Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Dan ein und zwinkerte mir beruhigend zu. »Vor ungefähr einer halben Stunden ist der Strom ausgefallen«, erklärte er und musste dazu den Wind, der in den Dachsparren heulte, übertönen. »Ich habe gerade mit dem Kochen angefangen und behalte dabei vom Küchenfenster aus den Strand im Auge. Das Wasser ist nicht allzu sehr gestiegen. Es sieht aus, als wären wir hier sicher.«
Er schaute aufs Meer hinaus und runzelte besorgt die Stirn. »Ein wenig Sorgen mache ich mir allerdings um das Museum am Leuchtturm. Ich wünschte, ich hätte daran gedacht, alle Aufzeichnungen auf den Dachboden hinaufzubringen. Wenn die Flut weit über normal ansteigt, muss ich vielleicht hinüber.«
Ich nickte verständnisvoll und wollte schon aufstehen und ihm anbieten, beim Kochen zu helfen.
»Bleib, wo du bist!«, befahl er. »Wahrscheinlich brauche ich ja gar nicht nach draußen zu gehen. Und du musst schlafen. Ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist.«
Mir war viel zu behaglich, um Einwände zu erheben.
Gehorsam kuschelte ich mich unter den warmen Überwurf und glitt erneut in einen angenehmen Schlummer. Es war so schön, zur Abwechslung keine bösen Träume zu haben.
»Aufwachen, Sue!«
Die Stimme schien aus großer Entfernung zu kommen. Ich schlug die Augen auf und sah zu der dunklen Silhouette auf, die sich vor dem Schein des heruntergebrannten Feuers abzeichnete.
»Dan?« Mühsam setzte ich mich auf und sah mich in dem dunklen Raum um. »Wie spät ist es?«
Ein Streichholz flammte auf und beleuchtete seine kantigen Züge. Er zündete eine Kerze an, die in einem von Tante Ellens alten, georgianischen Silberhaltern steckte, und stellte sie auf den Couchtisch. »Fast zehn«, antwortete er mit einem Blick auf die stählerne Taucheruhr, die er am Handgelenk trug.
»Zehn Uhr abends?« Abrupt richtete ich mich auf und schwang die Beine über den Rand des Sofas. »Du hast mich den ganzen Tag verschlafen lassen?«
»Du hast es gebraucht«, gab er unbeeindruckt zurück. Dann wandte er sich ab und legte neue Scheite auf die Glut des ersterbenden Feuers.
Kopfschüttelnd fuhr ich mit den Fingern durch mein zerzaustes Haar. »Ich bin wütend auf dich«, stotterte ich wenig überzeugend, denn in Wahrheit fühlte ich mich zum ersten Mal seit Tagen herrlich ausgeruht.
Dan drehte sich zu mir um und grinste. »Seltsam, irgendwie habe ich geahnt, dass du so etwas Zickiges sagen würdest.«
»Gott, ich muss ja furchtbar aussehen«, meinte ich und ignorierte seinen Sarkasmus.
In dem zuckenden Licht, das die frisch aufzüngelnden Flammen des Kamins in den Raum warfen, sah er mich ein paar Sekunden lang kritisch an. »Ja«, pflichtete er mir bei, »du siehst absolut schrecklich aus. Vielleicht solltest du noch einmal zehn Stunden schlafen.«
Ich stand auf und tat, als wolle ich ihm meine Faust in den Bauch rammen, doch er schnappte mein Handgelenk im Flug und hielt mich auf Armeslänge von sich fern. »Immer mit der Ruhe!«, neckte er mich.
»Du hast mir ein wunderbares romantisches Abendessen und unglaublichen Sex versprochen«, warf ich ihm vor.
Dan grinste. »Niemand soll behaupten können, Dan Freedman halte seine Versprechen nicht ein.« Lächelnd zog er mich an sich und ließ die Hand in meinen lose sitzenden Bademantel gleiten. »Was hättest du gern als Erstes, den Hauptgang oder das Dessert?«
Ich schmiegte mich an seine Hand, die auf meiner Brust lag und dort ein warmes Kribbeln hervorrief. In gespielter Unschuld sah ich in seine funkelnden grünen Augen auf. »Warum fangen wir nicht mit einem Appetithäppchen an und arbeiten uns dann langsam zum Hauptgang vor?«, fragte ich, ließ meinen Bademantel zu Boden gleiten und griff nach seiner Gürtelschnalle.
Sekunden später standen wir nackt da. In dem unsteten rötlichen Licht des Feuers vermochten wir Lippen und Körper nicht mehr voneinander zu lösen.
Um uns herum klapperten Fenster, und die Balken des alten Hauses stöhnten und knarrten unter dem gnadenlosen Angriff von Wind und Regen. Doch wir bemerkten die Naturkatastrophe kaum und küssten uns mit wachsender Leidenschaft.
Irgendwie landete der weiche Überwurf des Sofas auf dem Teppich, und wir sanken langsam und gleichzeitig auf die Knie.
Selig warf ich den Kopf zurück, als Dans Lippen über meinen Hals und meine Brüste glitten und sie mit zärtlichen, leidenschaftlichen Küssen übersäten, und dann immer tiefer …
Die Wucht, mit der die Wogen auf den Strand hinter dem Haus krachten, war nichts im Vergleich zu
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