Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
Augen.
»Nein, Sie sind ihr nie von Angesicht zu Angesicht begegnet. Wozu denn auch diese Mühe? Sie haben dafür gesorgt, dass sie einfach beiseite geschoben wird. Was Ihnen allerdings nichts eingebracht hat. Baxter Dumont war immer ein Mistkerl, aber sie hat ihn geliebt.«
»Ihre Schwester?« Suzanna rieb sich mit unsicherer Hand die Schläfe. »Ihre Schwester und Bax?«
»Begreifen Sie allmählich?« Als sie sich abwenden wollte, packte er sie am Arm und wirbelte sie zu ihm herum. »Ging es um Liebe oder um Geld?«, fragte er. »Wie auch immer, Sie hätten wenigstens etwas Mitgefühl zeigen können. Verdammt, sie war siebzehn und schwanger. Konnten Sie sich selbst nicht so weit zurücknehmen, dass dieser rückgratlose Dreckskerl seinen Sohn sehen konnte?«
Suzanna wirkte durchsichtig, so bleich war sie geworden. Ihr Arm wurde unter seinem Griff schlaff. »Seinen Sohn …«, flüsterte sie.
»Sie war noch ein Kind, ein verängstigtes Kind, das jede Lüge glaubte, die dieser Dumont ihr erzählte. Ich hätte ihn am liebsten umgebracht, aber das hätte es für Meg nur noch schlimmer gemacht. Doch Sie, Sie haben nicht einmal so viel Herz gehabt, um ihr die vom Tisch abfallenden Krümel zu überlassen. Sie haben Ihr feines Leben weitergeführt, als würde es Meg und den Jungen überhaupt nicht geben. Und als meine Schwester anrief und Sie anflehte, Baxter wenigstens ein oder zwei Mal im Jahr den Jungen sehen zu lassen, haben Sie sie eine Hure genannt und ihr sogar noch gedroht, ihr ihren Sohn wegnehmen zu lassen, falls sie jemals wieder Kontakt zu Ihrem kostbaren Ehemann aufnehmen würde.«
Suzanna bekam keine Luft. Seit ihrem letzten hässlichen Streit mit Bax war es ihr nicht mehr so schwergefallen zu atmen. Schwach schlug sie gegen die Hand, die ihren Arm festhielt. »Bitte … bitte, ich muss mich hinsetzen.«
Doch Sloan sah sie weiterhin an, und als sein Zorn verebbte, erkannte er, dass es nicht Scham war, was er in ihren Augen sah, auch nicht Geringschätzigkeit und nicht einmal Wut. Es war purer Schock. »Himmel«, sagte er ruhig. »Sie haben es nicht gewusst.«
Sie konnte nur den Kopf schütteln. Als er seinen Griff lockerte, drehte sie sich um und rannte ins Haus.
Sloan stand einen Moment da und presste die Finger gegen seine Stirn. Der ganze Hass, den er gegen Suzanna empfunden hatte, wandte sich scharf gegen ihn selbst. Er wollte ihr folgen und stieß in der Tür mit der wütenden Amanda zusammen.
»Was hast du ihr angetan?« Mit beiden Händen schob sie ihn zurück. »Was, zum Teufel, hast du zu ihr gesagt, dass sie dermaßen schluchzt?«
Die Faust, die seinen Magen umkrampft hielt, drückte noch fester zu. »Wohin ist sie gegangen?«
»Du kommst ihr nicht mehr in die Nähe. Wenn ich mir vorstelle, dass ich angefangen habe zu glauben, ich könnte … zum Teufel mit dir, O’Riley!«
»Du kannst nichts zu mir sagen, das schlimmer wäre, als das, was ich bereits von mir denke. Also, wo ist sie?«
»Scher dich zum Teufel.« Sie knallte die Terrassentür zu und legte den Riegel vor.
Sloan überlegte einen Moment, ob er die Tür eintreten sollte, fluchte und ging zu den Steinstufen auf der Seite des Hauses. Er fand Suzanna. Sie stand auf dem Balkon im ersten Stock und blickte auf die Klippen hinaus. Er hatte gerade den ersten Schritt auf sie zugetan, als Amanda zur Tür herausschoss.
»Du bleibst weg von ihr.« Amanda legte schützend einen Arm um ihre Schwester. »Dreh dich um und geh! Und bleib nicht stehen, bevor du nicht wieder in Oklahoma bist!«
»Das betrifft dich gar nicht«, sagte Sloan zu ihr, und Suzanna musste Amanda festhalten, die sich sonst auf ihn geworfen hätte.
»Ist schon gut.« Suzanna drückte Amandas Hand. »Ich muss mit ihm sprechen, Mandy. Allein.«
»Aber …«
»Bitte. Es ist wichtig. Geh hinunter und beende die Vorbereitungen, einverstanden?«
Zögernd wich Amanda zurück. »Wenn du das willst.« Sie richtete einen vernichtenden Blick auf Sloan. »Sei bloß vorsichtig!«
Als sie allein waren, kämpfte Sloan um die richtigen Worte. »Mrs Dumont … Suzanna …«
»Wie heißt er?«, fragte sie.
»Wie bitte?«
»Der Junge. Wie er heißt.«
»Ich …«
»Verdammt, wie heißt er?« Sie wirbelte zu ihm herum. Der Schock war von Zornestränen überwältigt worden. »Er ist der Halbbruder meiner Kinder. Ich will seinen Namen wissen.«
»Kevin. Kevin O’Riley.«
»Wie alt ist er?«
»Sieben.«
Sie wandte sich wieder dem Meer zu und schloss die Augen. Sieben Jahre
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