Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Schweigen. Poppy spielte die reuige Sünderin.
Nach einigen Meilen sagte Brian zu ihr: »Du bist doch sonst so eine Quasselstrippe, Poppy.«
Poppy sagte leise: »Ich meditiere. Ich versuche herauszufinden, wer ich bin, Brian. Ich habe eine Individuationsstörung.«
Die Zwillinge kicherten.
Brianne sagte vom Rücksitz: »Ich weiß genau, wer du bist, Poppy. Soll ich es dir sagen?«
Poppy sagte kleinlaut: »Nein, aber danke, Brianne.«
Brianne lehnte sich zurück und genoss den Moment.
Brian junior sagte: »Ich kann diese Spannung nicht mehr aushalten. Es ist nicht nur, dass du riskant fährst, Dad, es ist auch, dass wir alle diesen bitteren inneren Monolog führen. Können wir bitte Musik anmachen?«
Brian sagte: »Du kannst meine Fahrweise kritisieren, wenn du selbst ein paar Jahre hinterm Steuer gesessen hast, mein Sohn. Und ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir Weihnachten vergessen und nach vorn blicken können. Wie wäre es mit einer interessanten Konversation? Ich habe ein paar Themen zusammengestellt – wollt ihr sie hören?«
Poppy sagte: »Ja«, während die Zwillinge gleichzeitig »Nein« sagten.
Brian sagte: »Okay, wie wär’s mit Jugendarbeitslosigkeit?«
Niemand antwortete.
»Der Euro?«
Wieder antwortete niemand.
»Na schön, etwas für euch junge Leute. Was tötet schneller – ein Hai oder ein Löwe?«
Brian junior sagte: »Ein Hai. Mit einem Vorsprung von fünfzehn Sekunden.«
Brianne sagte: »Wie wär’s mit, wie lange du schon Titania vögelst? Reden wir doch darüber.«
Brian sagte: »Du bist kein Mann, Brianne. Das würdest du nicht verstehen.«
Brian junior bemerkte ungerührt: »Ich bin ein Mann, und ich versteh’s auch nicht.«
»Du bist ein Junge«, sagte Brian. »Und, Brian junior, ich vermute, du wirst dein Leben lang ein Junge bleiben.«
»Das ist eine unglaublich verletzende Äußerung«, bemerkte Brian junior, »vor allem von einem Mann, der manchmal eine Baseballkappe verkehrt herum trägt.«
Brianne fügte hinzu: »Der den Rice Krispies zuhört, nachdem er Milch drauf gegossen hat, und dazu den alten Snap-Crackle-and-Pop- Song aus der Werbung singt.«
Poppy hauchte: »Ich bin noch nie in meinem Leben einem so reifen Mann begegnet. Ich wünschte, du wärst mein Vater gewesen, Brian.« Sie legte ihre Hand auf Brians, die auf dem Schaltknüppel ruhte.
Brian machte keinerlei Anstalten, sich von Poppy zu befreien. Als er in einen anderen Gang schaltete, nahm er ihre Hand mit.
Brianne fragte: »Wie kannst du Titania Mum vorziehen. Mum ist immer noch eine schöne Frau. Und sie ist nett und interessiert sich für Menschen. Titania sieht aus wie ein anatomisches Präparat, und sie ist auch nicht nett, Dad. Sie nennt Alexander hinter seinem Rücken ›Magnum-Mann‹. Sie sagt, er ist außen dunkelbraun und schokoladig und innen weiß wie Vanilleeis.«
Brian lachte und sagte: »Du musst zugeben, Brianne, er klingt wie ein Mitglied des englischen Königshauses.«
Brianne rief: »Seine Adoptiveltern haben ihn auf die Charterhouse geschickt. Er kann nichts dafür, dass er so spricht.«
Brian versuchte, mit Lichthupe und Auffahren, einen Sattelschlepper auf die Mittelspur zu drängen. Über den Lärm des Getriebes hinweg rief er: »Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel. Du klingst ja, als wärst du total in ihn verknallt.«
»Mehr als verknallt. Ich liebe ihn.«
Brian vergaß, sich auf die Straße zu konzentrieren, und musste das Lenkrad herumreißen, um auf der Spur zu bleiben. Er sagte: »Er ist zweiunddreißig Jahre älter als du, Brianne!«
Sie sagte: »Mir egal.«
»Es wird dir nicht mehr egal sein, wenn du ihm seinen runzligen Hintern abwischen musst und wenn seine Zähne in einem Glas neben dem Bett stehen. Erwidert er deine Liebe, Brianne?«
Aus dem Fenster sah Brianne durch den Schnee den Schein der Rücklichter. »Nein«, sagte sie.
»Nein«, wiederholte Brian, »weil du ein dummer verknallter Teenager bist. Du bist noch ein Kind.«
Brian junior beugte sich vor, bis sein Mund ganz nah an Brians Ohr war und sagte: »Und du bist scheinheilig. Du bist achtzehn Jahre älter als Titania.«
Brian gestikulierte verzweifelt, während er losdonnerte: »Denkst du, das weiß ich nicht? Jahrelang hatte ich Angst, dass sie mich für einen jüngeren Mann verlassen würde.«
Der Wagen schlingerte hin und her.
Poppy nahm ihre Hand von Brians und kreischte: »Bitte, nimm wieder beide Hände ans Lenkrad!«
Brian junior sagte: »Ich will wissen, wann genau du
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