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Die Frau die nie fror

Die Frau die nie fror

Titel: Die Frau die nie fror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Elo
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Stück fort vom Fenster.
    Wir lassen die Yacht hinter uns, drehen östlich über eine Bucht ein, fliegen über ihre felsige Mündung, ein niedriges Kliff auf der Nordseite und einen Sandstrand ganz am Ende. Die Maschine steigt höher, unter uns eine ausgedehnte Tundra, während im Süden ein steiler Berg aufragt. Jimmy wirft Martin einen Blick zu und fragt: »Wie lautet der Schlachtplan, Chef?«
    Martin sieht mich an.
    »Wir landen außer Sichtweite der Yacht«, sage ich, »kehren dann zu Fuß, am Ufer der Bucht entlang, zurück und suchen uns einen Platz, von dem aus wir beobachten können, was passiert.«
    »Okay. Aber wir können hier nicht landen«, sagt Martin.
    »Da drüben.« Jimmy deutet mit dem Kopf auf einen See mit einem glatten, weiten Uferbereich, der sich an den Fuß des Berges schmiegt.
    »Sieht gut aus«, sagt Martin.
    Wenig später strecken wir unsere Beine auf feuchtem Kies aus, im kühlen Schatten des Mount Duval. Der See ist glasklar und unberührt. Man sagt mir, das Wasser könne bedenkenlos getrunken werden. Martin und Jimmy schlagen vor, zurückzubleiben und das Lager zu errichten, daher holen Parnell und ich die Kameras aus dem Flugzeugheck und machen uns bereit, das unebene Gelände bis zu der Stelle zu überqueren, wo die Galaxy wartet. Ich schätze die Distanz auf etwa eine halbe Meile, und plötzlich brenne ich darauf aufzubrechen. Es ist ein Uhr mittags. Martin sagt, die Sonne wird gegen Viertel vor fünf unter­gehen.
    Wir wandern das Kliff an der Nordseite der Bucht entlang. An seinem Ende können wir aus sicherer Entfernung auf die Galaxy hinabblicken. Sie treibt ruhig im Schutz der vorgelagerten Halbinsel. Inzwischen ist Leben an Bord zu erkennen. Bob Jaeger lehnt sich am Heck gegen die Reling und lässt den Blick über das Wasser streifen. Neben ihm steht Margot, sie trägt eine große Sonnenbrille und hat sich ein malvenfarbenes Kopftuch locker um Kopf und Hals gebunden. Jorn Ekborg und Richard Lawler sitzen an einem Tisch und unterhalten sich angeregt.
    Zeit verstreicht. Nichts passiert. Ich werde unruhig. Was, wenn wir tagelang hier warten müssen? Gegen drei Uhr haben Parnell und ich uns auf dem kalten Boden niedergelassen, mit dem Rücken an einer Felswand, geschützt vor einem frischen Wind. Martin und Jimmy sind noch nicht zu uns gestoßen. Ich döse mit dem Kopf an Parnells Schulter. Die Jacke, die Tiffany mir geborgt hat, hab ich bis zum Kinn zugeknöpft. Plötzlich weckt er mich. »Hör mal!«
    Es ist das Tuckern eines Motorbootes, das den Meeresarm von Norden herunterkommt.
    Wir kriechen schnell zu unserem Aussichtspunkt zurück. An Deck der Yacht plaudert Jewgeni Petrenko, übertrieben gekleidet in einen mit Pelz besetzten Parka, mit Jaeger. Margot ist fort, und von den Püppchen ist auch keine zu sehen. Alan Stempel, der für gewöhnlich einzelgängerische amerikanische Filmemacher, ist aufgetaucht und trinkt an einem Tisch ein Glas Wein. Sein Blick ist zum Horizont gerichtet, in die Richtung des sich nähernden Motorboots. Brock, Dennis und ein weiteres Besatzungsmitglied stehen an der Reling. Die beiden Kajaks sind jetzt im Wasser und am Heck der Galaxy festgemacht. Ekborg und Lawler sitzen in den orangen Dingis und treiben in der Nähe auf dem Wasser.
    Jetzt umrundet das Motorboot den Nordrand der Halbinsel: Es ist ein schnittiges Fiberglasboot von etwa sechs Metern Länge mit einem Inuit am Steuer und einem zweiten, der nach hinten schaut, ein Fernglas um den Hals. Der Mann macht eine weit ausholende Geste mit dem Arm. Jaeger dreht sich aufgeregt um und gibt Ekborg und Lawler in den Dingis das gleiche Zeichen.
    Der Schwede und der Schotte werfen ihre Außenborder an. Dennis und Brock lassen sich in die Kajaks hinunter und paddeln zu ihnen hinaus. Der dritte Mann der Besatzung zieht ein weiteres Dingi an Deck. Es ist zu einem großen, plumpen Würfel verpackt. Er faltet es auseinander, legt es flach hin und beginnt, es mit Hilfe eines elektrischen Blasebalgs aufzupumpen, dessen Kabel sich hinter die Theke schlängelt.
    Petrenko klopft Jaeger auf den Rücken. Stempel steht auf und tritt zu ihnen. Ihre Köpfe drehen sich zu dem Motorboot und der Flotte kleiner Boote.
    Ich höre Geräusche hinter uns, und als ich mich umdrehe, sehe ich endlich Martin. Er sagt, Jimmy habe beschlossen, beim Flugzeug zu bleiben. Ich frage mich, ob das wohl irgendetwas mit dem Flachmann in Jimmys Jacke zu tun hat.
    Bislang hat noch niemand auf der Galaxy zu der Stelle an der Spitze des

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