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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Bursche wie durch ein Wunder einen verheerenden Flugzeugabsturz überlebt hat. Dann ist er eine ganze Nacht im eiskalten Meer umhergetrieben und schließlich ins Koma gefallen.«
    Dans Handbewegung drückte aus, wie unwahrscheinlich Damons Überleben gewesen war. Da war es ja wohl verständlich, dass sein Gedächtnis nach dieser Tortur nicht hundertprozentig funktionierte. »Wenn wir in der gleichen Lage wären«, meinte er, »hätten du und ich wahrscheinlich auch ein paar Halluzinationen, oder?«
    Ich nickte und dachte an die letzten verworrenen Wochen in New york zurück, als ich jeden Tag in der Erwartung aus dem Haus gegangen war, Bobby an der nächsten Straßenecke über den Weg zu laufen, und mir sogar sicher gewesen war, flüchtige Blicke auf ihn erhascht zu haben.
    Wieder sah ich zu Dan auf. Er sprach immer noch, und seine tiefe Stimme nahm jetzt einen weichen, begütigenden
Ton an. »Hast du denn noch nie einen Traum gehabt, der so lebhaft war, dass du Mühe hattest, ihn von der Realität zu unterscheiden?«, fragte er.
    Das Bild von Bobby aus dem Traum vor zwei Tagen, wie er seelenruhig auf mich herablächelte, während ich ihn anflehte, mich vor einem eisigen Tod zu retten, schoss mir durch den Kopf.
    »Doch«, sagte ich. Plötzlich fühlte ich mich viel besser als noch vor Sekunden und brachte sogar ein Lächeln zustande. »Wahrscheinlich«, gestand ich ihm zu, »hast du Recht. So muss es Damon ergangen sein.«
    Dan belohnte mich mit einem triumphierenden Kuss und öffnete die Wagentür. Ein arktisch kalter Windstoß fuhr herein. »Schön«, sagte er. »Und nachdem wir jetzt auch wissen, was Aimee hier festhält, werden wir sie auch nicht vergessen und ernsthafte Nachforschungen über gefangene Geister anstellen. Vielleicht können wir ja eine Methode finden, die sie nicht verschreckt und ihr trotzdem den Rückweg ins Licht weist.«
    »Oh, Dan, es wäre wundervoll, wenn wir ihr helfen könnten«, sagte ich und liebte ihn noch mehr, weil er sich um die arme, verlorene Seele meiner Ahnin sorgte.
    »Wir werden für sie tun, was wir können«, versprach er. »Und jetzt lass uns in diesen Laden gehen und uns ein paar Vorräte schnappen, damit wir schnell zu dir fahren und uns vor einem großen, prasselnden Feuer niederlassen können.«
    »Jawohl«, pflichtete ich ihm fröhlich bei. »Und während du dieses Feuer anzündest und dabei überlegst, was du uns heute zum Abendessen kochst, nehme ich ein langes, heißes Bad.«
    Er nahm meine Hand und zog mich in die Kälte hinaus.
Wie zwei sorglose Kinder flitzten wir in den überfüllten Laden, wo sich anscheinend alle Einwohner von Freedman’s Cove versammelt hatten, um ihre Vorräte an Batterien und Wasserflaschen aufzustocken.
    Fast eine Stunde später stolperten wir wieder nach draußen. In den Tüten, die wir auf dem Arm trugen, befand sich alles nur Denkbare, um den Sturm zu überstehen, sowie Lebensmittel für mehrere Mahlzeiten.
    Unterdessen hatte der Wind von der See, den der sich zusammenziehende Sturm vor sich her trieb, beträchtlich zugenommen. Wütend zerrte er an unseren Jacken, fuhr uns eisig in den Kragen und versuchte uns die Einkaufstüten aus den Armen zu reißen. Eilig rannten wir über den Parkplatz und luden alles in den Kofferraum des Mercedes.
    »Es gefällt mir gar nicht, wie der Himmel aussieht«, murrte Dan, als wir wieder sicher im Wagen saßen. Blinzelnd sah er zu den tief hängenden Wolkenfetzen hinaus, die über den Dächern heranzogen. »Vielleicht sollten wir überlegen, ein paar Meilen landeinwärts zu fahren und uns ein Motel zu suchen.«
    »Was? Und auf unser Kaminfeuer verzichten?«, rief ich aus. »Nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    »Genau so etwas hatte ich mir gedacht«, gab er nur halb im Scherz zurück. »Dein Haus steht schrecklich nah am Wasser, Sue. Und die alte Hütte meiner Familie am Pier ist auch nicht besser.«
    »Also, ich weiß nicht, was mit deinem Haus ist, Dan Freedman«, hielt ich dagegen, »aber meines steht schon seit über hundertfünfundzwanzig Jahren an seinem Platz und hat Hurrikane und Blizzards überstanden. Ein weiterer kleiner Sturm wird es schon nicht wegwehen.
Und außerdem …«, meinte ich schmollend, rutschte an ihn heran und steckte kühn eine Hand zwischen seine Schenkel, »möchte ich dir wirklich gern meine neue Whirlpool-Wanne und meine große warme Kapitänskajüte zeigen.« Ich ließ meine Hand ein wenig höher wandern.
    Dan gab sich geschlagen und ließ den Motor an. »So

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