Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Familien im umgekehrten Verhältnis zur Höhe des Arbeitslohnes, also zur Masse der Lebensmittel, worüber die verschiedenen Arbeiterkategorien verfügen. Dies Gesetz der kapitalistischen Gesellschaft klänge unsinnig unter Wilden oder selbst zivilisierten Kolonisten . Es erinnert an die massenhafte Rohproduktion individuell schwacher und vielgehetzter Tierarten." Des weiteren zitiert Marx Laing, der äußert: "Befände sich alle Welt in bequemen Umständen, so wäre die Welt bald entvölkert." Laing ist also entgegengesetzter Anschauung wie Malthus, gute Lebenshaltung trage nicht zur Vermehrung, sondern zur Verminderung der Geburten bei. Ähnlich äußert sich Herbert Spencer, der sagt: " Immer und überall sind Vervollkommnung und Fortpflanzungsfähigkeit einander entgegengesetzt. Daraus folgt, daß die fernere Entwicklung, welcher die Menschheit entgegensieht, wahrscheinlich eine Abnahme ihrer Fortpflanzung zur Folge haben wird." Es ist hier also eine Übereinstimmung von Männern vorhanden, die sonst auf ganz verschiedenen Standpunkten stehen, und ihrer Auffassung schließen auch wir uns an.
4. Mangel an Menschen und Überfluß an Nahrungsmitteln
Man könnte die ganze Bevölkerungsfrage kurzer Hand damit abtun, daß man sagt, auf absehbare Zeit hat eine Befürchtung wegen Übervölkerung überhaupt keinen Sinn, denn wir befinden uns einem Überfluß von Nahrungsmitteln gegenüber, der sogar mit jedem Jahre größer zu werden droht, daß die Sorge: wohin mit diesem Reichtum, weit mehr am Platze ist als die Sorge, ob er langt. Den Lebensmittelproduzenten wurde sogar eine raschere Vermehrung der Konsumenten das Erwünschteste sein. Aber unsere Malthusianer sind im Erheben von Einwürfen unermüdlich und so muß man diesen Einwürfen begegnen, um ihnen nicht die Ausrede zu lassen, man könne ihnen nicht antworten.
Sie behaupten, die Gefahr der Übervölkerung in nicht ferner Zeit liege in dem Gesetz des "abnehmenden Bodenertrags". Unser Kulturboden werde "ertragsmüde", steigende Ernten seien nicht mehr zu erwarten und, da kulturfähiger Boden, der noch bebaut werden könne, immer seltener werde, sei die Gefahr des Nahrungsmangels bei weiterer Vermehrung der Bevölkerung eine unmittelbare. Es ist zwar schon in dieser Schrift in den Kapiteln über die landwirtschaftliche Bodenausnutzung wie wir glauben unwiderlegbar nachgewiesen, welche enormen Fortschritte noch die Menschheit selbst vom Standpunkt der gegenwärtigen Bodenbewirtschaftungslehre in bezug auf Gewinnung neuer Nahrungsmengen zu machen vermag, aber wir wollen weitere Beispiele dafür anführen. Ein sehr tüchtiger Großgrundbesitzer und ein anerkannter Nationalökonom, also ein Mann, der in beiden Richtungen Malthus weit überragt, äußerte schon 1850, also zu einer Zeit, als die Agrikulturchemie noch in den Windeln lag: "Die Produktivität der Rohproduktion, namentlich von Nahrungsstoff , wird künftig nicht mehr hinter der Produktivität in der Fabrikation und der Transportation zurückbleiben.... In unseren Tagen beginnt erst die Agrikulturchemie der Landwirtschaft Aussichten zu eröffnen, die ohne Zweifel noch zu manchem Irrweg verleiten werden, die aber schließlich die Schöpfung des Nahrungsstoffes ebenso in die Gewalt der Gesellschaft legen dürften, als es heute in ihrer Macht liegt, beliebige Tuchquantitäten zu liefern , wenn nur die nötigen Wollvorräte vorhanden sind" .
Justus v. Liebig, der Schöpfer der Agrikulturchemie, ist der Ansicht, "daß, wenn menschliche Arbeit und Dungmittel in genügender Menge vorhanden sind, der Boden unerschöpflich ist und ununterbrochen die reichsten Ernten gibt". Das Gesetz des abnehmenden Bodenertrags ist eine Malthussche Schrulle, das zu seiner Zeit bei sehr unentwickeltem landwirtschaftlichen Kulturstand angenommen werden konnte, aber längst durch Wissenschaft und Erfahrung widerlegt ist. Gesetz ist vielmehr: Der Ertrag eines Feldes steht in direktem Verhältnis zu der auf dasselbe verwandten menschlichen Arbeit (Wissenschaft und Technik einbegriffen) und den auf dasselbe zweckentsprechend verwendeten Dungstoffen . War es dem kleinbäuerlichen Frankreich möglich, in den letzten neunzig Jahren seinen Bodenertrag mehr als zu vervierfachen, während die Bevölkerung sich nicht einmal verdoppelte, so sind ganz andere Resultate von einer sozialistisch wirtschaftenden Gesellschaft zu erwarten. Unsere Malthusianer übersehen ferner, daß bei den heutigen Verhältnissen nicht nur unser Grund
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