Die Frau im Rueckspiegel
Frühstück bewachen, während du duschst?« fragte sie.
Rebecca drehte sich zu ihr um. Ein Ausdruck der Enttäuschung lag in ihrem Gesicht. »Ich hatte gehofft, du würdest dein Hemd nicht finden.«
Christiane schmunzelte. »Vergebens gehofft«, erwiderte sie schnippisch.
Rebecca kam zu ihr, legte ihre Hände um Christianes Hüften, zog sie an sich und küßte sie. Dann ging sie nach oben.
Auch Rebecca brauchte nicht länger als zehn Minuten.
»Wo hat Hanna die Bügelstation versteckt?« fragte Christiane, als Rebecca zurück in die Küche kam.
»Bitte?« Rebecca setzte sich zu Christiane an den Frühstückstisch.
»Die Uniform«, erinnerte Christiane. »Sie braucht eine Auffrischung.«
»Ich dachte, das sei eine Ausrede.« Rebecca schlürfte an ihrem Kaffee.
»Ja, schon. Aber eine mit Wahrheitsgehalt.« Christiane blinzelte Rebecca zu. »Meine Chefin ist äußerst penibel, was das äußere Erscheinungsbild betrifft.«
»Eine Zicke, deine Chefin, was?« Rebecca grinste.
»Manchmal.«
»Schwierig?«
Christiane seufzte demonstrativ. »Kann man so sagen.«
»Warum machst du das Theater mit?« Rebecca hob die Hände. »Du könntest kündigen.«
»Sie bezahlt zu gut.« Christiane gluckste.
Rebecca griente. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, wurde ernst. »Nur deswegen?«
Christiane schaute Rebecca offen an. »Hauptsächlich deswegen. Jedenfalls bis vor diesem Wochenende.«
Rebecca griff nach Christianes Hand. »Was hat sich geändert?«
Christiane zögerte. »Sag du es mir.«
Sie sahen einander abwartend an. Rebecca spürte, daß Christiane die Bitte absolut ernst meinte. Sie war unsicher, was die vergangene Nacht für sie, Rebecca, bedeutete.
»Ich weiß nicht, was vor diesem Wochenende war.« Rebecca strich sanft über Christianes Hand. »Doch was immer war, ich muß ziemlich dumm gewesen sein, daß ich dir das Gefühl gegeben habe . . . ich würde dich nicht sehen. So blind kann man gar nicht sein! Wahrscheinlich habe ich dich sehr wohl gesehen. Nur nicht den Mut gehabt, es dir zu zeigen.« Rebecca machte eine Pause. »So dumm bin ich jetzt nicht mehr«, fügte sie fest hinzu. »Ist es das, was du hören wolltest?«
Christiane lächelte. »Ja.«
»Und was ist mit dir?«
»Wie, mit mir?«
»Was hat sich nun bei dir geändert?«
»Nichts.«
Rebecca hob fragend die Augenbrauen. »Nichts?«
Christiane zog vorsichtig ihre Hand zurück und schaute plötzlich auffällig konzentriert auf ihren Teller, wo ihr Toast lag. Sie bestrich ihn mit Butter und legte eine Scheibe Käse darauf.
»Wieso nichts?« wiederholte Rebecca ihre Frage.
Christiane hob den Kopf. »Na ja, was soll’s.« Sie holte entschlossen Luft. »Ich fand dich vom ersten Moment an ziemlich attraktiv. Das war wohl auch ein Grund, warum ich geblieben bin.«
»Wirklich?«
»Ja. Aber mehr noch fand ich dich arrogant!«
»Ups.«
»Allerdings, na ja, auf eine faszinierende Art.« Christiane hielt inne. Sollte sie den Rest auch verraten? Oder würde sie Rebecca erschrecken, wenn sie ihr von ihren Gefühlen erzählte? Das war Rebecca sicher zu viel. In so kurzer Zeit. Nein. Ein solches Geständnis ließ sie besser!
Christiane biß in ihren Toast. »Zufrieden?«
»Hm.« Rebecca überlegte. »War das nun ein Kompliment oder keines? Ich bin mir nicht sicher.«
»Ach, du wolltest ein Kompliment?« Christiane griente. »Das hättest du doch sagen müssen.«
»Ich dachte, das sei klar.«
»Also gut«, gluckste Christiane, »dein spröder Charme hat mich vom ersten Augenblick an für dich eingenommen. Niemand hat einen so hinreißenden Befehlston an sich wie du. Ich schmolz jedesmal dahin.«
Rebecca lachte schallend. »Das ist das originellste Kompliment, das ich jemals bekommen habe.« Sie stand auf, beugte sich hinüber zu Christiane und küßte sie. »Du bist ganz schön frech. Aber das wußte ich spätestens am dritten Tag. Keiner meiner Fahrer hat es bisher geschafft, eine Polizeiwache von innen zu sehen. Du brauchtest gerade mal achtundvierzig Stunden dazu.«
Christiane lachte nun ebenfalls, hielt aber plötzlich inne. »Das . . . habe ich dir doch gar nicht erzählt.«
Rebecca stutzte. »Nein?«
Christiane schüttelte den Kopf.
Rebecca setzte sich. »Dann . . . kommt die Erinnerung wohl langsam zurück.« Erleichterung zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. »Wird auch Zeit«, murmelte sie.
Christiane wartete, während Rebecca in sich hineinhorchte. »Aber ich kann mich immer noch nicht erinnern, was
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