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Die Frau mit dem Hund

Die Frau mit dem Hund

Titel: Die Frau mit dem Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Vanderbeke
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am Hainegger See. Bratkartoffeln, die Kindheit, Abraxus.
    Und gleichzeitig war alles wieder da mit der Frau und ihrem Hund. Manchmal versprach er Zsazsa, ihr den Wald und den See zu zeigen, und danach wandte er sich wieder Polas nächtlichen Aufzeichnungen zu, die Pola mit Eifer vor ihm hinbreitete, als könnte er ihr helfen.
    Sie hatte sich Bretter aufgeschrieben.
    Er konnte ihr nicht helfen, wenn sie Bretter brauchte, aber sie würde Bretter brauchen, erklärte sie, um sich einen kleinen Schlafraum bauen zu können, des Weiteren brauchte sie Nägel, eine Säge und einen Hammer. Warm würde das nicht werden, aber es war ein Anfang.
    Als Timon sah, wie sie sich ihre Unterkunft vorstellte, schüttelte er nur den Kopf und sagte, wo denkst du hin. Hast du hier je einen Baumarkt gesehen.
    Abends ging er regelmäßig zu ihr hoch, wenn überall unten in den Wohnungen die Shows, die Serien oder die Spiele liefen, und brachte Werbeprospekte, die er tagsüber hatte bekommen können, oft auch ein paar von den dickeren Katalogen, die in der Meile auslagen. Anfangs breiteten sie die Prospekte und Kataloge auf dem Dachboden aus, bis Pola eine dicke, warme Unterlage unter ihren filzigen Decken hatte und Zsazsa herumlaufen konnte, ohne dass sie unten zu hören war, und nachdem die ersten Schritte zum Nestbau getan und die ersten mutlosen Nächte überstanden waren, merkte Pola, dass ihre Verzweiflung langsam nachließ.
    Obwohl sie für Zsazsa sorgen musste, machte der Hund ihr Mut. Vielleicht machte er ihr Mut, weil sie für ihn sorgen musste.
    Das Kind machte ihr auch Mut, obwohl sie noch gar nicht dafür sorgen musste.
    Und Timon Abramowski machte ihr Mut, am Anfang erst leise und vorsichtig, aber dann fingen beide an, sich gegenseitig mit ihrer Zuversicht anzustecken.
    Wenn man einen Plan hat, beginnt man allmählich, sich zu verstehen.
    Das ist das Wunder. Aber man braucht einen Plan.
    Sackkarren, sagte Timon.
    Pola war entzückt.
    Guter Gedanke, sagte sie hochzufrieden. Was denkst du über Geräteschuppen.
    Gewagt, sagte Timon. Aber warum nicht.
    *
    Also gut, mein Mädchen, wie du meinst, hatte die alte Malenka zum Abschied gesagt und sich die Tränen mit der Küchenschürze aus dem Gesicht gewischt. Aber so lasse ich dich nicht gehen. Ich hab da noch was für dich.
    Dann hatte sie Pola mit gekrümmtem Zeigefinger gewinkt und war gebückt in die Garage vorausgegangen.
    Sie sah aus wie eine Hexe aus dem Märchen, sagte Pola, als Abramowski die Briefumschläge entdeckte und danach fragte, was für einen Schatz sie in diesen Briefumschlägen hütete.
    In der Garage stand eine Kommode, in der Malenka eine Menge Briefumschläge aufbewahrte. Bestimmt siebzig, wenn nicht mehr.
    Pola kannte die Kommode von früher. Sie hatte im Wohnzimmer gestanden, als Janacek noch gelebt hatte und die Kinder und Enkel noch in Klein-Camen gewohnt hatten.
    Wenn es etwas zu feiern gab, kochte ­Malenka Bigosch und buk zum Nachtisch süße Piroggen oder Mohnkrapfen, und die wurden dann auf dem guten Goldrandgeschirr serviert, das sie für besondere ­Anlässe in ihrer Kommode im Wohnzimmer stehen hatte. Die Kaffeekanne hatte einen goldenen Henkel, und wenn Malenka mit der Kanne und den ­Platten voller Gebäck aus der Küche kam, duftete das ganze Haus.
    Bratkartoffeln, dachte Timon Abramowski, als Pola erzählte, wie es in Malenkas Haus geduftet hatte. Streuselkuchen, dachte er. Bienenstich. Algen am Ufer des Hainegger Sees.
    Für die Kinder gab es Kakao, sagte Pola.
    Allerdings gehörte zum Goldrandgeschirr nur eine einzige Kanne. Also kam der Kakao für die Kinder in einer Kanne auf den Tisch, die überhaupt nicht zum Sonntagsgeschirr passte, weil Malenka für den Alltag ein altes Service aus Keramik hatte, aus Bunzlau.
    Kennst du Bunzlauer Porzellan. Uralt. Blau, mit weißem Muster.
    Hörst du mir überhaupt zu, sagte Pola.
    Abramowski war an eines der Dachbodenfenster gegangen und schaute in die Nacht hinaus.
    Jetzt drehte er sich um und sagte, und wie ich dir zuhöre. Sprich nur weiter.
    Malenka war also mit Pola in die Garage gegangen und hatte die alte Kommode geöffnet. Neben dem Goldrandgeschirr bewahrte sie einen Stapel Briefumschläge auf, bestimmt siebzig oder achtzig, in ­denen sie jetzt herumzublättern begann. Hier und da nahm sie einen Umschlag heraus und gab ihn Pola.
    Die wollte erst ablehnen, aber Malenka

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