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Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Die Frau mit dem Muttermal - Roman

Titel: Die Frau mit dem Muttermal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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einem Mann namens Willock aufgenommen, der versprach, sie an die Ermittlungsleitung weiterzugeben und von sich hören zu lassen.
    Danach ging sie zurück in ihr Zimmer, um zu lernen und zu warten. Mit besserem Gewissen, aber auch mit dem Gefühl, dass dies alles unheimlich war.
     
    Reinhart seufzte. Während der letzten zehn Minuten hatte er das Kunststück versucht, sich auf einem gewöhnlichen Bürostuhl auszustrecken, mit dem Ergebnis, dass ihm der Rücken wehtat. Im Kreuz und zwischen den Schulterblättern. Van Veeteren saß ihm gegenüber, schwer über den Schreibtisch gebeugt, der mit Papieren, Mappen, schmutzigen Kaffeebechern und abgebrochenen Zahnstochern übersät war.

    »Sag doch was«, sagte Reinhart.
    Van Veeteren knurrte und nahm sich ein neues Blatt Papier vor.
    »Nur heiße Luft«, sagte er nach einer weiteren Minute und knüllte den Bogen zusammen. »Nichts, was uns weiterbringt. Loewingen ist ein Vorort der Mittelklasse, falls du das nicht gewusst hast. Alle Frauen arbeiten, und alle Kinder sind im Kindergarten. Die nächste Nachbarin, die zum Zeitpunkt des Mordes zu Hause war, war sechs Häuser weiter weg und schlief. Das bringt einfach nichts.«
    »Sie schlief?«, fragte Reinhart mit einer Spur Sehnsucht in der Stimme. »Es war schließlich ein Uhr mittags.«
    »Eine Nachtschwester im Gemejnte«, erklärte Van Veeteren.
    »Es gibt also keine Zeugen, willst du damit sagen?«
    »Genau«, stimmte der Hauptkommissar zu und blätterte weiter. »Nicht mal eine Katze.«
    »Jedenfalls ist seine Unruhe aufgefallen«, wies Reinhart nach einer Weile des Schweigens hin. »Jeder hat das gesagt. Er muss gewusst haben, dass er schlechte Karten hatte.«
    »Stimmt«, nickte Van Veeteren. »Wir können also von einer kleinen Gruppe ausgehen.«
    Reinhart seufzte wieder und stand auf. Er stellte sich ans Fenster und starrte hinaus.
    »Verfluchter Regen«, sagte er. »Man müsste ein Sumpf sein. Hast du überhaupt nichts herausgefunden, wo man nachhaken könnte?«
    Es klopfte an der Tür, Münster kam herein. Er nickte und setzte sich auf Reinharts verlassenen Stuhl.
    »Er war Freitagabend aus«, sagte Van Veeteren.
    »Innings?«, fragte Münster.
    »Ja. Vielleicht sollten wir versuchen herauszukriegen, was er vorhatte. Wahrscheinlich hat er nur mit einigen Kollegen ein paar Bier getrunken, aber man weiß ja nie.«
    »Wie sollen wir vorgehen?«, fragte Reinhart.

    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Tja«, sagte er. »Wir setzen Moreno und Jung drauf an. Die müssen seinen Arbeitsplatz noch mal abchecken. Müssen einfach zusehen, ob sie dort jemanden finden, der mit ihm aus war. Ich überlege übrigens …«
    »Was?«, fragte Reinhart.
    »In die Stadt, hat sie, glaube ich, gesagt … er war in einem Restaurant in der Stadt, meinte seine Frau. Meinte sie damit Loewingen oder Maardam?«
    »Loewingen ist ein Kaff«, erklärte Reinhart, »keine Stadt.«
    »Mag sein«, sagte Münster. »Jedenfalls gibt’s da ein paar Kneipen.«
    »Ja, ja«, murmelte der Hauptkommissar. »Das wird Jungs und Morenos Hauptaufgabe. Wo sind sie eigentlich?«
    »Wahrscheinlich zu Hause«, sagte Reinhart. »Es geht das Gerücht, dass heute Samstag ist.«
    »Ruf sie an«, sagte Van Veeteren. »Ich will bis spätestens Montagnachmittag wissen, wo Innings war und mit wem. Und sie sollen sich verflucht noch mal alle Mühe geben.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Reinhart und verschwand durch die Tür. Gleichzeitig tauchte Frau Katz mit zwei Stapeln Papier auf.
    »Tipps vom Detektiv Jedermann«, erklärte sie. »Hundertzwanzig seit gestern Nachmittag … Krause hat sie sortiert.«
    »Wie?«, fragte Münster.
    »Nach den üblichen Kategorien«, schnaubte Van Veeteren.
    »Bescheuert und eine Spur weniger bescheuert. Könnte der Herr Kommissar sich ihrer annehmen, sie durchgehen und in einer Stunde mit ihnen wieder zu mir kommen?«
    »Natürlich«, seufzte Münster und nahm die Papiere.
    Ja ja, dachte der Hauptkommissar, als er allein gelassen worden war. Und was verflucht noch mal habe ich für mich selbst geplant?
    Genau, eine Stunde unten in der Sauna, das war’s ja.

    28
    »Ich fahre für ’ne Weile weg«, erklärte Biedersen.
    »Ja?«, fragte seine Frau nach. »Und warum?«
    »Geschäfte«, antwortete Biedersen. »Wird wohl ein paar Wochen dauern.«
    Seine Ehefrau blickte von den Herdplatten auf, die sie gerade mit Hilfe eines neuen Mittels sauber machte, das sie gestern im Geschäft entdeckt hatte und von dem behauptet wurde, es sei

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