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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Wettstreit darum, wer die schönsten und komfortabelsten davon hat. Neid rottest du nie aus. Der ist im Menschen zu fest verankert.«
    »Nanu!« staunte Rebecca. »Und das aus deinem Mund. Du fechtest doch so gern für das Gute im Menschen.«
    »Stimmt.« Christiane legte die Stirn in Falten. »Was ist los mit mir? Kann Pessimismus anstecken? Ich sollte wohl nicht so lange in deiner Nähe sein.«
    Rebecca sah Christiane eindringlich an. »Ich hoffe, das meinst du nicht ernst. Das würde mich sehr enttäuschen. Ich fühle mich nämlich ziemlich wohl in deiner Nähe.«
    Christiane schwieg, unsicher, was sie erwidern sollte.
    »Und ich frage mich«, fuhr Rebecca nachdenklich fort, »was hat mich vor meinem – nennen wir es Unfall – davon abgehalten?«
    Auch dazu wußte Christiane nichts zu sagen. Aber Rebecca erwartete auch keine Antwort von ihr. Sie schüttelte leicht den Kopf. »In meinem Leben gerät gerade so einiges durcheinander. Seltsamerweise fühle ich mich kaum beunruhigt. Mal abgesehen davon, daß ich mir natürlich Sorgen mache, ob Marius’ Plan Erfolg haben wird, bin ich . . . froh über die Umstände. Ich glaube fast, es schadet mir weniger, als ich immer annahm . . . die Dinge nicht so verkrampft zu sehen. Was meinst du?«
    Christiane fühlte Rebeccas forschenden Blick auf sich. Fragte sie das ernsthaft? Natürlich schadete es ihr nicht. Ganz und gar nicht. Allerdings waren bestimmte Teile dieser geringeren Verkrampftheit, was sie, Christiane, anging, in höchstem Maße verwirrend. Allein dieser Blick gerade. Darin lag eindeutig mehr als nur die Suche nach Bestätigung. Da schimmerte etwas in Rebeccas Augen . . .
    Aber wie wirklich konnte das sein?
    »Ich weiß nicht.«
    »Wie, du weißt nicht?!«
    »Wird das anhalten, wenn die Unruhe vorbei und die alte Ordnung wieder hergestellt ist?« Christiane suchte nach Worten, um ihre Zweifel zu artikulieren. »Rebecca, dein neues Ich dauert gerade mal zwei Tage. Es ist quasi ein Urlaub von deinem bisherigen Leben. Welches viel zu diszipliniert war. Klar fühlst du dich im Moment lebendiger. Selbst dieser Berg von Problemen, wegen dem wir hier sitzen, schlägt aus der Art der Probleme, die du sonst hast. Aber wenn das alles vorbei ist, willst du dann wirklich so weitermachen? So Rebecca-atypisch?«
    Rebecca blickte nachdenklich drein. »Ja, das habe ich vor«, sagte sie langsam. »Glaube ich zumindest.«
    Schweigen.
    Plötzlich stand Rebecca auf. »Noch einen Kaffee?«
    Christiane schaute auf ihre Tasse. »Ist noch halbvoll.«
    »Aber bestimmt ist der Kaffee schon kalt, ich hole dir einen neuen.«
    Rebecca griff nach den beiden Tassen auf dem Tisch und verschwand in Richtung Küche.
    Dort angekommen, fragte sie sich: Was ist denn mit mir los? Sie trommelte nervös mit den Fingern auf die Arbeitsplatte. Christiane hatte vollkommen recht. Sie befand sich in einer Phase, in der ihr Leben Kopf stand. Da sollte man nicht damit beginnen, den verbleibenden Rest, der einen bisher immer in Sicherheit wog, auch noch einzureißen.
    Aber tat sie das, nur weil sie sich plötzlich in Christianes Nähe so wohl fühlte und dies auch zeigen wollte. Immerhin, auch damit hatte Christiane recht, gerade mal zwei Tage dauerte dieses neue Gefühl an. Diese angenehme Aufregung, Leichtigkeit und Nervosität zugleich. Immer, wenn sie in Christianes Augen schaute. So etwas war ihr das letzte Mal passiert, als . . . sie sich in Liane verliebt hatte.
    Bin ich dabei, mich in Christiane zu verlieben?
    Ging das? Konnte so etwas in zwei Tagen passieren? Oder war da vorher schon was gewesen? Vielleicht war diese ganze Geschichte in München ja auch ein Wink des Schicksals. Der Stein des Anstoßes, etwas in ihrem Leben zu ändern. Christianes Verhalten in den letzten beiden Tagen ließ keinen anderen Schluß zu, als daß ihre Gefühle ähnlich waren. Wäre es nicht dumm, wenn sie beide davor die Augen verschlossen?
    Rebecca goß Kaffee in die Tassen nach und ging zurück ins Wohnzimmer. Christiane stand mittlerweile vor dem Fenster, schaute in die Dunkelheit. Rebecca stellte die Tassen ab, ging zu ihr und legte behutsam eine Hand auf Christianes Schulter.
    Christiane schrak leicht zusammen, drehte sich um. Als sie den Ausdruck in Rebeccas Augen sah, senkte sie den Blick. Rebecca legte ihre Hand unter Christianes Kinn, hob es hoch, so daß die ihrem Blick nicht mehr ausweichen konnte. »Fühlst du dasselbe wie ich?«
    Christiane schluckte. »Ich . . .« Sie brach ab. Doch ihr

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