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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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rutscht hinters Steuer. Ich ­zögere, dann steige ich in den Wagen.
    »Wo ist die Sea Wolf ?«, frage ich.
    »Anderer Auslaufort. Mehr Ihr Stil.« Er mustert mich lächelnd. »Ich heiße Brad.«
    »Pirio.«
    »Ich weiß. Sie sind der Schwimmer. Nett, eine Berühmtheit an Bord zu haben.«
    »Das bin ich wohl kaum.«
    »Man kann sich’s nicht aussuchen.«
    »Ned Rizzo hat mir das Leben gerettet.«
    »Hab’s gehört. Ich kannte ihn gut, hab mehrere Jahre mit ihm zusammengearbeitet. Aber Sie, Sie sind ein anderes Kaliber –« So wie Brad mich ansieht, möchte ich einen Blick über meine Schulter werfen, Maria Mutter Gottes muss ihn gerade mit einer Erscheinung beglücken.
    »Wohin fahren wir denn?«
    »Sie werden schon sehen.«
    Wir fahren auf der 93 Richtung Süden, vorbei an Gastanks und Reklametafeln und leeren Grundstücken und vereinzelten hohen Gebäuden und dreigeschossigen Häusern, die so dicht nebeneinanderstehen, dass dazwischen kein freier Platz bleibt. Mein Herz klopft so heftig, dass ich mich wundere, es nicht hören zu können. Brad scheint mir ein ganz netter Kerl zu sein – das sind sie meistens, die hiesigen Fischer. Das ändert aber nichts daran, dass Johnny mich schon zum Narren gehalten hat. Erst stehe ich auf dem Kai wie ein braver Köder, und jetzt werde ich an einen mir unbekannten Ort gebracht. Ich höre Milosa im Hintergrund lachen. (Ich höre Milosa immer im Hintergrund lachen.) Und doch bleibt mir keine andere Wahl, als dranzu­bleiben und mich ganz normal zu verhalten, auch wenn gerade so ziemlich alle Filme, in denen Entführungen, Gefängnisse und Folter vorkommen, gleichzeitig in meinem Kopf ablaufen.
    Irgendwo in Dorchester verlassen wir die Autobahn und fahren Richtung Osten auf einer breiten, flachen Straße, die den Eindruck vermittelt, als ende sie im Nirgendwo. Sie führt zu einem Yachthafen. Überall Schiffe, einige davon Segelboote. Im Osten ist am Horizont ein rosa Lichtsaum aufgetaucht, und das erste Sonnenlicht schleicht sich über das Wasser, lässt es grün leuchten wie angelaufenes Kupfer. Ich öffne das Seitenfenster zum Kreischen der Möwen und Scheppern des Tauwerks.
    Wir fahren hinter ein Lagerhaus, und dort treibt auf dem nahen Meer in einer Anlegestelle ganz für sich allein eine Luxusyacht, innen und außen hell erleuchtet. Wahrscheinlich sechzig Meter lang, schnittig, weiß wie die Gischt mit einem spitzen Bug. Ich zähle vier Ebenen, aufeinandergestapelt wie die Schichten eines Hochzeitskuchens, mit Ausguck und einer Menge Elektronik obendrauf. Es ist ein Taj Mahal der Meere in der Nachbarschaft von Hütten.
    Brad schüttelt den Kopf wie ein Kind, das gerade in Disney World angekommen ist. »Sieh sich das einer an! Das ist ein Ding, oder?«
    »Wem gehört das Boot?« Sicher nicht Ocean Catch.
    »Bob Jaeger. Es heißt Galaxy . Das wird jetzt ihre Jungfernfahrt. Jaegers Freundin war die Sea Wolf leid – bietet nicht wirklich eine luxuriöse Unterbringung –, und als dann dieser Riss auftauchte, hat sie gesagt, sie setzt nie wieder einen Fuß darauf. Hat Jaeger überzeugt, eine Superyacht zu kaufen, hat er dann auch gemacht. Die Jungs sagen, dieses Scheißboot lässt keine Wünsche offen. Selbst das Klopapier soll superweich sein. Ehrlich, ich bin echt traurig, dass ich bei dieser Fahrt nicht dabei bin. Aber was soll’s. An so was sollte sich ein Kerl wie ich sowieso nicht zu sehr gewöhnen. Man muss ja trotzdem irgendwann zurück und wieder Flundern einholen, stimmt’s?«
    Er sieht mich mit leicht schlechtem Gewissen an. »Ich weiß, dass Johnny Sie als Ersatz für Flabby Abby als Koch angeheuert hat. Aber gestern Abend hieß es, dass Jaeger für die Bewirtungsseite ein paar seiner Leute mitgebracht hat. Angeblich hat er einen Wahnsinnskoch, einen Kellner und eine Dame, die sich um den Rest kümmert. Deshalb weiß ich nicht, was die jetzt mit Ihnen vorhaben.«
    Er parkt, und wir holen meinen Kram aus dem Kofferraum. Er trägt meine Tasche die Gangway hinauf. Am Ende erwartet uns ein Mann in einem marineblauen Sweatshirt. Er ist zwischen vierzig und fünfzig, magerer und gebeugter, als man es bei einem Fischer erwarten würde. Er begrüßt mich nicht und lässt durchblicken, dass er Besseres zu tun hat, als hier den Gastgeber zu mimen. Er und Brad wechseln ein paar leise Worte, und Brad macht kehrt, geht zum Wagen zurück.
    »Warten Sie«, sage ich und kämpfe gegen einen Anflug von Panik. »Warum kommen Sie nicht mit?«
    »Johnny und ich haben was zu

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