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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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Sie hier sind. Sie können doch nicht allen Ernstes glauben, Sie hätten auch nur die geringste Chance.«
    Als ich wieder Luft bekomme, keuche ich: »Ich schätze, Sie haben recht. Es spart uns allen eine Menge Zeit, wenn Sie mich gleich umbringen.« Ich habe ein lautes Klingeln in den Ohren.
    »Zuerst will ich wissen, für wen Sie arbeiten und wie viel Sie wissen.«
    »Ich arbeite für Sie. Bevor er starb, hat Ned Rizzo mir erzählt, was Sie machen, und ich wollte auch ein Stück vom Kuchen. Also habe ich John Oster gefragt, und er hat mich angeheuert. Oder hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    »Sie haben wirklich geglaubt, Sie wären als Mitarbeiterin an Bord dieses Schiffs gebracht worden?«
    »Ja. Eigentlich sollte ich hier kochen.«
    Halls Augen bleiben ausdruckslos. »Wir wissen, dass Sie mit einem Mr Wozniak, Larry Wozniak, zusammenarbeiten. Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    »Wozniak. War das der Typ auf der Beerdigung?«
    »Nachdem Sie an Bord der Galaxy gekommen sind, haben Sie einen gewissen Russell Parnell angerufen. Was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte …« O Gott, ich habe vergessen, dass Parnells Nummer natürlich im Mobiltelefon gespeichert ist. »Ich sagte: Ups, falsch verbunden. Entschuldigen Sie die Störung.«
    »Was hat Larry Wozniak gesucht, als er in die Büros von Ocean Catch eingebrochen ist?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »Welche Informationen haben Sie von Mrs Smith erhalten?«
    Fast bleibt mir das Herz stehen. Woher weiß er von Mrs Smith?
    »Sie sehen erschrocken aus, Ms Kasparov. Ich weiß sehr wohl, dass Sie und Mrs Smith bei zwei Gelegenheiten mitein­ander gesprochen haben. Ausführlich. Worüber haben Sie sich unterhalten?«
    »Hunde. Hundeliebhabern geht der Gesprächsstoff nie aus.«
    »Besitzen Sie einen Hund?«
    »Nein, aber ich wollte schon immer einen Bernhardiner.«
    »Ich hatte wirklich gehofft, Sie wären kooperativer.«
    Hall kommt um den Tisch herum und setzt sich auf dessen Kante. Durch meinen Kopf geistert das Bild eines knochigen, schlaffen, nackten Oberschenkels, übersät mit borstigen rosa Haaren. Falls dieser Mann eine Frau hat, ist mir schleierhaft, wie sie es über sich bringt, ihn zu berühren.
    »Hmmm. Pirio Kasparov. Eine einsame Frau mit einem einsamen Leben. Keine Freunde, bis auf eine versoffene Hure.«
    »Das ist dann schon mal ein Freund mehr, als Sie haben.«
    »Welche Beziehung haben Sie zur United States Navy?«
    Wieder bin ich überrascht. Sind sie mir den ganzen Weg bis zur Tür der NEDU gefolgt? »Die Navy hat sich gefragt, ob ich bionisch bin. Wie sich herausstellt, bin ich es. Cool, oder?«
    »Sie haben eine lebhafte Phantasie, Ms Kasparov.«
    »Witzig, der Teil ist wahr. Bisschen übertrieben, vermute ich. Aber im Grunde wahr.«
    »Ich verstehe. Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch ein Regierungsbeamter sind?«
    »Da bin ich aber sehr sicher.«
    »Arbeitet Mr Wozniak ebenfalls für die Navy?«
    Und auf einmal, einfach so, gehen mir die klugen Antworten aus. Wann haben sie angefangen, mir zu folgen? Seit dem Tag, als ich mit Johnny in seiner Garage gesprochen habe? Oder seit der Party zu Ehren von Mrs Smith’ Pensionierung? Oder war es noch viel früher – seit dem Zusammenstoß? Mir wird schlecht, als mir schlagartig bewusst wird, dass ich Mrs Smith und Parnell schon allein dadurch in Gefahr gebracht habe, dass ich mit ihnen gesprochen habe oder mit ihnen gesehen wurde. Gut möglich, dass ich Caridad Jaeger ebenfalls gefährdet habe. Hall hat die Fakten zusammengetragen, aber er hat sie überinterpretiert und beschlossen, dass Parnell und ich Agenten sind, die einen Tipp bekommen haben – vom Whistleblower der Firma, von Mrs Smith. Davon wird er sich nicht abbringen lassen. Dafür passt in seinem Kopf alles viel zu perfekt zusammen. Ordent­liche Geschichten lassen das Gehirn Feierabend machen. Ich denke, wahrscheinlich bin ich besser dran, wenn ich zugebe, dass ich ein Spion der Navy bin. Auf diese Weise könnte ich ihm vielleicht einreden, dass ich mehr Macht besitze, als es tatsächlich der Fall ist, was wiederum meinen Freunden einen gewissen Schutz bieten könnte. Es ist möglich, dass ich sogar Halls Loyalität Jaeger gegenüber aufbrechen könnte, der ungeniert ein kleines Bostoner Fischfangunternehmen für seine Unterhaltungsbedürfnisse als Geisel hält. Ich könnte vielleicht einen Deal machen, Hall und seiner Mannschaft Amnestie versprechen. Aber es geht für mich alles viel zu schnell. Ich brauche Zeit zum Denken.
    Bevor ich

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