Die Frau vom Leuchtturm - Roman
meinem stürmisch aufwallenden Begehren. Ich ließ mich auf den samtweichen Überwurf zurücksinken und drängte meinen neuen Liebsten, uns zu einem einzigen, magischen Wesen zu machen.
Ich weiß nicht, wie lange wir zusammen waren - eine Stunde, zwei oder noch länger -, denn die Zeit hatte keine Bedeutung mehr. Ihr einziges Maß waren das Aufflammen und Verblassen des flackernden Lichts auf unserer Haut, das drängende Wachsen und süße Herabsinken unserer ungehemmten Leidenschaft und die Schwüre und zärtlichen Versprechungen, die wir einander zuflüsterten.
Schließlich konnten wir nicht mehr; jedes Begehren war vollständig befriedigt, und wir lagen einfach eng umschlungen da. Erst jetzt wagte ich ein Lächeln und einen kleinen Scherz.
»Vielleicht sollten wir das bei Gelegenheit mal in einem Bett ausprobieren«, meinte ich kichernd. »Ich habe gehört, das sei sehr bequem.«
»In einem Bett?« Dan brachte es fertig, erstaunt auszusehen. »Das ist ja mal eine originelle Idee. Und ich dachte, wir müssten uns erst über den Küchentisch und das Bad hinaufarbeiten.«
Ich küsste ihn zärtlich, richtete mich auf die Knie auf und sah mich im Halbdunkel nach meinem Bademantel um. Ich entdeckte ihn zusammengeknüllt unter dem Sofa. »Da wir gerade von Badezimmern reden«, sagte ich, während ich mir den Bademantel überzog, »gehe ich jetzt nach oben, um meinem einen Besuch abzustatten … und vielleicht ziehe ich sogar ein paar Sachen an.«
Dan stützte sich auf einen Ellbogen und sah beifällig zu, wie ich mich einhüllte. »In Ordnung«, meinte er dann, »aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich dir erlaube, sie besonders lange anzulassen. Splitternackt bist du mir viel lieber.«
»Du brauchst nur etwas zu sagen, dann ziehe ich mich sofort wieder aus«, gab ich lachend zurück. Ich trat zu ihm und stemmte die Hände in die Hüften. »Sag mal«, erinnerte ich ihn, »habe ich nicht vor langer Zeit einmal etwas von Essen gehört? Mein Magen knurrt schon.«
»Oh ja, das Abendessen. Ich fange sofort an«, antwortete er, ohne sich zu rühren.
»Ich gehe jetzt nach oben«, sagte ich und bewegte mich in Richtung Treppe. »Und wenn ich zurückkomme, möchte ich ein paar ernsthafte Bemühungen in Richtung Essen sehen!«
»Quälgeist!« Lachend wälzte Dan sich herum und suchte seine Kleider.
Am Fuß der Treppe blieb ich stehen und drehte mich um, weil ich ihn ansehen wollte. Plötzlich fiel der Lichtstrahl vom Leuchtturm durch das Fenster in den Raum. Automatisch schaute ich in das Licht … und erstarrte. Mir fiel die Kinnlade herunter, und als das Fenster wieder im Dunkeln lag, starrte ich immer noch darauf.
Dan warf mir einen verwirrten Blick zu. »Was ist, Sue?«
Ich riss meine Augen vom Fenster los, sah auf und hinunter und schüttelte den Kopf. »Nichts. Der … Lichtstrahl hat mich, ähem … erschreckt …«, stotterte ich. »Das ist alles.«
Er lachte. »Du machst ein Gesicht, als hättest du einen Geist gesehen, aber in diesem Haus wundert mich ja nichts mehr!« Er fand sein Hemd und zog es über den Kopf. »Wenn du essen willst, solltest du dich langsam in Bewegung setzen.«
Ich nickte stumm. Während ich langsam nach oben ging, hatte ich das unangenehme Gefühl, dass sich kalte, berechnende Augen in meinen Rücken bohrten. Denn in dem winzigen Moment, als der Lichtstrahl vom Leuchtturm den Raum erhellte, hatte ich ein Gesicht gesehen, das sich an das regennasse Fenster gepresst hatte und durch den strömenden Regen und die starken Schatten unkenntlich gewesen war. Mit wachsendem Entsetzen wurde mir klar, dass dieser Mann Dan und mich minuten- oder sogar stundenlang hätte beobachten können.
Vielleicht war das Bild aber auch nur ein Erzeugnis meiner überhitzten Fantasie gewesen.
Oder … Tom Barnwell war wiedergekommen!
Bei dem Gedanken, dass der Beobachter am Fenster Tom gewesen sein musste - Tom, der in dieser Woche schon zweimal in mein Haus eingedrungen war und womöglich noch einmal versuchen wollte, mich ins Bett zu bekommen -, drehte sich mein Magen vor Ekel um.
Als Glück im Unglück empfand ich lediglich, dass Tom Barnwell zwar niederträchtig und abscheulich war, aber auch ein ausgesprochener Feigling. Nachdem ich
ihn am Fenster gesehen hatte, befand er sich inzwischen mit Sicherheit auf dem eiligen Rückzug in die Bar, aus der er gekommen war.
Rasch verwandelte sich mein Ekel in Empörung. Auf halber Treppe blieb ich stehen und fühlte mich versucht, zurückzugehen und Dan
Weitere Kostenlose Bücher