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Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frau, die niemand kannte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Pavone
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seine Hand zurückzog, griff er nach dem Foto und ließ es in seiner Manteltasche verschwinden. Er führte seine Tasse an die Lippen und nahm einen tiefen Schluck.
    »Drei Tage«, sagte er, »vielleicht auch vier.« Er legte eine riesige Münze auf den Tisch – einige dieser Schweizer Münzen würden sich notfalls auch als Diskusscheiben eignen.
    »Ich werde Sie finden.«
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    Als sie auf halber Höhe des Berges waren, setzte Schneefall ein, und die Flocken schienen mit jedem Meter, den sie zurücklegten, schwerer zu werden. Der Verkehr geriet ins Stocken, ein Kombi nach dem anderen fuhr an den Straßenrand, und die Fahrer stiegen aus, um im matschigen Kies die Schneeketten anzulegen. Unterhalb der Serpentinen waren steile Abhänge mit schroffen Felsen, schlanken Kiefern und Fachwerkchalets, die aussahen, als könnten sie jeden Moment in die Tiefe rutschen.
    Bis Montagmorgen war fast ein ganzer Meter Neuschnee gefallen, und die Wolken hatten sich verzogen. Vor dem Fenster ihres Schlafzimmers, das auf das Skidorf mit seiner Kinderskischule, den Cafés und Geschäften hinausging, hing rosig grau die Dämmerung. Kate tappte barfuß ins Wohnzimmer und schnappte nach Luft, als sie die Aussicht sah – seit ihrer Ankunft vor sechsunddreißig Stunden hatte sie auf nichts als eine graue Schnee- und Nebelwand geblickt, doch nun erstreckte sich vor ihr ein atemberaubendes Panorama. Ein Alpengipfel reihte sich an den anderen, alle bedeckt von pudrig weißem Neuschnee.
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    Elegant kam Julia am Ende der Piste zum Stehen. »Mein Gott«, rief sie, »ist das nicht absoluter Wahnsinn?« Sie küsste Kate auf die Wange. Bill kam ebenfalls angefahren, schüttelte Dexter die Hand und verpasste ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm.
    Der Schnee glitzerte im Sonnenschein. Im Norden erhoben sich vier hohe Berge, es war der silbrige Streifen eines Sees zu sehen und weit dahinter Gipfel, die unter dem klaren Himmel kaum mehr als winzige Punkte zu sein schienen.
    »Wollen wir?« Bill rammte seine Stöcke in den Schnee und stieß sich ab.
    »Los geht’s«, rief Dexter mit hörbar größerer Begeisterung als zuvor. Regelrecht draufgängerisch. Ihm war nicht wohl dabei gewesen, in dem schweren Schneesturm zu fahren. Der Lift hatte die Skifahrer auf über dreitausend Meter Höhe gebracht, weit jenseits der Baumgrenze, wo sie nichts als eine weiße Wand erwartet hatte. Die Sicht hatte bestenfalls dreißig Meter betragen, und nach einer einzigen Abfahrt hatte Dexter sich geweigert, noch einmal hinaufzufahren. Stattdessen hatte er sich mit den ruhigeren Pisten am unteren Teil des Bergs zufriedengegeben.
    »Ich will verdammt noch mal sehen, wohin es geht«, hatte er gesagt und war fluchend die blaue Abfahrt hinuntergefahren. Kate war der unbeabsichtigte philosophische Gehalt seiner Worte nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Auch sie wollte verdammt noch mal sehen, wohin es ging, und fragte sich, ob ihr das jemals wieder gelingen würde.
    Nun standen sie erneut auf dem Gipfel – bei strahlendem Sonnenschein ein völlig anderes Erlebnis. Kate hatte ihre Schneebrille auf, die sie in einen rosafarbenen Kokon hüllte. La vie en rose . Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie wieder das Blut auf dem Teppich, das aus einer Wunde in Torres’ Brust sickerte, während seine Augen blicklos auf die Zimmerdecke gerichtet waren und im Hintergrund das Baby schrie.
    Schaudernd schob Kate den Gedanken beiseite und fuhr zum Pistenrand. Eine heftige Bö fegte über den steilen Hang und jagte den Schnee in glitzernden Wirbeln über die glatte Oberfläche.
    »Ich fahre als Erster«, erklärte Bill und stieß sich ab. Dexter folgte ihm auf dem Fuß, und Julia fuhr als Nächste. Kate blieb noch einen Moment stehen und blickte zu den drei Menschen hinunter, die nur darauf warteten, dass sie sich in die Tiefe stürzte.
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    An der Biegung der breiten Piste blieb Kate stehen. Drei Tage waren vergangen, seit sie in Genf Kyle getroffen hatte, und langsam wurde es Zeit, dass er mit seinen Skiern aus dem Nichts kam und … was? Ihr sagte, dass die FBI-Leute in einem Fall ermittelten, der rein gar nichts mit ihr oder Dexter zu tun hatte. Das war ihr größter Wunsch. Doch es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er in Erfüllung ging.
    Kate blieb noch etwas stehen, ungefähr eine halbe Minute, und starrte auf die flauschig weiße Landschaft mit den butterweichen Schneekissen. Aber es kam niemand aus dem Nichts angefahren.
    Schließlich gab sie es auf und fuhr

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