Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Bingham auch erfahren, dass er einen Agenten hatte, der seine Bilder, die keine Auftragsarbeiten waren, über eine kleine Galerie in New york verkaufte. Mein Kunsthändler-Freund
meint, es wäre wahrscheinlicher, dass ein Clubmitglied das Bild gesehen und es ihm gefallen hat. Derjenige hatte damals wohl gar keine Ahnung, dass das Modell eine Schönheit aus der Gegend war.«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich finde trotzdem, dass er ein Mistkerl war«, murmelte ich.
Kurz vor zehn waren Dan und ich wieder an meinem Haus, und ich bat ihn hinein. Nachdem ich verstohlen die Küchentür überprüft hatte, um sicherzugehen, dass in meiner Abwesenheit keine weiteren ungebetenen Gäste eingedrungen waren, kochte ich Kaffee, und wir gingen in den Salon hinüber.
Wir plauderten eine Weile über Aimee Marks und Ned Bingham und verstummten dann allmählich. Es schien wenig Sinn zu haben, ihre tragische Geschichte noch weiter hin und her zu wälzen. Lange saßen wir schweigend in fast völliger Dunkelheit vor dem Feuer, tranken unseren Kaffee und lauschten dem auffrischenden Wind, dem Regen und dem fernen Krachen der Brandung.
Und dann, wie von selbst und ohne dass zwischen uns ein Wort gefallen wäre, lagen wir einander in den Armen und küssten uns.
Unser Kuss dauerte sehr lange und wurde von Moment zu Moment tiefer und leidenschaftlicher. Als er schließlich zu Ende ging, lagen wir schon halb auf dem breiten, bequemen Sofa.
Langsam setzte ich mich auf und sah sehnsuchtsvoll in Dans grüne Augen. Sein Blick hing an mir, und er wartete auf mein Zeichen. Dann öffnete er die Lippen ein wenig und legte sie an mein Ohr. »Wenn du noch
aufhören willst, wäre jetzt der richtige Moment dafür«, flüsterte er mit vor Erregung heiserer Stimme.
Ich schwieg ein paar Sekunden lang und wartete darauf, dass die Schuldgefühle, die ich so lange mit mir herumgetragen hatte, wieder aufsteigen und mich daran hindern würden, den nächsten Schritt zu tun.
Doch obwohl in meinem Kopf ein schwindelerregender Sturm von Gefühlen tobte, der dem Unwetter draußen in nichts nachstand, sah ich keine vorwurfsvollen Bilder von Bobby, die mein heftiges Begehren gebremst hätten, und ich hatte nicht länger das Gefühl, seinen wachsamen Blick im Nacken zu spüren.
Ich war aufrichtig überzeugt davon, dass meine Träume, in denen sich Bobby von mir abgewandt und mich verlassen hatte - Träume, die ich zuerst als Verrat an unserer Liebe gedeutet hatte -, in Wahrheit ein Zeichen dafür waren, dass er in die Ewigkeit eingegangen war und mir erlaubte, ein neues Leben anzufangen.
Dan wartete immer noch auf meine Antwort. Seine Geduld und seine Liebe zu mir leuchteten in seinen Augen wie kostbare Smaragde. Als ich in diese zärtlichen Augen sah, fühlte ich mich plötzlich so leicht wie eine Feder.
Plötzlich traf mich die Erkenntnis, dass ich endlich frei war und tun konnte, was ich wollte.
»Nein … ich … möchte nicht aufhören«, keuchte ich und zog Dans Gesicht wieder zu mir heran. Nach einem weiteren, atemberaubenden Kuss lagen wir beide der Länge nach auf dem Sofa.
Er richtete sich über mir auf und sah mich besorgt an. »Es war mir ernst, als ich sagte, dass ich warten kann«, begann er.
Zur Antwort streckte ich die Hände aus und knöpfte langsam sein Hemd auf. Während ich die Hände unter den warmen Stoff steckte und über die heißen, muskulösen Konturen seiner Brust strich, wurde ich mir wonnig bewusst, dass ich meine eigene Kleidung irgendwie von meiner erhitzten Haut loswurde.
»Nein, mein Liebster«, bat ich, vergrub das Gesicht in seiner weichen, heißen Halsbeuge und hob schamlos die Hüften, damit mein Slip mit seidigem Flüstern über meine Schenkel gleiten konnte, »lass uns keinen Moment länger warten.«
Worte können den Strudel von Gefühlen nicht beschreiben, den die überwältigenden körperlichen Empfindungen unserer Begegnung in dieser Nacht in meinem Herz entfachten. Als ich mich Dan entgegendrängte, um eins mit ihm zu werden, wusste ich nur, dass alles gut und natürlich und richtig war.
Ein Teil von mir würde Bobbys Andenken immer in Ehren halten, aber ich konnte in meiner neu entdeckten Liebe zu Dan Freedman keine Spur von Widerspruch oder Verrat entdecken.
Denn Bobby und Dan waren so unterschiedlich wie die Wüste und das Meer, und die Liebe, die ich für beide empfand - für Bobbys wilden, ungezähmten Geist und für Dans ruhige, unverwechselbare Hingabe -, hatten mich schließlich zu der
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