Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)
Art Verlängerung Ihres Bettes sehen, wenn Sie ins Bad müssen. Ist das wahr?«
»Ja, das stimmt. Es ist eine Verlängerung des Bettes. Wenn ich Ihnen eine Kugel in den Kopf schießen würde, Schwester Spears, wäre besagte Kugel dann eine eigene Zustandsgröße oder gehört sie zur Waffe?« Sie erinnerte sich dunkel an ein Gespräch über Quantenphysik zwischen Brian und Brian junior, das sie eines morgens beim Frühstück mitgehört hatte, das erst beendet war, nachdem Brian das Marmeladenglas aus der Hand gerutscht und auf den Boden gefallen war.
Schwester Spears schrieb etwas auf Evas Karteikarte.
Eva sagte: »Ich würde gern sehen, was Sie da geschrieben haben.«
Die Schwester sagte, während sie die Karte außerhalb von Evas Reichweite brachte: »Tut mir leid, Ihre Karte ist vertraulich.«
Eva sagte: »Sie irren sich, Schwester Spears. Das Gesetz erlaubt den Patienten, ihre Karten zu lesen.«
»Nach meinem Ermessen sind Sie psychisch zu labil, um Ihre eigene Karte zu lesen. Es könnte eine weitere Psychose auslösen.«
»Ich bin körperlich und geistig gesund.«
»Psychotiker halten sich selbst häufig für gesund.«
Eva fing an zu lachen. »Sie gewinnen also auf jeden Fall?«
Schwester Spears sagte: »In der Frage liegt eine gewisse Paranoia.«
Eva fragte: »Sind Sie dazu ausgebildet, psychologische Gutachten zu erstellen?«
»Ausgebildet nicht, aber ich kenne mich damit aus. In meiner Familie gab es auch psychische Krankheiten, das ist nichts, dessen man sich schämen muss, Mrs. Biber.«
Eva spürte ein Frösteln, ein körperliches Gefühl der Angst. »Gewiss wollen Sie damit sagen, dass ich psychisch krank bin?«
Schwester Spears sagte: »Ich werde in die Praxis zurückfahren und Ihre Ärzte darüber informieren, dass Sie meiner Meinung nach eine Art Nervenzusammenbruch haben. Noch mal, Mrs. Biber, Sie brauchen keine Angst zu haben. Einige unser bedeutendsten Männer und Frauen haben dasselbe durchgemacht wie Sie. Denken Sie an Churchill, Alastair Campbell, Les Dennis.«
Eva wiederholte: »Aber ich bin nicht psychisch krank!«
»Wir haben Fortschritte gemacht, seit dem schwarzen Hund von Mr. Churchill. Wir haben inzwischen wunderbare Medikamente, und innerhalb weniger Wochen fühlen Sie sich wieder wie Sie selbst. Sie werden Ihr Bett verlassen und wieder am Leben teilhaben können.«
»Ich will nicht am Leben teilhaben.«
Schwester Spears zog ihren marineblauen Regenmantel an und fädelte den Gürtel sorgfältig durch die braune Lederschnalle. »Auf Wiedersehen, Mrs. Biber.«
Als sie fünf Minuten später die Stimme ihrer Mutter im Flur hörte und dann, wie die Haustür zugeschlagen wurde, rief Eva: »Mum!«
Ruby brauchte länger als sonst, um die Stufen hochzusteigen, und war außer Atem, als sie neben Evas Bett ankam.
Eva wollte ihre Mutter nicht verärgern, doch sie musste Klartext mit ihr reden. Sie fragte: »Na, hattest du einen netten Plausch mit der Schwester?«
»Ja«, sagte Ruby. »Sie hat mir von Dr. Bridges erzählt. Er war seit drei Tagen nicht bei der Arbeit. Er hat sich mit einem aromatischen Nasenhaarclipper die Nase ramponiert.«
Eva korrigierte gereizt: »Automatisch. Und sie sollte nicht über die Ärzte tratschen.«
»Den dunklen Arzt, Lumbago, mag sie nicht, sie sagt, er ist faul. Tja, so sind sie, nicht wahr?«
Eva sagte: »Nein, so sind sie nicht.«
»Ich würde ihren Job um nichts in der Welt haben wollen. Es ist ekelhaft, womit sich die arme Frau rumschlagen muss.«
»Du hast ihr von Brian und Titania erzählt. Du hast gesagt, sie würden in einem Gartenanbau wohnen.«
»Na ja, ich konnte schlecht Schuppen sagen, oder?«
»Und ich wünschte, du hättest ihr nicht von dem Weißen Pfad erzählt.«
Ruby sagte: »Aber alle wissen über den Weißen Pfad Bescheid.«
»Alle?«
»Na ja, alle, die ich kenne. Und ich will dir die Wahrheit sagen, Eva. Alle halten dich deshalb für bekloppt. Und ich sag dir noch was, Schwester Spears hält dich auch für bekloppt.«
»Und du, Mum? Was denkst du? Hältst du mich auch für bekloppt?«
Ruby schüttelte traurig den Kopf und sagte: »Ich habe das Gefühl, als hätte ich dich nie gekannt, und ich werde dich wohl niemals kennen. Keiner von uns kennt dich noch. Wir wollen die alte Eva zurück.«
»Ich mochte die alte Eva nicht. Sie war ein elender Feigling.«
»Alles, was du brauchst, ist ein Tapetenwechsel. Du hast dich vier Monate erholt. Jetzt steh auf, geh duschen, wasch dir mit deinem Gemüsezeugs die Haare
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