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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Muellner
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Ja, Houston in Texas. Manche
Dinge ändern sich nie, ging es Karen durch den Kopf, als sie in Ellington Field
mit ihrem Gleiter aufsetzte. Groß und dunkelblau war die Limousine mit dem
Emblem der Ares Limited Corporation an den beiden Seitentüren, die sie bereits
am Ausgang erwartete. Brian, ihr Fahrer, war ein wortkarger, schlaksiger Typ
jenseits der vierzig. Er wusste, was sich gegenüber seiner Kundschaft gehörte,
wusste offensichtlich aber auch sehr genau, wo seine Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft zu enden hatten. Als er Karen beim Verwaltungsgebäude
absetzte, wunderte sie sich, als er nur ein »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen
Tag« für sie übrig hatte.
    »Bitte gehen Sie doch gleich in die erste Etage in Mr Staudtlers
Büro. Es ist rechts am Ende des Ganges«, sagte die korpulente Dame beim Empfang.
Dabei sah sie nur kurz von ihrem elektronischen Taschenspiegel auf, als sie
sich die Lippen in einem angsteinflößenden Violett nachzog.
    Karens motiviertes Klopfen an der Bürotür wurde mit einem
energischen »Herein!« beantwortet, ehe sich die Tür zur Seite schob. Als sie den
Herrn im dunklen Anzug und die elegant gekleidete Dame sah, fragte sie sich,
was wohl an diesem Abend in der Oper von Galveston gegeben wurde.
    »Ms McDonnel, ich heiße Sie ganz herzlich hier bei Ares
Limited willkommen«, sagte ein strahlender Edward Staudtler, der die gute Laune
mit jeder Pore seines Gesichts zu verströmen schien. »Das ist meine Kollegin Ms
Baker.« Einladend präsentierte er Karen eine etwas zu schlank geratene Gestalt mit
kurzem Haar und spitzem Kinn im beigefarbenen Businesskostüm.
    »Hallo, ich bin Sheryl Baker, Leiterin und Koordinatorin
sämtlicher Trainingsaktivitäten der Mars One Crew.« Ihr Lächeln war offen, ihr
Gesichtsausdruck freundlich, aber bestimmt und ihre Backenknochen dominant. Karen
wusste in diesem Augenblick, dass die Zusammenarbeit mit ihr nicht einfach werden
würde.
    Kurz darauf, es war das erste Meeting, das unter der Leitung
von Sheryl Baker stattfand, lernte Karen die Menschen kennen, mit denen sie die
nächsten drei Jahre ihres Lebens verbringen sollte und, wenn alles so lief, wie
es im Sinne aller Beteiligten war, mit denen sie im Buch der Geschichte ihren
ganz persönlichen Abdruck hinterlassen würde. Karen fühlte eine Anspannung, die
sich in einem leichten Ziehen ihres Magens äußerte. Mit gespielter
Teilnahmslosigkeit ließ sie die Vorstellungsrunde über sich ergehen. Am
liebsten hätte sie laut mit ihren Fingern ihrer Nervosität auf der glänzend
lackierten Tischplatte Ausdruck verliehen, doch sie beschränkte sich darauf, in
geräuschlosem Stakkato den Stoff ihres Overalls gegen den rechten Oberschenkel
zu hämmern.
    Da war einmal Umberto, ihr Pilot auf der Mission. Lamin, der
Arzt, Nancy, die Geologin, Andy, der Techniker, Jacqueline, Biologin und
Chemikerin aus Canada, und Catherine, Physikerin und zweite Technikerin. »Entschuldigung!«,
meldete sich Karen brüsk zu Wort, »warum haben wir eigentlich zwei Techniker an
Bord? Warum nicht zwei Geologen, Chemiker oder Biologen?«
    »Eine Auflage unserer Unternehmensführung.
Risikominimierung, Sie verstehen.«
    »Was soll ich verstehen?«
    »Falls irgendetwas schief läuft, eine Fehlfunktion oder ein
technisches Gebrechen vorliegt, nützt Ihnen ein zweiter Geologe wenig – um
nicht zu sagen gar nichts. – Ein zweiter Techniker hingegen macht womöglich den
Unterschied aus, ob sie als Skelett in ihrem Raumanzug im roten Dreck landen
oder als gefeierte Crew der ersten geglückten Marslandung auf der Erde.«
    Gut, nicht ganz so deutlich und weniger bilderreich hätte
ich es auch verstanden, dachte Karen und sah ein verschmitztes Leuchten in Nancys
Augen. »Ich verstehe.«
    »Warum kein zweiter Arzt?«, warf Catherine ein.
    »Jacqueline ist ausgebildete Krankenschwester und Andy Paramedic,
Spezialist für Notfälle und venöse Zugänge, das sollte doch wohl reichen, oder?«
    »Was aber, wenn der Doc ernsthaft krank wird?«, insistierte
Catherine.
    »Der Doc wird nicht krank. Der hat eine Elefantennatur!«,
sagte Sheryl ernst.
    Lamin grinste. Er schien die Anspielung auf seine
halbafrikanische Abstammung nicht persönlich zu nehmen. Vielleicht war er Sprüche
dieser Art aber auch schon gewohnt.
    Catherine verzog das Gesicht, sagte aber nichts.
    Sheryl verteilte die Pläne für
das Trainingsprogramm. Fünfzehn Monate waren vorgesehen. »Sollten Sie aus
irgendwelchen Gründen den Zeitplan nicht einhalten können und

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