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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zu erzählen, was ich gerade gesehen hatte. Doch dann schaltete sich meine Vernunft ein, und ich stieg weiter zum Bad hinauf. Wenn ich Dan etwas sagte, würde das die köstliche Erinnerung an unsere großartige Begegnung heute Abend beschmutzen. Und zugegebenermaßen hatte ich auch Angst davor, was mein großer, muskulöser Ex-Marine anstellen würde, falls er in seinem Zorn auf meinen jämmerlichen, leicht verfetteten Spanner losging. Ich wusste genau, dass Dan das tun würde, und fürchtete, er würde den Bastard tatsächlich umbringen.
    Also ging ich ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Ich gelobte mir schweigend, den Zwischenfall Dan gegenüber nicht zu erwähnen; aber ich war finster entschlossen, mich später und auf meine spezielle Art um Tom Barnwell zu kümmern.

31. Kapitel
    Während ich lautlos Rachepläne wälzte - Miss Praktisch schlug vor, Harvey Peabody, den Ortspolizisten, zu rufen und Anzeige gegen Tom Barnwell zu erstatten; Miss Romantisch war dafür, ihn zum Duell zu fordern -, kehrte langsam mein Appetit zurück. Ehe ich das Bad verließ, beschloss ich, mir von den lächerlichen Faxen dieses Säufers weder diesen Abend noch sonst was verderben zu lassen.
    Im Salon saßen Dan und ich im Kerzenlicht am Kamin und grillten dicke Rumpsteaks über dem offenen Feuer. Dazu gab es grünen Salat mit Scheiben von frischer, kalifornischer Avocado mit einer köstlichen Himbeeressig-Vinaigrette - Dans Geheimrezept -, und wir spülten alles mit einem guten kalifornischen Pinot Noir hinunter.
    Wir hatten gerade zu Ende gegessen und debattierten darüber, ob es - wie ich standhaft behauptete - tatsächlich möglich sei, zum Nachtisch Äpfel in der heißen Glut zu backen, als ein schrilles elektronisches Signal das immer stärkere Heulen des Sturms übertönte.
    »Das Krankenhaus!«, riefen Dan und ich gleichzeitig und sprangen auf, um in den hüpfenden Schatten nach dem schnurlosen Telefon zu suchen, das er aus der Küche mitgebracht hatte. Wieder schrillte es, und da entdeckte Dan das Telefon auf einem Beistelltischchen neben dem Sessel, in dem er zuvor gesessen hatte.

    »Hallo?«, meldete er sich und hielt sich den Hörer ans Ohr.
    Dan hörte ein paar Sekunden zu und schrie dann in den Hörer. »Ja, Alice, ich kann Sie hören, aber sehr schlecht … Sprechen Sie bitte lauter!« Er hielt sich das andere Ohr zu und versuchte sie über das Jaulen des Windes, die tosende Brandung und das laute Knistern in der Leitung hinweg zu verstehen.
    Ich stand jetzt neben ihm und versuchte nervös, an seiner Miene abzulesen, was die Ärztin sagte. Dan zwinkerte mir zu und wiederholte Alice Cahills Worte für mich. »Damon ist wach? Das ist ja fantastisch!« Dann nickte er grinsend. »Ja, sie ist hier!«
    Dan reichte mir das Telefon, und ich hielt es ans Ohr. Laute elektronische Missklänge schlugen mir entgegen. Als das Knistern und Rauschen nachließ, erkannte ich Dr. Cahills schwache Stimme am anderen Ende, aber durch die Störungen drangen nur Wortfetzen zu mir.
    »Damon … sein erster … Sie … dachte, ich sollte Sie gleich …«
    »Alice«, schrie ich, »Sie sind kaum zu verstehen. Ich rufe sie zurück!«
    »Damon sagt …«, schrie Alice, und dann ging ihre Stimme erneut unter.
    »Sagen Sie Damon, dass ich ihn vermisse«, brüllte ich. »Ich versuche, Sie auf einer besseren Leitung anzurufen.«
    Frustriert drückte ich das Gespräch weg und sah Dan an. »Ruf die Fernvermittlung an«, schlug er vor. »Vielleicht kommen die besser durch.«
    Ich wählte die Nummer der Vermittlung. Am anderen Ende hörte ich es leise läuten, aber das Telefon knisterte
und knarzte weiter. »Was hat Alice gesagt?«, fragte ich Dan, während ich darauf wartete, dass jemand das Gespräch annahm.
    »Eigentlich habe ich nur verstanden«, erklärte er, »dass Damon aus dem Koma erwacht ist und seine Vitalzeichen gut sind.«
    »Gott sei Dank!«, stieß ich hervor und drückte das Telefon ungeduldig fester ans Ohr. »Komm schon, verdammt!« In weiter Ferne meldete sich endlich eine Tonbandstimme und informierte mich darüber, dass durch die Wetterbedingungen zeitweilig alle Leitungen ausgefallen seien.
    »Verflucht!« Ich schaltete das nutzlose Telefon ab und ließ es neben mich fallen. »Was sollen wir jetzt machen?«
    »Ich würde sagen, wir fahren sofort zurück nach Boston«, meinte Dan, ohne zu zögern. »Das hatten wir doch ohnehin vor.«
    Seine Antwort verblüffte mich. Mein Blick huschte zu einem der Fenster. »Heute Nacht?«, fragte

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