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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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bleiben, wie es mir passt.«
    Dr. Bridges sagte: »Nun, das verstößt nicht gegen das Gesetz.«
    Eva fragte: »Doktor, ist es möglich, dass ich seit siebzehn Jahren eine postnatale Depression habe?«
    Dr. Bridges verspürte plötzlich das überwältigende Verlangen zu gehen. »Nein, Mrs. Biber, ist es nicht. Ich lasse Ihnen ein Rezept hier, um Ihre Nerven zu beruhigen, und Sie sollten Kompressionsstrümpfe tragen, solange Sie …« Er suchte nach den richtigen Worten und entschied sich für »Urlaub machen«.
    Ruby sagte: »Deine Sorgen möchte ich haben, was, Doktor? Ich wünschte, ich würde da im Bett liegen.«
    Eva murmelte: »Ich wünschte, du würdest in deinem Bett liegen.«
    Dr. Bridges ließ seine Tasche zuschnappen, sagte: »Einen schönen Tag noch, Mrs. Biber«, und ging, mit Ruby voran, nach unten.
    Eva hörte Ruby sagen: »Ihr Vater war genauso überkandidelt. Jeden Abend nach der Arbeit platzte er mit irgendeiner dramatischen Geschichte in die Küche. Ich hab immer gesagt: ›Warum erzählst du mir Geschichten von Leuten, die ich nicht kenne, Roger? Das interessiert mich nicht.‹«
    Nachdem der Doktor mit seinem Geländewagen weggefahren war, stieg Ruby die Stufen wieder hoch. Sie sagte: »Ich gehe zur Apotheke und besorge dir das Rezept.«
    »Schon gut, hat sich erledigt.« Eva hatte das Rezept zerrissen und die Reste auf ihren Nachttisch gelegt.
    Ruby sagte: »Dafür könntest du Schwierigkeiten kriegen.« Sie schaltete den Fernseher ein, zog den Stuhl vom Frisiertisch neben das Bett und setzte sich. »Ich komme jeden Tag und leiste dir Gesellschaft.« Sie nahm die Fernbedienung und Noel Edmonds erschien auf dem Bildschirm. Er war mit hysterischen Kandidaten beschäftigt, die irgendwelche Schachteln öffneten. Das Kreischen des Studiopublikums und der Kandidaten tat Eva in den Ohren weh.
    Ruby sah mit leicht geöffnetem Mund zu.
    Um sechs Uhr gab es Nachrichten. Zwei acht- und zehnjährige Schwestern waren vor ihrem Haus in Slough von einem Mann in einem weißen Lieferwagen gekidnappt worden. Eine Frau in Derbyshire war bei Hochwasser in einen Fluss gesprungen, um ihren Hund zu retten, und ist ertrunken, wogegen der Hund vier Stunden später unversehrt vor ihrem Haus aufgetaucht war. In Chile hatte es ein Erdbeben gegeben, Tausende waren unter den Trümmern verschüttet. Waisenkinder irrten durch das, was einst Straßen gewesen waren. Ein kleines Kind schrie: »Mama! Mama!« Im Irak hatte eine Selbst- mordattentäterin (ein junges Mädchen) eine Nagelbombe gezündet und sich selbst und fünfzehn angehende Polizisten in die Luft gesprengt. In Südkorea waren vierhundert junge Menschen bei einer Massenpanik ums Leben gekommen, nachdem in einem Nachtclub ein Feuer ausgebrochen war. Eine Frau in Cardiff verklagte ein Tattoostudio, das ihrem fünfzehnjährigen Sohn »HUT« auf die Stirn tätowiert hatte.
    Eva sagte: »Was für ein Katalog menschlichen Elends. Ich hoffe, der verdammte Hund ist dankbar.«
    »Sie müssen irgendwas falsch gemacht haben.«
    »Denkst du, Gott bestraft sie?«
    Ruby sagte trotzig: »Ich weiß, du glaubst nicht an Gott, Eva. Aber ich schon, und ich denke, dass diese Menschen Gott irgendwie verärgert haben.«
    Eva fragte: »Glaubst du an den altmodischen Gott, Mum? Hat er einen langen weißen Bart und wohnt in den Wolken? Ist er allwissend, allsehend? Sieht er in diesem Moment auf dich herab, Mum?«
    Ruby sagte: »Hör zu, ich will mich nicht schon wieder mit dir über Gott streiten. Ich weiß nur, dass er über mich wacht – und wenn ich mich schlecht benehme, bestraft er mich irgendwie.«
    Eva sagte sanft: »Aber er hat dich letztes Jahr am East Midlands Airport nicht davor bewahrt, Portemonnaie, Tickets und Pass zu verlieren, oder?«
    Ruby sagte: »Er kann nicht überall sein, und zur Hauptreisezeit hat er bestimmt viel zu tun.«
    »Und er hat dich auch nicht davor bewahrt, ein malignes Melanom zu kriegen?«
    Ruby sagte hitzig: »Nein, aber ich bin nicht dran gestorben, oder? Und man sieht die Narbe kaum noch.«
    Eva fragte: »Kannst du dir eine Welt ohne Gott vorstellen, Mum?«
    Ruby dachte einen Moment nach. »Wir würden uns alle gegenseitig an die Gurgel gehen. Das tun wir aber nicht.«
    Eva sagte: »Du denkst nur an England. Was ist mit dem Rest der Welt?«
    »Nun, die meisten sind Heiden, nicht? Die gehen ihre eigenen Wege.«
    »Und warum hat Gott einen Hund gerettet und eine Frau ertrinken lassen? Ist er vielleicht Hundeliebhaber?« Eva packte die Gelegenheit beim

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