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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Lächeln. »Dexter auch.«
    »Was ist Dexter auch?«, fragte Dexter und kam näher. »Wahnsinnig attraktiv?« Er beugte sich vor, um Julia auf die Wange zu küssen. »Und wahnsinnig sexy?«
    Julia knuffte ihm neckend gegen die Brust. »Dexter wird sich auch wahnsinnig freuen, wenn er erfährt, dass wir alle zusammen in die Alpen fahren.«
    Abrupt wandte er den Kopf und starrte seine Frau an.
    »Ich weiß, was du denkst«, protestierte Kate, »aber wir planen hier kein Komplott. Ich wusste nichts davon, stimmt’s, Julia? Los, sag es ihm.«
    »Sie wusste nichts davon«, wiederholte Julia. »Ich schwöre. Bill und ich haben es in letzter Sekunde beschlossen. Erst vor zwei Tagen.«
    »Ihr lügt«, sagte Dexter, halb spielerisch, halb ernst. »Ich bin von Frauen umgeben, die mich schamlos belügen.«
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    Keiner der Gäste aß wirklich. Die Leute knabberten hier und da mal etwas, doch niemand schien die Zeit zu finden, sich hinzusetzen. Stattdessen hielten sich die meisten an die flüssige Nahrung.
    Kate war sich nicht sicher, ob sie fünf oder sogar sechs Gläser Wein getrunken hatte. Mittlerweile waren die lässigen Jazzklänge einem dezenten Classic-Rock-Mix gewichen, der im Hintergrund spielte, bis jemand die Lautstärke aufdrehte und »Hotel California« durch den Raum tönte.
    Leicht schwankend stand Kate in einer Ecke des kleinen Salons. Ein letzter Funke klaren Verstands durchdrang den Nebel aus Alkohol. Sie sah sich im Raum um, der ihr mit einem Mal wie ein Paralleluniversum erschien, ein Universum, in dem keiner von all diesen Leuten der war, der er zu sein vorgab. Inklusive Dexter.
    Julia unterhielt sich in einer Ecke mit einem der Väter aus der Schule, den alle für schwul hielten. Von Bill war weit und breit keine Spur. Ebenso wenig wie von Jane.
    Kate ging zur Bar hinüber, schnappte sich eine Sektflöte und schlenderte mit zielgerichteter Ziellosigkeit in Richtung Eingangshalle. Dort zog sie ihr Handy aus der Handtasche und drückte eine Taste, um den Bildschirm zu aktivieren. »Ja«, sagte sie zu einem fiktiven Gesprächspartner, »ist alles in Ordnung?« Der Handlanger im schwarzen Anzug, der vor der Eingangstür postiert war, warf ihr einen Blick zu, worauf sie entschuldigend lächelte. »Aber nein, Liebling«, protestierte sie, »du störst doch nicht. Erzähl mir, was passiert ist.« Der Wachmann sollte das Gefühl habe, als störe er, weil er hier herumstand und ein intimes Gespräch belauschte. Prompt schürzte er die Lippen und entfernte sich ein paar Schritte, um dieser fremden Frau ein wenig Privatsphäre zu gewähren.
    »Aber natürlich«, fuhr Kate mit vor Mitleid und Sorge triefender Stimme fort. »Liebling« war krank. Sie ging die mit dickem rotem Teppichboden ausgelegte Treppe hinauf, wo niemand sie hören oder sehen konnte. Die Treppe mündete in einen auf der einen Seite schummrig beleuchteten, auf der anderen stockdunklen Korridor. Sie entschied sich für die dunkle Seite. Sämtliche Türen standen weit offen, doch in keinem der Zimmer brannte Licht. Vorsichtig betrat Kate den ersten Raum – ein kleines, spärlich möbliertes Schlafzimmer. Die Vorhänge waren zugezogen, es herrschte fast vollständige Dunkelheit. Sie machte kehrt.
    Am Ende des Korridors öffnete sich eine Tür, und helles Licht drang heraus. Ein in einer hohen Sandalette steckender Fuß war zu erkennen. Mit einem Satz wich Kate in das kleine Zimmer zurück.
    »Ach, hör doch auf mit diesem Schwachsinn«, zischte die Frau. »Ich bin hier auf dieser beschissenen Weihnachtsfeier, Lou, und du solltest auch hier sein.« Die Stimme wurde leiser, als die Frau die Treppe hinunterging.
    Kate betrat das nächste, größere Zimmer – ein Büro mit einem Schreibtisch, einer Couch und einem niedrigen Tisch davor. Die Vorhänge waren offen, und von der Straße fiel Licht auf die Wand, auf der sich die scharfkantige Silhouette eines Baums abzeichnete. Daneben befand sich eine angelehnte Tür, durch deren Spalt Licht drang.
    Kate hörte heftiges Atmen.
    Sie spähte durch die Tür. Auf dem Boden stand ein Paar Herrenschuhe, darauf lag zerknüllt eine Hose, darüber war eine bestrumpfte Wade zu erkennen. Und ein hochgeschobener Rock, ein verrutschter Ausschnitt, der eine Brustwarze entblößte, ein Kopf, in den Nacken gelegt, der Mund geöffnet.
    »Aah«, stieß die Frau hervor. Der Mann legte der Frau die Hand auf den Mund und ließ seinen Daumen zwischen ihre Lippen gleiten. Die Frau packte ihn und sog ihn zwischen ihre

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