Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
Vom Netzwerk:
…«
    » Kräuter «, sagte Eva.
    »Zieh dir was Warmes an, dann machen wir einen Stadtbummel. Im Park gibt es Schneeglöckchen. Ich könnte mir Stanleys Rollstuhl leihen. Du wiegst doch nix, ich könnte dich schieben. Ich möchte mich um dich kümmern, Eva.«
    »Du verstehst es nicht, oder, Mum? Betrachte mich als Riesenraupe, die sich hier, in diesem Zimmer, verpuppt.«
    Ruby wurde langsam unbehaglich. »Du redest Unfug, hör auf damit!«
    Eva sagte: »Aber eines Tages werde ich mich häuten. Darauf freue ich mich schon. Ich frage mich, was ich wohl sein werde?«
    »Allein, wenn du so weiter redest.«
    Ruby ging nach unten und traf auf Titania, die dabei war, die Waschmaschine zu entleeren. Ihre und Brians Kleidungsstücke waren ineinander verheddert. Eines ihrer Nachthemden steckte in einem seiner Hemden.
    Ruby sagte: »Sind Sie gar nicht arbeiten?«
    Titania, die Ruby für so ziemlich die dümmste Person hielt, die sie je getroffen hatte, sagte: »Offenbar nicht, ich bin hier, in der Küche, in drei Dimensionen. Vier, einschließlich der Zeit.«
    Ruby sagte, mit einem Kopfnicken in Richtung von Evas Schlafzimmer: »Es wird schlimmer, gerade hat sie mir erzählt, sie wäre eine Riesenraupe.«
    Titanias Augen weiteten sich. »Sind Sie sicher, dass sie nicht so etwas gesagt hat wie ›Ich krieg noch einen Rappel‹ oder ›Ich hab Lust auf Rhabarber‹ oder etwas in der Art?«
    »Ich weiß, ich werd ein bisschen alt, aber ich habe sie definitiv sagen hören, sie sei eine Riesenraupe.«
    »Wie ein Insekt?«
    »Ja.«
    Titania murmelte: »Très kafkaesk.«
    Ruby sagte: »Würden Sie Brian, wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, sagen, dass Eva sich für eine Riesenraupe hält?«
    Titania sagte: »Oh ja, es wird mir ein Vergnügen sein, diese Information weiterzugeben.«
    »Ich gehe jetzt nach Hause«, sagte Ruby. »Ich fühl mich nicht.« Nachdem sie Hut und Mantel angezogen hatte, sagte sie: »Titania, was wird aus Eva, wenn ich nicht mehr bin?«
    Titania sagte: »Das würden wir schon schaffen.«
    Ruby setzte nach: »Würden Sie dafür sorgen, dass sie etwas isst?«
    »Klar.«
    »Ihre Wäsche waschen, ihre Bettwäsche wechseln?«
    »Natürlich.«
    »Sie waschen?«
    »Ja.«
    »Aber Sie würden Sie nicht lieben, Sie und Brian, nicht wahr?«
    »Es gibt genug Leute, die sie lieben.«
    Ruby versagte die Stimme. »Aber sie braucht ihre Mama, und wenn ich sicher in Jesu Armen ruhe, würde sich niemand richtig um sie kümmern, nicht wahr?«
    Titania sagte: »Ich habe den Verdacht, dass Alexander sie liebt.«
    Ruby nahm ihre leere Einkaufstasche und sagte: »Das ist Sex, ich rede von Liebe.«
    Titania sah ihr nach, als sie zur Haustür ging, und fand, dass sie in der letzten Woche sichtlich gealtert war. Sie wirkte unsicher auf den Beinen, und ihre Haltung war gebückt. Vielleicht sollte sie Ruby nahelegen, die halbhohen Pumps durch ein Paar Turnschuhe zu ersetzen.
    Als Brian die Haustür öffnete, konnte er Curry riechen, sein Lieblingsessen. Titania stand am Herd und buk über einer Gasflamme Chapatis. Jede Oberfläche, die gewienert werden konnte, glänzte. Ein Hauch von Bleichmittel lag in der Luft. Alles war blitzblank. Auf dem Tisch, der für zwei gedeckt war, stand eine kleine Vase mit Schneeglöckchen und eine Flasche Burgunder. Die Gläser waren poliert und reflektierten die Lichter.
    Er hob den Deckel des Kochtopfs und fragte: »Was ist das – Huhn?«
    »Nein, Ziege«, sagte Titania. »Und bevor ich’s vergesse, deine Frau hält sich jetzt für eine Riesenraupe. Ein ›ungeheures Ungeziefer‹.«
    Brian hatte einen empfindlichen Magen. Er schloss den Deckel wieder. Fast wäre ihm der Appetit vergangen. »Eine Riesenraupe?«, sagte er. »Hättest du damit nicht bis nach dem Essen warten können?«

45
    Am nächsten Morgen stand Barry Wooton vor der Tür, mit einer Frau, die er Yvonne als »eine neue Freundin« vorstellte.
    Yvonne, die Frühschicht hatte, führte sie plaudernd nach oben in Evas Schlafzimmer. Wie ein Dienstmädchen in einem Kostümdrama meldete sie: »Mr. Barry Wooton und Miss Angelica Hedge.«
    Eva setzte sich auf und sagte zu Barry: »Sie sind also immer noch hier?«
    Barry lachte und sagte: »Ja, dank Ihnen.«
    Eva sah zu Miss Hedge, die darauf wartete, vorgestellt zu werden.
    Barry sagte: »Sie hat es gern, wenn man sie Angel nennt. Sie hat am Bahnhof auf ein Taxi gewartet. Sie hat gesagt: ›Sie sehen aber fröhlich aus für einen Februarmorgen‹, und ich hab gesagt: ›Tja, das liegt nur an

Weitere Kostenlose Bücher