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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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kann er nicht umhin, die Unbezähmbare zu bewundern. „Was für eine Persönlichkeit!“, sollte er später über diese Zeit schreiben.
    Doch ein derartiges Geheimnis im Schoß einer Familie bleibt gewöhnlich nicht lange verborgen. Inessa muss sich zwischen den beiden Männern entscheiden. Eines Tages unternehmen sie zu dritt eine Fahrt nach Eldigino, das in Alexanders Wäldern liegt. Iwan, der dritte Bruder, wird Zeuge einer Szene, die er in seinem Tagebuch festhält: „,Ich kann mich nicht zweiteilen‘, sagte sie. ,Es tut mir leid.‘“ Alexander weiß, dass er sie verloren hat, doch er bleibt großzügig. Er würde weiter für ihren Unterhalt aufkommen und ihre Miete bezahlen, solange sie seiner Unterstützung bedürfe. Er bleibt ihr treu auch über den Verrat hinaus und verbirgt seinen Schmerz. Sogar das Haus in Puschkino überlässt er ihr. Dorthin kann Inessa stets zurückkehren. Doch zunächst zieht sie zu dem jungen Vlady – im Namen der freien Liebe. An der Seite des jungen Rebellen, der die Welt verändern will, findet sie eine erste Aufgabe: Sie will die Prostituierten rehabilitieren und deren Los verbessern.
    Doch die gemeinsame Freiheit sollte nicht lange dauern. Am 4. Februar 1905 wird Großherzog Sergei, Gouverneur von Moskau, ermordet. Die Polizei verhaftet augenblicklich alle revolutionär gesinnten Studenten. Vlady hat durch seine Aktivitäten die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen, und so wird um vier Uhr morgens seine Wohnung in der Ostoschenka-Straße 8 durchsucht. Inna, Inessas damals vierjährige Tochter, erinnerte sich, durch lauten Krach geweckt worden zu sein. Die Polizei durchsucht die Wohnung und kehrt das Unterste zuoberst. Sogar die Betten der Kinder werden durchsucht. Ihre Mutter drückt Inna an sich und lächelt ihr ruhig zu. Sie soll nicht weinen: „Zeig ja nicht, dass du Angst hast. Und sag nichts. Wenn nötig, musst du dich um die Kleineren kümmern.“
    Die Polizei findet „verdächtige“ Briefe im Zimmer der Kinder, dazu noch einen Revolver. „Sag niemandem, dass ich verhaftet wurde“, flüstert ihre Mutter der Kleinen zu, als sie abgeführt wird. Man bringt sie ins Basmannaia-Gefängnis von Moskau. Sie beschreibt ihren Aufenthalt so:
    „Es ist schlimmer, als ich mir vorgestellt hatte. Man hat mich zu den Betrunkenen gesteckt. […] Diese werden nachts geweckt, in einen anderen Raum geführt, gnadenlos zusammengeschlagen und wieder in die Zelle zurückgebracht. Als ich ankam, rief der Oberaufseher mir zu: ‚Heben Sie Ihren Rock!‘ Damit begann die Leibesvisitation. Ich bin aus dem Paradies in die Hölle gestürzt. Mein Initiationsritus war ein brutaler Schlag aufs Ohr.“
    Alexander hatte versprochen, dass er über sie wachen würde. Und so tut er sein Möglichstes, um sie aus dem Gefängnis zu holen. Trotz der üblen Behandlung dort ist Inessa nicht bereit, ihre Prinzipien aufzugeben: „Was für eine wunderbare Beziehung wir doch haben“, schreibt sie ihm. „Was Dein Angebot angeht, Dich für mich einzusetzen, gehe bitte nicht zu weit … Wenn die Vergünstigungen für alle gelten, dann gut. Wenn ich aber als Sonderfall behandelt werden soll, flehe ich Dich an, lass von Deinen Bemühungen ab.“
    Doch was Inessa auch vorbringen mag, Alexander setzt sich unermüdlich für ihre Freilassung ein, die er aber erst im Juni erreicht. Und auch dies nur unter bestimmten Auflagen: Er muss für Inessas künftiges Verhalten bürgen. Und sie darf den Bezirk nicht verlassen. Denn immerhin steht sie unter Verdacht, terroristische Aktivitäten unterstützt und eine Bombe gebaut zu haben.
    Vlady erkrankt währenddessen im Gefängnis an Tuberkulose. Die Ärzte schicken ihn zur Erholung nach Nizza. Inessa aber will nicht mitkommen. Ihr revolutionärer Eifer ist erwacht, seit man sie eingesperrt hat. Da kann sie sich doch nicht an der Côte d’Azur auf die faule Haut legen. Auch die Aussicht auf einen weiteren Gefängnisaufenthalt belehrt sie da keineswegs eines Besseren. Ganz im Gegenteil: Kurz darauf wird Inessa erneut verhaftet, dieses Mal lautet die Anklage auf Beihilfe zum bewaffneten Aufstand. Man schickt sie in die Verbannung nach Mesen an den Ufern des Nördlichen Eismeeres, wohin die besonders renitenten politischen Gefangenen verbracht werden.
    Nach einiger Zeit flieht Inessa, als Bäuerin verkleidet, mit einer Gruppe polnischer Exilanten. Ihre Flucht glückt. Inessa ist frei, aber ohne Vlady, den sie unverzüglich aufsucht. Zu spät. Sechs Jahre hat diese

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