Die Frauen des Journalisten (German Edition)
gewesen.
„Schön haben Sie es hier.“
Der Mann sah sie fast grimmig an, schüttelte entrüstet den Kopf. Er hielt es dann aber doch für besser, zu antworten.
„Ich sehe es jeden Tag, da nimmt man es so hin. Wenn Sie wüssten, was mich das kostet...“ Er beendete den Satz nicht, winkte ab.
„Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Er rückte statt zu antworten einfach zur Seite.
„Ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht billig ist. Aber Sie bekommen doch hier alles was man zum Leben braucht.“
„Hier wartet man bis man stirbt. Ach. Hören Sie einfach nicht hin. Allein geht es nun mal nicht mehr. - Besuchen Sie hier jemanden? Ich habe Sie noch nie gesehen.“
„Nicht direkt, eigentlich wollte ich das, habe es mir aber inzwischen anders überlegt.“, erwiderte Dominique. Jetzt sah er sie an.
„Sie sind nicht von hier.“, sagte er sehr bestimmt. „Wen suchen Sie, vielleicht kann ich Ihnen helfen. Nach drei Jahren kennt man sich aus.“
„Ja, ich wollte tatsächlich jemanden treffen, aber nun bin ich nicht mehr sicher, ob es richtig ist.“
Sie schüttelte ratlos den Kopf.
„Ob man etwas richtig getan hat, kann man erst wissen, wenn man es getan hat, also hinterher. Nun sagen Sie schon, wen!“, hakte er nach.
„Sie gehört zum Personal.“, sagte Dominique zögernd.
„Claudia Metzler, eine blonde junge Frau. Wissen Sie wer das ist?“
„Sie ist noch nicht sehr lange hier, eine hübsche..., die ist so in sich zurück gezogen, leise. Aber trotzdem nett, wie alle anderen übrigens auch.“
Beide sahen auf den See, ein paar Enten schwammen vorbei.
„Ich gehe dann mal wieder, einen schönen Nachmittag wünsche ich Ihnen.“
Sie ging zurück zu ihrem Auto und stieg ein. Gerade als sie das Auto starten wollte, sah sie eine junge Frau auf sich zukommen. Die Frau hatte blonde Haare, im Nacken zusammengebunden. Sie sah jetzt mit leicht zusammengekniffenen Augen unverwandt zu ihr herüber, zögerte, ging dann aber doch zu einem kleinen schwarzen Auto. Das muss sie sein – dachte Dominique, warum starrt sie das Auto sonst so an. Sie kennt das Auto. Sie beobachtete, wie die Frau einstieg und dann wegfuhr. Einige Minuten saß sie noch ruhig hinter dem Lenkrad, dann fuhr sie ebenfalls los, zurück zu Wortmanns Haus.
Dominique fuhr nicht sehr schnell, mit ihren Gedanken war sie bei Wortmann. Sie achtete nicht besonders darauf, was vor und hinter ihr geschah. An einer Kreuzung wurde sie durch lautes Hupen aufgeschreckt, weil sie die Ampel fast übersehen hatte. So hatte sie während der Fahrt auch nicht bemerkt, dass ihr ein kleines schwarzes Auto gefolgt war. Erst als sie kurz vor der Siedlung war, fiel es ihr auf. Immer wieder sah sie in den Rückspiegel, dann plötzlich wurde ihr bewusst, dass es das gleiche schwarze Auto war, mit dem die junge Frau vor ihr vom Heim weggefahren war. Sie hatte sich also irgendwo versteckt, hatte gewartet um ihr dann zu folgen.
Dominique fuhr bis zum Haus und tat so, als habe sie nichts bemerkt. Sie fuhr in die Garage, schloss die Garage von außen ab und betrat das Haus durch den vorderen Hauseingang, obwohl in der Garage ebenfalls ein Eingang war. Die Frau in dem schwarzen Auto sollte sehen, dass sie einen Schlüssel besaß. Im Haus ging sie sofort zum nächsten Fenster, von dem aus sie die Straße einsehen konnte. Das Auto stand noch an der gleichen Stelle. Sie wartete. Nach etwa 5 Minuten wurde die Fahrertür geöffnet. Die junge blonde Frau stieg aus, überquerte die Fahrbahn und ging in entgegengesetzter Richtung die Straße entlang. Dominique wartete immer noch. Nach einer Weile stand die Frau dann plötzlich an der Vorgartenpforte. Dominique sah, dass sie wieder zögerte näher zu kommen. Jetzt lag ihre Hand auf der Türklinke, dann aber drehte sie sich abrupt um und ging direkt zu ihrem Auto zurück.
Mit wacher Neugier hatte sie gehofft, dass die Frau zur Haustür kommen würde. Ein wenig enttäuscht sagte sie deshalb laut zu sich: „Wir werden uns schon noch kennen lernen.“ Sie schob eine von Michaels Musikkassetten in die Stereoanlage und ging dann in die Küche.
***
Wie zwei Tage zuvor verabredet war Galuba nun auf dem Weg zur Straßenbahn um Lienhardt Bericht zu erstatten. Von Westen her zogen dunkle Wolken heran, ein Gewitter drohte mit fernem Grollen. Zum Glück waren es bis zum Hotel nur vier Haltestellen. Er würde also trocken bei Lienhardt ankommen. Als die Straßenbahn den Ring der Endhaltestelle erreichte, krachte der
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