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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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Tag hatte Nunn die Mitteilung erhalten, er sei nicht mehr für die Verteilung der Gelder zuständig.
    Er hatte wütend protestiert: W AS soll ich denn tun, wenn ich AUCH DAS nicht tun darf?
    »Das ist es«, sagte Mari. »Das ist es, was Nunn bei Fair Rule stört und worüber er nicht mit dir sprechen wollte.«
    Vielleicht steckten Gallagher und Fried einen Teil der Gelder in die eigene Tasche? Oder sie verteilten Geld an Organisationen, von denen die anderen nichts wissen sollten.
    »Verflixt und zugenäht«, sagte Lia.
    Sie sahen alles durch, was mit dem Geldverkehr zu tun hatte, doch das Ergebnis war mager. Wohin die unklaren Überweisungen gegangen waren, ließ sich nicht herausfinden.
    »Wir sind in der Sackgasse«, stellte Rico fest.
    »Wir müssen an Gallaghers Mails und Überweisungen herankommen«, sagte Mari.
    Lia starrte sie müde an.
    »Willst du in Gallaghers Wohnung einbrechen?«
    »Nicht unbedingt. Du hast doch erwähnt, dass er im Büro einen Computer stehen hat. Wahrscheinlich werden die Gelder von dort aus verteilt.«
    »Kannst du das mit deinen Supermaschinen von hier aus überprüfen?«, wandte sich Lia an Rico.
    »Das ist nicht so leicht … Zumindest müsste man vorher ein bestimmtes Programm auf Gallaghers Computer installieren.«
    »Wie soll das denn gehen?«, fragte Lia verwundert.
    »Wir lassen uns was einfallen«, versicherte Mari.

23.
    Ein seltsamer Urlaubstag , dachte Lia. Sie klapperte wieder Geschäfte ab, in denen Lebensmittel aus den baltischen Ländern verkauft wurden. Bei der Suche nach Kontakten zu Letten, nach Informationen über die ermordete Frau, hatte sie das Gefühl, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    Sie überließ es Mari, über die Fair Rule nachzudenken. Zwar interessierte auch sie sich inzwischen für Arthur Fried und seine Partei, aber es war und blieb Maris Fall.
    Lia besuchte ein Lebensmittelgeschäft nach dem anderen, sprach Kunden und Mitarbeiter an. Dabei wechselte sie die Taktik: Mal trat sie als Kundin auf, die aus reiner Neugier Fragen über Lettland stellte, mal als Studentin, die eine Marktuntersuchung durchführte. Doch es blieb schwierig, Kontakt zu den Menschen zu finden.
    Die ersten fünf Läden brachten keine Ausbeute. Lia erfuhr nichts, was ihr weiterhalf, und ihre Hoffnung sank.
    Das Eastern Buffet in der High Road in Leyton war das bisher größte Geschäft. Es war gut besucht, vorwiegend von osteuropäisch aussehenden Frauen. In den Regalen standen mehr Waren aus dem Baltikum als in den Läden, die Lia bisher besucht hatte. Es gab sogar baltische Milchprodukte, die sich nur relativ kurz hielten.
    Lia las die fremdartigen Produktnamen: Duna-Brot, Magus-Getreidemischung. Laima-Schokolade, Selga-Kekse, Dzintars-Kosmetik. Sie sprach eine Kundin an, die neben ihr stand und die Auswahl an Trockenfleisch begutachtete. Zum Glück eilte die Frau nicht davon, sondern antwortete unbefangen und lobte das reichhaltige Angebot. Auf Lias Frage, ob sie Letten kenne, erwiderte die Frau, sie komme aus Estland, arbeite in der Botschaft ihres Landes und sei Letten bisher nur auf offiziellen Empfängen begegnet.
    Das half Lia nicht weiter, doch ihre Stimmung hellte sich auf.
    Der Ladenbesitzer war ein vierschrötiger Mann mit breitem Gesicht. Er lächelte nicht, schien aber immerhin einige Worte mit den Kunden zu wechseln.
    Lia griff blindlings nach einer Konservendose und einer kleinen Flasche Wodka und stellte sich zum Bezahlen an. Als sie an der Reihe war, legte sie ihre Einkäufe auf den Ladentisch und sagte: »Ich brauche eine Information. Ich suche nach einer Lettin, einer alten Bekannten. Haben Sie lettische Kundinnen?«
    Der Mann warf einen Blick auf Lias Einkäufe und tippte die Preise ein. »Wir fragen unsere Kundschaft nicht nach der Nationalität«, sagte er barsch.
    »Und woher kommen Sie?«, versuchte Lia das Gespräch fortzusetzen.
    Der Mann antwortete nicht.
    »Sonst noch was?«, fragte er nach einer Weile.
    Lia hielt ihm einen Geldschein hin und wartete, während der Mann das Wechselgeld abzählte. Da entdeckte sie auf dem Ladentisch eine Reihe kleiner Kämme und Spiegel, an deren Rand ein Ziermuster verlief, das sie schon einmal gesehen hatte. Weiße Perlmuttblumen.
    Dieses Muster hätte Lia überall wiedererkannt. Stücke eines solchen Kamms hatten in einem Plastikbeutel auf dem Tisch von Kriminaloberkommissar Gerrish gelegen.
    »Die nehme ich auch noch«, sagte sie und zeigte auf die Sachen.
    »Von beiden eins?«, brummte der

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