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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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und kommentierte das Quiz, das in dem unter der Decke angebrachten Fernseher lief. Dann sagte sie, am Abend bekäme sie Besuch von Freunden, für die sie etwas Besonderes kochen wolle.
    Die Frau brummelte nur etwas Unverständliches vor sich hin.
    Lia gab die Hoffnung auf. Vielleicht musste sie sich einen Job in einem dieser Läden suchen, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
    Sie war gerade hinausgegangen, als ihr Handy klingelte.
    »Wir haben eine Idee«, verkündete Mari. »Wegen Fair Rule. Kannst du herkommen?«
    Zwei Stunden später saß Lia auf der Vorderbank eines großen grauen Lieferwagens in der Hampermill Lane und starrte auf ein hundert Meter entferntes Wohnhaus aus rotem Backstein. Neben ihr auf dem Fahrersitz saß Berg, dessen unerschütterliche Gelassenheit den Eindruck erweckte, alles sei in schönster Ordnung.
    Doch für Lia war es das nicht.
    Sie beobachteten das Haus, in dem Gareth Nunn wohnte. Maris Plan war simpel: Sie sollten Nunn beschatten und sich Zugang zu seinem Computer verschaffen, wenn er aus dem Haus ging.
    Das Geradlinige an dem Plan gefiel Lia. Das Ungesetzliche nicht.
    »Natürlich ist das illegal«, hatte Mari gesagt. »Es ist vollkommen illegal, ohne Wenn und Aber. Aber es ist eben auch praktisch. Die beste Methode, um voranzukommen.«
    Hinten im Lieferwagen saßen Maggie und Rico. Nicht Mari. Natürlich nicht.
    Alle im Wagen hatten eine Aufgabe. Lias war die leichteste: Sie sollte Gareth Nunn identifizieren. Genau genommen brauchte sie nur zu bestätigen, dass er es war, denn Rico hatte bereits Fotos von Nunn gefunden, unter anderem bei Facebook.
    Mari hatte vorgeschlagen, Lia solle Nunn nur identifizieren und dann nach Hause gehen, während die anderen den Rest erledigten. Doch das hatte Lia abgelehnt. Sie fand den Gedanken zwar erschreckend, in Nunns Wohnung einzubrechen und seinen Computer zu manipulieren – also völlig unverfroren in das Privatleben eines Menschen einzudringen –, aber dennoch wollte sie dabei sein.
    Lia wusste, dass sie keine Kontrolle über die Situation hatte, doch es war ihr wichtig, sie nicht allein den anderen zu überlassen.
    Sie hatten fast eine Stunde gewartet, als Gareth Nunn endlich aus der Haustür trat und die Hampermill Lane hinunterging. Lia brauchte nichts zu sagen. Berg hatte Nunn bemerkt und Lia am Gesicht abgelesen, dass der Mann in der grauen Jacke tatsächlich der Richtige war.
    »Maggi, mein Schatz«, rief Berg nach hinten. »Wir haben Arbeit.«
    Sie reden miteinander wie ein altes Ehepaar auf dem Weg zum Einkaufen , dachte Lia.
    Maggie stieg aus, schob die Seitentür zu und folgte Gareth Nunn.
    Lia, Berg und Rico blieben, wo sie waren. Sie hatten vereinbart, zu warten, bis Maggie ihnen telefonisch den Einsatzbefehl gab.
    »Die simple alte Methode«, hatte Mari über diesen Teil des Plans gesagt. Beschattung. Darin hatten sich die Mitarbeiter des Studios unter Paddys Anleitung geübt.
    Paddy war nicht dabei. Er werde nicht gebraucht, hatte Mari erklärt.
    Die Wartezeit erschien Lia quälend lang, obwohl sie kaum zehn Minuten dauerte. Als Bergs Handy klingelte, holte sie tief Luft.
    »Er bestellt Pizza«, berichtete Maggie. »Er will sie an Ort und Stelle essen.«
    Sie war Nunn in das Restaurant gefolgt und hatte sich an einen Tisch in Sichtweite gesetzt. »Ihr habt mindestens zwanzig Minuten. Ich würde sogar sagen, eher eine gute halbe Stunde, vielleicht sogar vierzig Minuten«, schätzte Maggie.
    »Danke, mein Goldstück«, erwiderte Berg.
    An der Tür stand kein Name, aber sie führte mit Sicherheit zu Nunns Wohnung. Das hatten ihre Recherchen ergeben.
    Im Treppenhaus rührte sich nichts. Dennoch war Lia auf dem Sprung. Unruhig beobachtete sie, wie Berg und Rico die Tür untersuchten. Berg führte ein kleines schwarzes Gerät an den Rändern entlang und behielt den Monitor des Geräts im Auge.
    Gareth Nunns Hintergrund war sorgfältig erforscht worden. Nunn war ledig, und in der Wohnung war außer ihm niemand gemeldet. Nichts wies darauf hin, dass sich dort noch jemand aufhielt.
    »Aber das können wir doch nicht mit Sicherheit wissen«, hatte Lia eingewandt. »Womöglich hat er Besuch von seiner Mutter oder Schwester.«
    »Das stellt sich raus, sobald ihr durch die Tür geht«, hatte Mari trocken erwidert.
    Berg nickte: Die Tür war gecheckt. Der Monitor blieb dunkel. Wenn im Flur eine Alarmanlage gewesen wäre, hätte das Gerät ihre Stromquelle entdeckt.
    Berg klingelte.
    Lia wartete mit angehaltenem Atem. Die anderen waren

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