Die Frau vom Leuchtturm - Roman
unbeträchtlichen Preis für ein Gourmet-Mahl entrichten konnte.
Ich hatte angenommen, dass er mich eingeladen hatte, damit ich mich entspannte.
Hier saßen wir nun über einem wunderschönen, romantischen Abendessen in diesem wunderbaren, historischen Restaurant. Und Dan, dessen attraktive Züge durch das weiche Kerzenlicht noch schöner wirkten, saß mir gegenüber und wollte, dass ich ihm meinen Masterplan für meine Kontaktaufnahme zur Geisterwelt erläuterte.
Das Problem war, dass ich nicht wirklich einen Plan hatte. Eigentlich hatte ich nichts Spezielles vorgehabt, sondern hatte nur wie immer ins Bett gehen und meine blaue Fairy-Lampe anzünden wollen. Dann würde ich inbrünstig hoffen, dass Aimee Marks’ Geist freundlicherweise erscheinen und mich über die Geheimnisse des Jenseits aufklären würde.
Aber aus Gründen, die eigentlich offensichtlich hätten sein sollen, hatte ich wirklich keine Lust, Dan das alles zu erzählen. Und, wie schon gesagt, stand mir allgemein nicht der Sinn danach, über düstere und bedrückende Themen zu diskutieren.
Daher tat ich, als hätte ich Dans Frage entweder nicht gehört oder nicht verstanden. Stattdessen nahm ich die in weinroten Samt gebundene Speisekarte des Greystone, auf der keine Preise standen - wahrscheinlich
waren sie so unverschämt, dass es einem den Appetit verdorben hätte -, und bestellte unbekümmert.
Auf der anderen Seite des Tischs lächelte mein gut gelaunter Gastgeber nur. Schön, jetzt bist du am Zug. Mach etwas draus , schien er sagen zu wollen.
Wunderbar! Also, das nenne ich Klasse. Wie kann man sich nicht in diesen Mann verlieben? , flüsterte Miss Romantisch.
Und dass er stinkreich ist und gut aussieht, kann auch nicht schaden, fiel Miss Praktisch ein. Jetzt bist du endlich über Bobby hinweg. Wann wirst du dich also endlich durchringen, mit diesem Burschen zu schlafen, du Idiotin?
»Ich glaube, als Vorspeise nehme ich die Krabbenküchlein Maryland, dann die Rinder-Tournedos und die frischen Spargelspitzen«, verkündete ich munter, was beiden inneren Stimmen den Mund stopfte.
Irgendwo in meinem Hinterkopf tauchte kurz ein Bild von Laura auf, die mir höflich Applaus dafür spendete, wie glänzend es mir gelungen war, unangenehmen Themen aus dem Weg zu gehen.
Tatsächlich wartete Dan höflich bis nach dem Dessert - ganz wunderbare winzige Brombeertörtchen mit einer sündhaft üppigen Crème-Brûlée-Sauce -, doch dann holte er mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Wahrscheinlich hast du schon überlegt, warum ich dieses spezielle Restaurant ausgesucht habe«, begann er, während ich die letzten Überreste der köstlichen Crème vom Teller kratzte.
»Nun ja«, meinte ich, leckte mir die Lippen und nahm einen Schluck Kaffee, »ich muss zugeben, dass das Greystone nicht ganz zu deiner angeblichen Abneigung gegen die Gourmetküche passt.«
Dan nickte. »Viel zu protzig für meinen Geschmack«, sagte er und sah sich um, »obwohl der Chefkoch wirklich besonders gut ist.«
»Tja, alles kann man wohl nicht haben«, gab ich zurück und unterdrückte den Drang aufzustoßen.
»Ich hatte außer dem Essen noch einen ganz anderen Grund, dich hierher einzuladen«, erklärte er.
Erstaunt sah ich ihn an und konnte mir nicht vorstellen, worauf er hinauswollte. »Okay, ich gebe auf«, meinte ich. »Was war der Grund?«
Dan legte seine Serviette zusammen und schob seinen Stuhl zurück. »Komm mit«, sagte er, hielt meinen Stuhl und wartete, bis ich ebenfalls aufstand.
Ich runzelte die Stirn über seine Spielchen, aber ich tat, worum er mich gebeten hatte, und folgte ihm durch den Gastraum in eine lauschige, schummrige Bar, die gleich neben dem Foyer lag.
Bis auf einen lächelnden Barkeeper, der vom anderen Ende seiner schimmernden Mahagoni-Theke herangeeilt kam, um unsere Bestellung aufzunehmen, war der kleine Raum verlassen. Als unsere Getränke - ein Cognac für Dan und ein kleiner Amaretto für mich - vor uns standen, kehrte der Barmann diskret auf seinen Posten zurück und ließ uns allein.
»Und, was meinst du?«, fragte Dan, hob sein Glas und umfasste mit einer Handbewegung unsere neue Umgebung.
Ich ließ kurz den Blick durch den Raum mit den dunklen Holzpaneelen schweifen, der vor allem mit schimmernden Regattapokalen aus Silber und verblassten Fotos von Whitneys und Vanderbilts in albernem, steifem Segelzeug bestand. »Für meinen Geschmack ein
wenig zu sehr wie ein Herrenclub«, bemerkte ich. »Wir hätten unsere Drinks am Tisch
Weitere Kostenlose Bücher