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Die Frau mit dem Hund

Die Frau mit dem Hund

Titel: Die Frau mit dem Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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war schwarz. Das wenige Licht auf der Straße kam von den Bildschirmen hinter den Fenstern, hier und da flackerte eine Kerze.
    Bei Abramowski flackerte keine Kerze. Abramowski stand am Fenster und sah durch die Dunkelheit nach unten.
    Ich pass auf dich auf, dachte er, als die Haustür aufging und er Pola und ihren Hund in dem schmalen Lichtspalt erkennen konnte, der kurz auf die Straße fiel.
    Zsazsa hielt ihre spitze Nase in die Luft und schnupperte in alle Richtungen die Straße entlang, dann wandte sie sich entschlossen nach rechts. Ins Zentrum. Sie war so aufgeregt oder so hungrig oder beides, dass sie nicht einmal ausreichend Ruhe zum Pinkeln fand, sondern eilig weiterschnüffelte, noch bevor sie damit fertig war. Pola war erleichtert, dass sie sich nicht darum kümmern musste, was Zsazsa auf dem Bürgersteig hinterließ. Morgen früh würde die Straßenreinigung noch vor Sonnenaufgang mit ihren Kehrmaschinen hier durchfahren; jedenfalls hatte Abramowski das gesagt, als er ihr in groben Zügen erklärt hatte, was sie erwarten würde, wenn sie das Haus verließe, und Pola war das sehr recht, auch wenn sie jetzt feststellte, dass die Straßenreinigung sich ihre Durchfahrt eigentlich schenken könnte, so sauber glänzte der nasse Bürgersteig durch die Nacht. Leer und verzweifelt sauber.
    Sie wusste, dass sich im Zentrum des siebten Di­ strikts der gläserne Gebäudekomplex befand, den sie Meile nannten, und dass zwei der drei Supermärkte rechts und links vor der gläsernen Meile lagen.
    Zur Superette hätte sie nach links in Richtung der Vorstädte gehen müssen, aus denen sie vor drei Tagen gekommen war.
    Sie wusste, dass die Bewohner ihr Essen in den Supermärkten abholten und die Verpackungen mitsamt den Resten tags darauf wieder hinbrachten; dass sie ihre abgetragenen Kleidungsstücke zur Wäscherei brachten, dort wurde der Chip entfernt, bevor die Sachen in große Tüten kamen; die Wäscherei quittierte die Abgabe auf der Di-Card, und mit der Gutschrift auf der Di-Card konnte man sich in einer beliebigen Boutique in der Meile etwas Neues aussuchen.
    Und Pola wusste, wo die Wäschecontainer mit der abgegebenen Altkleidung standen, die morgens geleert wurden, bevor die Straßenreinigung begann.
    Wo die Abfall- und Lebensmittelcontainer standen, hatte Abramowski ihr nicht sagen können, er vermutete sie am Hintereingang der Supermärkte, aber das war kein Problem, Zsazsa hatte eine gute Nase und würde sie finden.
    Zsazsa führte sie an der Tiefgarage vorbei, in der man sich, auch das wusste Pola, ein Fahrrad besorgen konnte. Natürlich mit der unvermeidlichen Di-Card.
    Wie findest du das, Zsazsa, sagte Pola. Velo-Spot. Coffee Point, Cosy Home, aber Zsazsa hatte die Container des Super-K gewittert und stürmte nach vorn, und so sagte Pola nur noch leise zu sich selbst, was für affige Wörter.
    *
    Timon Abramowski machte sich eine Liste. Links schrieb er ein paar Namen von Leuten untereinander, die er lange nicht gesehen hatte und zu denen er in Kontakt treten wollte. Erst fiel ihm nur Milos Rahman ein, der schon damals nicht an die mutierte Leptospirose hatte glauben wollen; es würde schwierig werden, Rahman ausfindig zu machen, dachte Abramowski verzagt, aber dann erinnerte er sich an Hainegg, das er fast vergessen hatte und das ihm jetzt wieder so nah war, seit Pola Nogueira mit ihrem Hund hier lebte. Die Sprechstundenhilfe seines alten Doktor Pabst fiel ihm ein, eine unscheinbare, damals sehr junge Frau. Stille Wasser, dachte Abramowski. Nach dem Tod von Doktor Pabst war sie in die Stadt gekommen, alleinstehend, mit einer kleinen Tochter, und sie hatten sich einige Male getroffen, weil Regine es nicht ganz leicht fand, sich im elften Distrikt einzuleben, in dem sie nicht mehr die Sprechstundenhilfe von Doktor Pabst war, sondern ein paar Jahre lang ihre Punkte mit etwas sammeln sollte, das Empowerment im Kindercenter hieß, und sie wusste nicht, was das sein sollte und hatte Mühe, die fünf Spielraumkonzepte der Stiftung zu begreifen.
    Regenerations- und Mußespielraum, gut, das geht noch, sagte sie, aber sag mal ehrlich, kannst du dir unter Kontakt- und Kooperationsspielraum etwas vorstellen.
    Inzwischen war Regine in den Klinik-Distrikt gezogen, nachdem ihre Tochter die Pflichtschule ­hinter sich hatte. Ihre neue Adresse müsste hier irgendwo herumliegen, er hatte sie ganz sicher auf­gehoben,

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