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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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begleitet wurde, heulte um das Haus.

12. Kapitel
    Zu diesem Zeitpunkt hatte ich es kaum bemerkt, aber die herannahenden Wolken, die ich am Morgen gesehen hatte, waren die Vorboten des ersten Nordoststurms der Saison gewesen. Bis zum späten Nachmittag hatte ein kalter Wirbelsturm, der direkt aus der kanadischen Arktis heruntergebraust kam, die Felsküste von Rhode Island im Griff und trieb tosende Wogen und Sturzbäche eisigen Regens vor sich her.
    Glücklicherweise hatte ich mich, nachdem ich gestern Abend das Krabb’s verlassen hatte, noch überwunden, zum Supermarkt zu fahren. Daher war ich gut mit Lebensmitteln und allem anderen ausgestattet, was man braucht, wenn man in Freedman’s Cove den Winter verbringen möchte. Ich hatte alle möglichen Konserven gekauft, für den Fall, dass der Strom ausfiel und der Kühlschrank nicht funktionierte. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme für einen Stromausfall hatte ich noch genügend Kerzen und lange Streichhölzer gekauft, Ersatzbatterien für die Taschenlampen und ein kleines tragbares Radio für meinen Nachttisch.
    Das gegrillte Käsesandwich und die Tomatensuppe aus der Dose hatten etwas Tröstliches; sie erinnerten mich an die Mittagessen meiner Kindheit bei Tante Ellen. Natürlich wären bei ihr noch Sellerie- und Karottenstreifen aus dem eigenen Garten dazugekommen.
Bei dieser Erinnerung musste ich lächeln. Doch als es langsam dunkel wurde, spülte ich eilig und verstaute meine Vorräte. Ich überprüfte die Fenster und Läden und sicherte das Haus gegen das unerwartete schlechte Wetter.
    Später, als das Unwetter um das stabile alte Haus tobte und in der Ferne die hohen Wogen auf den Damm krachten, rief ich Damon an, um mich für mein unmögliches Benehmen vom vorigen Abend zu entschuldigen.
    Doch in Damons Wohnung ging niemand an den Apparat. Ich hinterließ eine zerknirschte Nachricht auf seinem Anrufbeantworter und bat ihn, mich anzurufen, sobald er zurück war.
     
    Im Rahmen des Umbaus, den ich vorgenommen hatte, um das Haus vermieten zu können, war aus Tante Ellens düsterem altem Empfangssalon ein gemütliches Wohnzimmer geworden. Die Idee - Damons Idee natürlich - war es gewesen, eine heitere Umgebung zu schaffen, in der sich die Urlaubsgäste an kalten, regnerischen Nachmittagen, die selbst im Hochsommer in Rhode Island nicht selten sind, aufhalten konnten, um Karten zu spielen, ein Glas Wein zu trinken oder sich eine DVD anzusehen. Dazu war der Raum mit dick gepolsterten Sitzmöbeln aus Weidengeflecht eingerichtet und mit einem hübschen, am Missionsstil des beginnenden 20. Jahrhunderts inspirierten Schränkchen ausgestattet worden, das einen CD-Spieler, einen Fernseher und einen DVD-Spieler enthielt.
    Als ich also meine Vorräte verstaut und alle Fenster überprüft hatte, ging ich in den Salon und zündete auf dem gusseisernen Kaminrost ein Feuer an. Noch einmal
rannte ich nach draußen und holte meinen Laptop und eine Handvoll meiner Lieblings-CDs aus dem Volvo. Dann machte ich mir in der Küche eine Kanne heiße Schokolade und ließ mich nieder, um Pläne zu schmieden.
    Leise erklang Patsy Clines herzzerreißender Song »Crazy«, während ich eine neue Datei einrichtete und eine umfassende Liste aller Arbeiten anlegte, die rund um das Haus noch zu erledigen waren.
    Natürlich musste das Telefon wieder angeschlossen werden. Und wenn ich während des sich anbahnenden Winters längere Zeit hier verbringen wollte, musste der Heizöltank im Keller überprüft und aufgefüllt werden. Ich musste zusätzliche Doppelfenster als Sturmsicherung einbauen lassen und ein paar andere grundlegende, aber unerlässliche Vorkehrungen treffen.
    Eine langweilige Arbeit war das, aber ich ging ganz in den profanen Details auf; das war genau die Art von strukturierter Aktivität - das hatte Damon jedenfalls immer behauptet -, durch die ich mich für unsere Antikfirma so unersetzbar machte. Tatsächlich habe ich Detailarbeit immer gemocht. Und an diesem Abend in Tante Ellens Haus, während zu meinen Füßen ein schönes Feuer knisterte und ich einen Becher warmen Kakao zur Hand hatte, fühlte ich mich behaglich und sicher.
    Ich fragte mich, ob es wohl möglich wäre, meine Arbeit von hier aus zu machen. Die meisten meiner Pflichten in der Stadt bestanden eigentlich nur daraus, auf meinem Laptop detaillierte Berichte und Expertisen anzufertigen. Und das erledigte ich normalerweise zu Hause, während ich meine Lieblingsmusik hörte.
    Was die Auktionen und

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