schlichter ausdrücken sollen, doch sie lehnte es ab, sich auf das Niveau dieser ungebildeten Menschen herabzulassen.
Die sollten sich ruhig ein bisschen Mühe geben.
Als Eva der weiße Blumenstrauß in die Arme gedrückt wurde, wusste sie sofort, von wem er war. Es war Venus’ saubere Handschrift, und sie nahm an, dass Thomas die wackligen Küsse unten auf der Karte gemalt hatte.
Sie sagte: »Wenn ich bei Fleurop was zu sagen hätte, würde ich dafür sorgen, dass Chrysanthemen in Blumensträußen tabu wären. Sie riechen nach Tod.«
Brian saß zusammengesackt auf dem Suppensessel und berichtete, wie er seine Mutter hatte identifizieren müssen. »Sie sah aus, als würde sie schlafen«, sagte er. »Aber sie trug diese scheußlichen Känguru-Pantoffeln, die Ruby ihr zu Weihnachten geschenkt hat. Das sind Todesfallen, ich hab sie gewarnt. Kein Wunder, dass sie von der Trittleiter gefallen ist.« Er sah Eva an. »Deine Mutter ist direkt verantwortlich für den Tod meiner Mutter.«
Eva schwieg.
Brian fuhr fort: »Die Totenstarre hatte schon eingesetzt. Der Arzt musste eine Packung Silk Cut aus ihren toten Fingern pfriemeln.« Er wischte sich die Augen mit einem zusammengeknäuelten Papiertaschentuch. »Sie hatte sich Götterspeise gekocht, in einer kleinen Puddingform. Stand noch auf dem Küchentisch. Bedeckt von einer dünnen Staubschicht. Das hätte sie gehasst.«
Titania sagte: »Erzähl Eva von den Briefen.«
»Ich kann nicht, Tit.« Er begann zu schluchzen, laut.
Titania sagte: »Sie hat sich selbst Briefe geschrieben, Liebesbriefe. Wie in dem Lied. I’m gonna sit right down and write myself a letter… Und da war ein Briefumschlag in ihrer Handtasche, adressiert an Alan Titchmarsh.«
Brian jammerte: »Sollen wir ihn frankieren und für sie abschicken? Ich kenne mich mit der Etikette rund um Todesfälle nicht aus.«
Eva sagte: »Ich auch nicht – und mir persönlich ist es egal, ob der Brief an Mr. Titchmarsh abgeschickt wird oder nicht.«
Brian sagte mit leichter Hysterie in der Stimme: »Irgendwas müssen wir mit dem verdammten Ding doch machen. Befolge ich ihre Wünsche oder nicht?«
Titania sagte: »Beruhige dich, Bri. Es ist ja nicht so, dass Alan Titchmarsh auf einen Brief von deiner Mutter wartet.«
Brian weinte. »Mir hat sie nie einen Brief geschrieben. Nicht mal, um mir zu meiner Promotion zu gratulieren.«
Eva hörte Alexanders Stimme unterm Fenster und verspürte eine große Erleichterung. Er würde wissen, was mit dem blöden Titchmarsh-Brief zu tun war. Schließlich hatte er eine Privatschule besucht. Sie fühlte, wie sie sich entspannte. Dann hörte sie die Stimme ihrer Mutter. Sie schaute aus dem Fenster und sah, wie Alexander Ruby stützte, die ganz in Schwarz gekleidet war, einschließlich eines schwarzen Filzhutes, dessen schwarzer Schleier ihr Gesicht zur Hälfte verdeckte.
Titania sagte: »Ich habe das Gefühl, wir sollten unsere Lenden gürten.«
Sie warteten – schweigend, bis auf Brians Schluchzen – auf Ruby und Alexander. Sie hörten Ruby sagen: »Warum hat Gott mich bestraft, indem er mir Yvonne nimmt?«
Alexander antwortete: »Sollen die Wege eures Gottes nicht unergründlich sein?«
Als Ruby ins Zimmer kam und Brian sah, sagte sie: »Ich dachte, Gott würde mich zuerst holen. Ich habe einen rätselhaften Knoten. Ich könnte in einer Woche tot sein. Eine Zigeunerin hat mir im Jahr 2000 gesagt, dass ich die achtzig nicht schaffe. Seit jenem Tag weiß ich, dass meine Zeit abgelaufen ist.«
Während Brian den Sessel für sie räumte, sagte er wütend: »Könnten wir uns auf meine Mutter konzentrieren? Die ist nämlich wirklich tot.«
Ruby sagte: »Es macht mich ganz krank, dass Yvonne so gestorben ist, ohne jede Vorwarnung. Mein Knoten pocht. Yvonne wollte mit mir zum Arzt gehen. Da meine Tochter ja nicht aufstehen kann.« Ruby berührte ihre Brust und verzog das Gesicht, in der Hoffnung, dass jemand sich nach ihrem Befinden erkundigte.
Alexander sagte: »Sei nett, Ruby«, als würde er mit einem widerborstigen
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