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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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oder die Unterstützung der US-Regierung. Stattdessen würden ihre Gegner in den Genuss davon kommen. Des Geldes oder der Waffen, meine ich.«
    »Aber manchmal auch mit anderen Folgen.«
    »Manchmal habe ich den Leuten gesagt, dass sie getötet werden würden.«
    »Von dir?«
    »Normalerweise bin ich in diesem Punkt eher vage geblieben.«
    »Und war es so? Wurden sie getötet?«
    »Manche.«
    »Von dir?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Was soll das denn heißen?«
    Kate wollte die Frage nicht beantworten. Deshalb tat sie es auch nicht.
    Dexter wandte den Blick ab, um sie nicht ansehen zu müssen, wenn er ihr die Frage stellte, die er nicht stellen wollte. »Und gehörte es auch zu deinem Job, mit anderen Männern Sex zu haben?«
    »Nein.«
    »Aber hast du es trotzdem getan?«
    »Was getan?«
    »Mit anderen Männern geschlafen?«
    »Nein«, sagte sie. »Du?«
    »Nein.«
    Kate trank ihren Cappuccino aus, der nur noch lauwarm war. Dass ihre eheliche Treue im Mittelpunkt ihrer Unterhaltung stehen könnte – der einzige Betrug, dessen sie sich beide niemals schuldig gemacht hatten –, war nicht zu erwarten gewesen.
    »Hast du jemals einen Menschen getötet?«, fragte er rundheraus.
    Sie hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde – sie hatte sie gefürchtet –, trotzdem hatte sie sich keine Antwort parat gelegt. Und sie hatte sich nicht im Vorhinein entschieden, wie viel sie preisgeben würde. »Ja.«
    »Wie viele?«
    Sie wollte keine Zahl nennen. Das war einer der Hauptgründe, weshalb sie Dexter nie die Wahrheit über sich erzählt hatte – nicht nur, um nicht gegen die Geheimhaltungsklauseln der Firma zu verstoßen, und auch nicht, um nicht zugeben zu müssen, dass sie ihn all die Jahre belogen hatte. Nein, der Hauptgrund, weshalb sie ein Gespräch wie dieses niemals hatte führen wollen, war ein anderer: Sie hatte sich nicht gezwungen sehen wollen, diese Frage zu beantworten; diese Frage aus dem Mund ihres Mannes, der sie nie wieder so ansehen würde wie zuvor, wenn sie sie erst einmal beantwortet hatte.
    »Ein paar.«
    Seine Miene bat um mehr Genauigkeit. Oder Aufrichtigkeit. Aber Kate schüttelte den Kopf. Sie würde ihm die genaue Zahl nicht verraten.
    »In letzter Zeit auch?«, fragte er weiter.
    »Eigentlich nicht.«
    »Das heißt?« In seiner Stimme lag ein Anflug von Ungeduld, als sei er ihre ausweichenden Antworten leid.
    »Einen Monat nach Jakes Geburt war das letzte Mal. Es war jemand, den ich aus Mexiko kannte.« Wenn er schon eine Erklärung verlangte, würde sie ihm die ganze Geschichte erzählen. Zumindest fast.
    »Er war Politiker und hatte die Wahl verloren. Er wollte es noch einmal versuchen, nur diesmal mit unserer Unterstützung. Meiner Unterstützung. Ich hatte ihn längst abgeschrieben. Ehrlich gesagt, war ich kurz zuvor nach Mexiko geflogen, um mich mit anderen Kandidaten zu treffen, die den Sprung an die Spitze schaffen wollten. Das hatte er irgendwie herausgefunden. Nach meiner Rückkehr zwang er mich gewissermaßen zu einem Termin.«
    »Zwang? Wie denn?«
    »Er hat mich sozusagen entführt. Mitten auf der Straße. Ohne Gewaltanwendung, trotzdem war die Drohung eindeutig. Das Treffen entpuppte sich als Endlosmonolog seinerseits, weshalb wir – das heißt ich – ihn in seinen Bemühungen unterstützen sollten. Dann zeigte er mir ein Foto. Ein Foto von mir mit Jake, das jemand durchs Wohnzimmerfenster geschossen hatte.«
    Dexter legte fragend den Kopf schief.
    »Er hat mir gedroht. Sollte ich mich weigern, ihm zu helfen, würde meiner Familie etwas zustoßen. Ich war mir nicht sicher, wie ernst ich diese Drohung nehmen sollte. Eigentlich hätte ich ihr keinerlei Bedeutung zugemessen, aber das Problem war, dass dieser Kerl völlig unkalkulierbar war. Ein Spieler. Jemand, der nicht bei klarem Verstand war, sondern in einem Wahn lebte. Und ich hatte gerade ein Baby bekommen. Mein erstes Kind. Unser Kind.«
    »Und deshalb …«
    »Und deshalb sah ich keine andere Möglichkeit, wie ich dafür sorgen konnte, dass er uns in Ruhe lässt. Ein Mann wie er … dessen Einfluss zu groß ist, um ihn in Schach halten zu können, indem man ihn abschiebt oder ins Gefängnis steckt oder sonst etwas … Wenn er einem von uns etwas antun wollte, würde er es auch tun.«
    »Es sei denn, du bringst ihn um.«
    »Genau.«
    »Und wie? Wo?«
    Sie wollte ihm das Szenario nicht in sämtlichen Einzelheiten schildern. Sie wollte ihm nicht erzählen, wie sie quer durch Manhattan gefahren war, wie lange die

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