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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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Markise.
    Sie spielt auch gern Tennis. Letztes Jahr hat sie damit angefangen und rasch Fortschritte gemacht, sodass sie sich dem Kreis der anderen Mütter anschließen konnte, die in den Jardins du Luxembourg spielen. Und sie ist gut genug, um mit Dexter zu spielen.
    Nun, da er nicht mehr ganz so viel arbeiten und auf Reisen sein muss, haben sie mehr freie Zeit – und mehr als genug Geld –, um Dinge zu unternehmen, die ihnen Spaß machen. Sie sind gewissermaßen Dauertouristen in Paris. Mit einem Leben wie aus einem Traum.
    Trotzdem kann Kate nicht abstreiten, dass sie noch mehr will. Oder etwas anderes. Sie wird niemals zu diesen Frauen gehören, die einen Laden für Kinderkleidung oder eine Boutique für Inneneinrichtung eröffnen. Sie wird sich auch nicht dem Studium der alten Meister oder der Existenzialisten hingeben. Sie wird nicht mit einem Zeichenblock und Pinseln durch die Gegend laufen, ebenso wenig wie mit einem Laptop, um irgendwelche sinnlosen Geschichten zu Papier zu bringen.
    Aber sie kann nicht abstreiten, dass sie sich langweilt. Und heute Nachmittag ist ihr klargeworden, dass die Lösung für dieses Problem unmittelbar vor ihrer Nase liegt. Dank der Entdeckung in diesem Collegejahrbuch. Und sie weiß auch schon, wie sie diese neue Information für sich nutzen wird.
    Es überrascht sie nicht, dass die FBI-Agentin sie angelogen hat. Der Verrat ihres Mannes steht allerdings auf einem anderen Blatt. Kate hat nie auch nur eine Sekunde daran gezweifelt, dass Dexter sie und die Kinder liebt. Sie zweifelt nicht an seinem Charakter – Dexter ist ein anständiger Mann. Ihr Mann. Was auch immer die Erklärung für das wahre Ausmaß von Dexters und Julias Hinterhältigkeit sein mag – es bleibt doch eine unabänderliche Tatsache, dass Dexter ein anständiger Mensch ist.
    Mindestens ein halbes Dutzend verschiedener Szenarien hat Kate in der Zwischenzeit durchgespielt und wieder verworfen. Doch nun beschwört sie ein weiteres herauf. Eines, das auf Julias Neuigkeit beruht: Der Colonel ist tot.
    Sie biegt um die Ecke des Le Petit Zinc, als die Nachmittagssonne die sandfarbenen Gebäude der Rue St.-Benoît zum Strahlen bringt.
    Was für eine elegante Gegend, elegante Häuser …
    Kate bleibt abrupt stehen, und ihre Gedanken beginnen fieberhaft zu kreisen, zurück zum Anfang, zur Gewissheit, zu dem Tag, an dem alles begann.
    Und mit einem Mal weiß sie, was passiert ist.

20
    Kate zog sich die Mütze tiefer in die Stirn, als eine eisige Bö vom Montblanc heranwehte, der die schneebedeckten Gipfel in der Ferne überragte.
    Die Eiscreme war eine einleuchtende Erklärung. Sie hatten zu viel getrunken, die Tabletts mit dem Fingerfood waren praktisch leer gewesen, und sie hatten keine Lust mehr auf etwas mit Schinken gehabt. Also waren sie in die Küche gegangen, um nach etwas anderem zu suchen. In angeheitertem Zustand waren sie dann irgendwie in einem der privaten Räume der Botschaft gelandet. Durchaus glaubwürdig.
    Kate ging durch das Bahnhofsviertel Paquis – Araber und Nordafrikaner, Couscous-Restaurants und Souvenirshops, stämmige türkische Prostituierte mit Zigaretten in der Hand, bis auf die Knochen abgemagerte Männer in ausgebeulten Jeans, die sich in den Schatten der Hauseingänge herumdrückten: ein hervorragender Ort, um sich eine Waffe zu besorgen. Einen kurzen Moment lang überlegte sie, sich eine zu kaufen.
    An der Pont du Mont Blanc überquerte sie die Rhône und betrat den in der winterlichen Kälte verwaist daliegenden Jardin Anglais. Der kalte Wind trieb ihr die Tränen in die Augen.
    Die ganze Zeit über hatte sie sich immer wieder in Erinnerung gerufen, dass sie in Dexters Büro nichts gefunden hatte, was dort eindeutig nicht hingehört hätte. All die Unterlagen konnten tatsächlich etwas mit seiner Arbeit zu tun haben. Sie hatte keine Ahnung, woraus sein Job genau bestand, folglich hatte sie auch keine Ahnung, welche Art von Unterlagen er dafür brauchte.
    Aber, gütiger Himmel, diese Videokamera. Was sollte sie ihm erzählen, weshalb sie in sein Büro eingebrochen war? Und wie?
    Zum Glück war Dexter offenbar noch nicht über ihren Einbruch informiert worden. Falls doch, war er jedenfalls definitiv nicht der Mann, mit dem sie sich all die Jahre verheiratet geglaubt hatte.
    Eine Frau kam ihr entgegen, groß, dunkelhaarig und mit auffallend dichten Wimpern. Im ersten Moment konnte sie sie nicht einordnen, doch dann fiel es ihr wieder ein: Es war die Stewardess auf ihrem Flug heute

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