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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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das kleine Mädchen ebenfalls gesehen hatten, verschwieg sie ihm, weil ihr das eine zu intime Nachricht für einen so öffentlichen Ort zu sein schien.
    Max schüttelte immer wieder den Kopf. »Du bist unglaublich!«, sagte er mit ehrlicher Bewunderung in der Stimme.
    Anouk lächelte und neigte den Kopf. »Danke, man tut, was man kann.« Sie hob ihr Glas. »Trinken wir auf Bernhardine!«
    Er nickte. »Wo immer sie liegt«, fügte er hinzu.
    Anouk hatte erwartet, dass er ihr noch hundert weitere Fragen stellen und genauso aufgekratzt sein würde wie sie. Doch er blieb seltsam ruhig, stocherte in seinem Essen herum und blickte ab und zu mit leerem Gesichtsausdruck auf den See hinaus, auf dem sich langsam die Dämmerung niederließ.
    »Ist was?«, fragte sie.
    Max seufzte und legte seine Gabel neben den Teller. Er strich sich durch die Haare, und Anouk fröstelte plötzlich. So sahen Männer aus, wenn sie einer Frau etwas Unangenehmes mitzuteilen hatten. Ihr Mund wurde schlagartig trocken, und sie griff hastig nach ihrem Weinglas.
    Max räusperte sich. »Es fällt mir etwas schwer, darüber zu sprechen«, begann er, und Anouk schluckte. Also doch! »Aber irgendwann musst du es ja erfahren«, fuhr er fort.
    Anouks griff erneut nach ihrem Glas. Es war leer, ebenso wie die Flasche.
    »Willst du mit mir Schluss machen?«, stieß sie hervor und versuchte, dabei zu lächeln, obwohl ihr jämmerlich zumute war. Angreifen, bevor der Gegner Wunden schlägt! Sie wagte es nicht, Max dabei anzublicken, sondern faltete akribisch ihre Stoffserviette zu einem gleichschenkligen Dreieck zusammen. Als er nicht antwortete, hob sie dennoch den Kopf. »Also?«
    Ihre Stimme zitterte leicht. So viel zu ihrem schauspielerischen Talent.
    »Nein, ich nicht, aber du vielleicht.«
    Er griff ebenfalls zu seinem Glas und betrachtete es nachdenklich.
    »Wieso sollte ich das denn wollen?« Sie schüttelte verwirrt und gleichzeitig erleichtert den Kopf.
    »Nun ja«, druckste er herum, »es ist wegen Rufli.«
    Anouk krauste die Stirn. Wovon zum Teufel sprach Max da?
    »Was ist mit Rufli?«, fragte sie, winkte den Kellner heran und zeigte auf die leere Flasche Rosé. »Bist du etwa mit ihm verwandt?« Sie lachte und schüttelte ihre Locken. »Das wäre der Clou!« Doch als Max keine Miene verzog, blieb ihr das Lachen im Halse stecken. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?«, fragte sie entsetzt. »Sag mir, dass das nicht wahr ist!«
    »Mütterlicherseits«, erwiderte er und biss sich auf die Lippen. »Ich habe meine Großmutter heute Nachmittag angerufen, weil mir der Name Walter Rufli irgendwie bekannt vorkam. Ich wusste, dass sie einmal über ihn gesprochen hat. Er war ihr Cousin. Und Herbert Rufli ist es demzufolge – natürlich – immer noch.«
    Anouk starrte ihn entgeistert an. Max ein Rufli? Sofort musste sie daran denken, was der Kurator vor Jahren seinem Bruder an den Kopf geworfen hatte: Du beschmutzt die Familienehre! O Gott, wenn sich jetzt irgendwelche Blutsbande in Max zu Wort meldeten, würde das ihre junge Beziehung auf eine harte Bewährungsprobe stellen. Vielleicht sogar ihr Ende bedeuten. Ihr wurde ganz flau im Magen.
    »Du sagst ja gar nichts.« Max blickte sie erwartungsvoll an. »Kleiner Schreck in der Abendstunde, was?« Er lachte, doch es klang bemüht.
    »Ich?«, begann Anouk. »Die Frage ist eher, was du dazu sagst. Die Ruflis haben ja schließlich eine Aversion gegen meine Familie! Also müsste ich mich eher bei dir erkundigen, was du davon hältst.«
    »Du traust mir wirklich zu, dass ich mich von so einem Schwachsinn beeinflussen lasse?«
    »Tust du’s?«, fragte Anouk lauernd.
    Max’ Augen verengten sich. »Ich dachte, du würdest mich besser kennen.«
    »Tja, dann hast du dich dahin gehend eben getäuscht«, erwiderte sie.
    »Scheint so«, sagte er resigniert.
    Anouk biss sich auf die Lippen. Alles lief irgendwie schief. Sie wollte sich doch gar nicht mit Max streiten, sondern viel lieber Bernhardines Identitätsfindung mit ihm feiern. Wie waren sie bloß in diese angespannte Situation geraten? Nahm sie denn tatsächlich an, dass er wegen seiner Verwandtschaft mit Rufli die Beziehung zu ihr beenden würde? Nicht wirklich. Max hatte ihr mehr als einmal bewiesen, wie viel sie ihm bedeutete. Woher kam dann aber diese plötzliche Angst, dass er es trotzdem tun könnte? Hatte sie der Tod ihrer besten Freundin denn so sehr in ihren Grundfesten erschüttert, dass sie allein schon der Gedanke an einen weiteren Verlust

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