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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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ihnen meine private Festnetznummer und die von meinem Handy.«
    »Super. Ich gebe dir ihre ebenfalls.« Ich schreibe die Nummern schnell auf einen Block. »Vielleicht kannst du sie vor meiner Abreise kurz anrufen, einfach, um hallo zu sagen. Ich möchte, dass ganz besonders Noah dich mit einem guten Gefühl anrufen kann, falls er irgendwas braucht.«
    »Ich kann noch mehr tun. Ich werde noch mal mit ihm ins Museum gehen, damit wir unsere Beziehung auffrischen können.«
    »Machst du das? Du bist der Beste, Jeffrey.«
    Er grinst, lässt meine dicke Umarmung über sich ergehen, hält mich dann auf Armeslänge von sich. »Und jetzt verrat mir doch mal, wohin zum Teufel du verreist.«
    »Ich mache eine Seereise.«
    »Wusste gar nicht, dass du auf Kreuzfahrten stehst. Wohin geht’s denn?«
    »Die Bahamas.«
    »Na, ich hoffe mal, du hast gutes Wetter.« Er betrachtet mich nachdenklich, fast als würde er spüren, dass da etwas nicht stimmt. »Pass auf dich auf, Pirio, hörst du? Ein paar von uns lieben dich, wie du weißt.«
    *
    Es gibt keinen Grund, vor seiner Tür zu stehen. Nichts, was ich noch von ihm bräuchte, nichts, was ich wissen sollte. Aber ich bin trotzdem hier.
    Ich parke auf der Straße und gehe eine nicht asphaltierte ­Zufahrt zu einem Cottage hinunter. Es liegt am Stadtrand von Rockport, einem idyllischen Dorf am Meer dreißig Meilen nördlich von Boston. Vor ein paar Tagen hat er das Wohnheim in Charlestown verlassen und ist hierhergezogen. Das Haus habe WLAN und biete einen Blick auf den Hafen, sagt er. Es gibt eine Zugverbindung nach Boston.
    Es kommt mir spät vor, obwohl es das gar nicht ist. Erst neun Uhr. Der Himmel ist pechschwarz, weder Mond noch Sterne. Ein feiner Dunstschleier, zu fein, um ihn Nebel zu nennen, hängt im Schein der Lampe über der Tür.
    Ich steche morgen früh mit der Sea Wolf in See. Meine Reisetasche ist gepackt, mit zugezogenen Reißverschlüssen, prall wie ein Würstchen, gesichert mit einem kleinen Kombinationsschloss. Die Kameras sind drin, eingewickelt in Fleecepullis, ein Mobiltelefon in Reserve, in eine Wollsocke gestopft. Im Rucksack stecken mein Laptop und einige Bücher, darunter Wassili Aksjonows Generations of Winter , eine moderne russische Saga, die ich schon seit geraumer Zeit lesen wollte. Für den Fall, dass es tagsüber viele unausgefüllte Stunden oder, viel wahrscheinlicher, schlaflose Nächte geben sollte. Das alles steht reisebereit auf dem Boden neben meiner Wohnungstür.
    Wenn ich jetzt zu Hause wäre, würde ich wie eine Wahnsinnige auf und ab gehen. Angst lässt sich leichter bewältigen, wenn man in Bewegung ist. Allerdings gibt es verschiedene Arten von Angst, und während ich die zwei Holzstufen zu seiner Haustür hinaufgehe und dann leise anklopfe, werde ich von einer subtileren Variante ergriffen.
    Die Tür öffnet sich lautlos. Da steht er. Wir schweigen, und die Luft um uns herum fühlt sich stickig an. Ich frage, ob er mir das Kochen beibringt.
    Seine Augen verdunkeln sich; er wendet sich ab. Jetzt weiß er, dass ich wirklich gehe.
    Ich folge ihm in die Küche, wo er hektisch beginnt, fast leere Schränke zu öffnen und wieder zu schließen. Er sagt, er glaube nicht, dass es hier ein Kochbuch gäbe, wisse jedoch, was er bei seiner Mutter gesehen hätte. Sagt, man brauche sowieso keine speziellen Anleitungen, um an Bord eines Schiffes wie der Sea Wolf zu kochen. Die Männer werden höchstwahrscheinlich ­ausgehungert und dankbar sein, da Mahlzeiten, Schlaf und ­Pinkeln ihre einzigen Unterbrechungen von der Arbeit sind. »Egal was du machst, mach viel«, rät er. Empfiehlt Kohlen­­hy­drate: Pasta, Reis, Pfannkuchen zum Frühstück. Solche Dinge. Sagt, wahrscheinlich wäre es gut, tiefgefrorene Frikadellen an Bord zu haben. Und Würstchen, Bratkartoffeln, Tomatensoße, Sirup. Sagt, Fisch brät man am besten ein paar Minuten scharf in einer heißen Pfanne an oder backt ihn paniert im Herd. Auf gar keinen Fall zu weich kochen. Er zieht eine Augenbraue ironisch hoch. Mangel an frischem Fisch wird’s ja wohl kaum geben, oder?
    Dann fragt er, wann ich denn eigentlich abreise. Ich bemerke einen rauen Unterton in seiner Stimme.
    Ich sage, morgen früh um fünf.
    »In Ordnung«, sagt er energisch und klappert mit einigen weiteren Schranktüren herum. »In diesem Fall wird das Schiff bereits proviantiert sein. Du wirst kreativ mit dem arbeiten müssen, was du vorfindest.« Er lehnt sich an die Arbeitsfläche, verschränkt den linken Arm über dem

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