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Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition)

Titel: Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Townsend
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und erfuhr, dass seine Frau »ein Engel« war, »eine Heilsbringerin«, »eine Wundertäterin« und »eine Heilige«. Er, Brian Biber (75), war ein »hochkarätiger Atomwissenschaftler« und sie hatten »18-jährige Drillinge«, Poppy, Brianne und Brian junior.
    Sofort setzte er sich an seinen Schreibtisch und tippte einen Leserbrief.
    Ich möchte aufs Schärfste gegen Ihre Titelstory über meine Frau Eva Biber protestieren. Sie enthält viele Unwahrheiten und Ungenauigkeiten, beispielsweise bin ich kein Atomwissenschaftler. Ich arbeite in der Astronomie und ich bin 55 Jahre alt, habe das Pensionsalter also noch nicht erreicht.
    Ich bin kein Vater von Drillingen. Besagte Poppy ist in unserem Haus zu Gast und gehört nicht zur Familie.
    Ferner ist meine Frau weder »Engel«, »Heilsbrin- gerin«, »Wundertäterin« oder »Heilige«, noch ist sie »bettlägerig«. Sie hat aus persönlichen Gründen beschlossen, im Bett zu bleiben.
    Sie werden zu gegebener Zeit von meinen Anwälten hören.
    Mit freundlichen Grüßen,
    Dr. Brian Biber, BSc, MSc, D Phil (Oxon)
    Nachdem er auf »Senden« gedrückt hatte, eilte Brian den Korridor hinunter, um Titania die Titelseite zu zeigen. Sie lachte während des ganzen Artikels, und hatte einen leicht hysterischen Anfall, als sie las, dass Brian fünfundsiebzig sei.
    Als Brian ihr erzählte, dass er einen Leserbrief gemailt hatte, sagte sie: »Du Idiot! Das machte es doch nur noch schlimmer.«
    Einer von Titanias jungen Praktikanten, Jack Box, sagte: »Es ist schon auf Twitter. Unter dem Hashtag ›frauimbett‹. Wollen Sie sehen?«
    Brian und Titania hatten noch nie ein Tweet versendet, noch hatten sie je eins gelesen.
    Jacks Finger flogen über die Tastatur. Er sagte: »In der letzten Stunde gab es drei Beiträge.«
    Brian las, in absteigender Reihenfolge:
    Eva Biber eine Heilige? Wohl kaum, eher eine Schlampe.
    Ich brauche deine Hilfe, Eva. Ich will mich umbringen, wo bist du?
    Stirb! Brein Biba!!! 75 Jhr = alter Mann!! Atomkrft killt uns alle! Und macht Missgeburten!!!!
    Brian sagte: »Jetzt auch noch Hassbriefe, Tit. Und was kümmert es Eva? Gar nichts, mein Leid ist ihr gleichgültig.«
    Er las weiter:
    #FrauImBett, liest du das? Ich wünschte, ich wäre bei dir. Du siehst sexy aus.
    Während sie auf den Bildschirm starrten, blinkte »Neuer Tweet verfügbar« auf.
    Jack Box klickte mit der Maus darauf und der Tweet von GrünerMann2478 öffnete sich:
    #FrauImBett. Ich verstehe dein Bedürfnis nach spiritueller Regeneration. Vergiss nicht, wir sind alle aus Sternen gemacht, doch du bist mit Sternenstaub bestäubt. Pass auf dich auf, Schwester.
    Brian sagte: »Sternenstaub, meine Fresse. Wenn Eva die Überreste einer Supernova abbekäme, würde sie das nicht überleben.«
    Um 22.00 Uhr waren es 157 Tweets, und um sechs Uhr morgens hatte sich die Zahl fast verdreifacht.
    Ein Twitterer stellte die einfache Frage: »Warum liegt sie im Bett?«
    Und aus aller Welt kamen Vorschläge für eine Erklärung.

47
    Am nächsten Tag, einem Freitag, stand ein lokales Fernsehteam vor der Tür und bat um ein Interview mit Eva.
    Ruby, die an die Tür gegangen war, sagte: »Ich bin ihre Mutter. Ich bin Ruby Brown-Bird.« Sie erkannte den Moderator sofort. »Sie sind Derek Plimsoll. Ich bin ein großer Fan von Ihnen, ich sehe Sie jeden Abend in den Nachrichten.«
    Das stimmte. Ruby war eine große Bewunderin. Er war so attraktiv und witzig und machte nach dem Sechsuhrnachrichtenüberblick immer noch einen kleinen Scherz. Im Lauf der Jahre hatte sie sein schwarzes Haar grau werden und seinen Körper in die Breite gehen sehen, doch er trug nach wie vor schicke pastellfarbene Anzüge und ausgefallene Krawatten. Wenn er Politiker interviewte, war er sehr respektvoll. Er reagierte nie gereizt, wenn sie seinen Fragen auswichen – anders als dieser Jeremy Paxman. Er war wie ein alter, vertrauter Freund. Und manchmal, wenn er sagte: »Gute Nacht, East Midlands, bis morgen«, sprach sie mit dem Bildschirm und sagte: »Ja, bis morgen, Derek.«
    Das Mädchen, das Kamera und Stativ trug, sagte: »Und ich bin Jo.«
    Ruby mochte sie nicht. Sie war eine dieser Frauen wie Poppy, die knallroten Lippenstift trugen und schwere Stiefel. Ruby wurde aus den jungen Frauen heutzutage nicht schlau.
    Sie bat die beiden in die Küche und entschuldigte sich für die nicht vorhandene Unordnung.
    Derek zog die sonnengebräunte Nase kraus und sagte: »Wonach riecht es hier so gut?«
    Ruby sagte: »Ich habe einen Kuchen im

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