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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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von der Regel. Aber Sie gehören weder zu der einen noch zu der anderen Sorte. Da hätte ich Stein und Bein drauf geschworen.«
    »Wieso?« fragte Rebecca. »Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Ich sehe in die Gesichter der Menschen, in ihre Augen. Und da kann ich erkennen, wie es in ihnen aussieht. Glauben Sie mir ? oder auch nicht. Ich stehe seit fünfzehn Jahren hinter den verschiedensten Tresen, ich erkenne einen Selbstmordkandidaten, wenn ich einen sehe.«
    Rebecca schaute Christiane vielsagend an. Die schien allerdings skeptisch. Na ja, verständlich. Wer konnte schon mit Sicherheit sagen, ob dem Keeper wirklich eine derartige Menschenkenntnis im Blut lag oder ob es sich lediglich um Barkeeperpsychologie handelte? Rebecca bedankte sich jedenfalls bei dem Mann.
    Sie fuhren mit dem Taxi zurück ins Krankenhaus. Sobald sie in den Polstern des Wagens saßen, fiel alle Energie von Rebecca ab. »Ich fühle mich total erschossen. Hundemüde«, murmelte sie und schloß die Augen.
    »Es sind nur zehn Minuten zum Krankenhaus«, sagte Christiane. »Schlaf jetzt nicht ein.«
    Doch das hörte Rebecca nur noch von weitem.
    Entsprechend benommen war sie, als das Taxi vor dem Krankenhaus hielt und Christiane sie vorsichtig weckte. Während Rebecca zu tun hatte, wieder zu sich zu kommen, bezahlte Christiane das Taxi und nahm dem Fahrer Rebeccas Koffer ab.
    Der Fahrstuhl brachte sie nach oben.
    Im Zimmer angekommen, zog Rebecca sich, einer Schlafwandlerin gleich, aus und legte sich ins Bett. Christiane hob die auf dem Boden liegenden Sachen auf, legte sie zusammen und auf einen Stuhl.
    Anschließend öffnete sie Rebeccas Koffer, um ihr für den nächsten Tag neue Sachen zurechtzulegen. Das kann sie doch selbst , sagte sie sich, als sie den Reißverschluß aufzog. Dennoch wollte sie sich diese kleine Geste der Vertrautheit nicht nehmen lassen. Beim Aussuchen der Bluse wurde ihr Blick durch irgend etwas auf eine der Netztaschen des Kofferdeckels gezogen. Was war das? Christiane sah genauer hin und traute ihren Augen nicht. Das Polaroid! Es zeigte sie und Rebecca, hoch in der Luft. Das hatte Rebecca eingepackt?
    »Christiane?« rief Rebeccas Stimme müde vom Bett her.
    Christiane, die angenommen hatte, Rebecca sei sofort wieder eingeschlafen, schreckte auf und ging zu ihr. »Ja?«
    »Wenn das alles nicht geschehen wäre, diese Sache im Hotel, was auch immer da passiert ist, wenn ich nicht mit einer Amnesie in diesem Krankenhaus gelandet wäre, dann wäre ich aus München zurückgekommen, und wir beide hätten so weitergemacht wie gehabt. Distanziert, einander mißverstehend. Nicht wahr?«
    Christiane nickte. »Das nehme ich an.«
    Rebecca lächelte müde. »Dann bin ich froh, daß es so ist, wie es ist.« Sie schloß die Augen.
    Christiane schaute auf Rebecca, zum Koffer, wieder zurück.
    Rebecca hatte ein Foto von ihnen beiden mit auf die Reise genommen? Wohlgemerkt, die kühle, abweisende Rebecca! Denn beim Antritt der Reise war sie das ja noch gewesen. Christiane fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Mit allem hätte sie gerechnet, doch niemals damit.

12
    C hristiane hievte Rebeccas Koffer in den Kofferraum des Mercedes.
    Rebecca trat jetzt aus dem Haupteingang des Krankenhauses. Heute trug sie nur eine Jeanshose, dazu eine legere Bluse und ihre Jacke darüber.
    Christiane öffnete Rebecca die hintere Tür des Wagens. Rebecca blieb neben Christiane stehen, drückte wortlos die Tür zu. Dann ging sie um den Wagen, öffnete die Beifahrertür und setzte sich auf den Platz neben Christiane, die, immer noch mit dem Ausdruck der Verblüffung im Gesicht, nun ebenfalls einstieg.
    »Das ist eine Privatfahrt, und ich möchte mich auch gern privat fühlen. Deshalb sitze ich lieber hier vorn«, erklärte Rebecca schlicht.
    Christiane fuhr los.
    »Ich überlege die ganze Zeit, wie ich die Sache angehen soll«, meinte Rebecca, als sie die Autobahn erreichten. »Direkte Konfrontation mit Marius? Oder so tun, als sei nichts passiert und seinen nächsten Zug abwarten?«
    Christiane schwieg. Da war sie überfragt.
    »Und dann ist da noch was«, fuhr Rebecca fort. »Was, wenn ich weitere Erinnerungslücken habe, von denen ich noch gar nichts weiß? Vielleicht bin ich im Moment wirklich nicht in der Lage, die Firma zu leiten? Dann bin ich auf Marius auch noch angewiesen.«
    »Warum nimmst du nicht einfach zwei Wochen Urlaub und ziehst dich zurück, bis die Erinnerungen wieder da sind?«
    »Damit leiste ich Marius’ Angriff nur Vorschub, gebe

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