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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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Augen gegen das noch helle Abendlicht abgeschirmt. Seine Augen waren geschlossen, er schien zu schlafen. Plötzlich zuckte er zusammen. Im Halbschlaf waren ihm Bruchstücke eines Gesprächs mit Claudia in sein Bewusstsein geschossen. Jetzt hatte er beide Hände vor die Augen gelegt und nun sprach er langsam die aufgetauchte Erinnerung aus.
    „Kannst du dir vorstellen wie das ist, wenn man ein Kind verliert, dass noch nicht geboren ist?“
    Dabei lag sie neben ihm, nackt, den Kopf auf die linke Hand gestützt. Ihre Augen waren in diesem Moment kalt gewesen, ihr Blick voller kaltem Interesse. Alles dauerte nur so lange, bis er fragend antwortete:
    „Wie kommst du denn darauf?“
    „Es war nur so ein Gedanke.“
    Nein, er hatte nie über Irene mit ihr gesprochen und doch ließ es ihn nicht mehr in Ruhe.
    Sollte es möglich sein, dass die beiden Frauen sich kannten? Er musste Röder unbedingt einen Hinweis in dieser Richtung geben. Woher kam sie eigentlich? Noch nicht einmal das wusste er. Wortmann war inzwischen aufgestanden, sah unbestimmt aus dem Fenster. Er schüttelte den Kopf, sah auf seine Uhr. Sie zeigte kurz vor 20 Uhr. Er stellte den Fernseher an, legte sich wieder auf sein Bett um die Nachrichten anzusehen.
     
    Zwei Tage später kam Röder am frühen Nachmittag zu ihm, weil er berichten wollten, wie der Stand der Ermittlungen in Leipzig voranging. Röder fand den Freund grübelnd auf dem Bett liegen.
    „Was ist, geht es dir nicht gut?“, fragte er besorgt.
    „Es sind Erinnerungen, über denen ich mich im Kreis drehe.“ Und er erzählte dem Freund, was ihm eingefallen war.
    „Du bist nicht der Einzige, der in diese Richtung denkt.“
    Wortmann sah ihn erstaunt an.
    „Du etwa auch, aber wieso?“
    „Nein ich nicht. Da muss ich weiter ausholen. Kennst du vielleicht einen Galuba, Klaus Galuba, aus deiner Zeit in Leipzig?“
    „Galuba, Galuba, der Name sagt mir nichts. Wer soll das sein?“
    „Der war mal bei der Kriminalpolizei bis Anfang der neunziger Jahre, ein höherer Rang.“
    „Zum Glück hatte ich mit diesen Leuten nichts zu tun, kenne ich wirklich nicht. Was ist mit dem?“
    Nun begann Röder von Galuba zu berichten und wie der mit Lienhardt in Leipzig zusammen arbeitete.
    „Das gibt es doch gar nicht, ein ehemaliger Kriminalkommissar interessiert sich für mich.“
    Die Geschichte hatte ihn so erheitert, dass er jetzt wie ein Lausbub mit baumelnden Beinen auf dem Bett saß.
    „... und er kennt diese Claudia sogar persönlich? Das ist unglaublich.“
    Er sprang auf, stellte sich breitbeinig vor den Freund.
    „Nur mal angenommen, die beiden Frauen kennen sich. Welches Interesse sollte Claudia an Irene gehabt haben, die könnte fast ihre Mutter sein.“
    „Da gibt es einen Aspekt, den du nicht kennst. Claudia ist Waise, und das schon mit siebzehn.“
    Wortmann erschrak.
    „Darüber hat sie kein Wort verloren.“
    Dann, nach einer längeren Pause abwehrend: „Daraus ergeben sich für mich immer noch keinerlei Gründe. Nein, wir haben nie über Vergangenes aus unserem Leben gesprochen. Für mich waren da keinerlei Berührungspunkte.“
    Er machte eine kurze Pause, dann fragte er fast gleichgültig: „Wie geht es Dominique, kommt sie zurecht?“
     
    ***
     
    Die Nachmittagssonne ließ in dem kleinen Garten hinter dem Haus Primeln, Tulpen und Narzissen leuchten. An den Sträuchern zeigte sich frisches Frühlingsgrün. Dominique hatte sich bereits in die ruhige Einsamkeit hinter dem Haus verliebt. Sträucher und die wenigen Bäume waren so gepflanzt, dass man die Nachbargrundstücke, sobald das Laub voll entwickelt war, kaum sah. Anfang Mai wärmte die Sonne den Sitzplatz hinter dem Haus schon wunderbar, so dass sie zwei Gartensessel und einen kleinen Tisch nach draußen getragen hatte.
    Sie hatte die Blumenbeete, die den Sitzplatz einrahmten gesäubert und alle Rosenbüsche, von denen es einige gab, beschnitten. In einer Ecke der Garage hatte sie einen bunten Sonnenschirm gefunden, den sie neben den Gartentisch stellte. Oft war er nicht geöffnet, denn sie liebte es, die Sonne ungehindert genießen zu können. Wenn sie nach dem Mittag dort saß, vergaß sie sogar manchmal für wenige Augenblicke, warum sie in Berlin war. Es war die Musik, durch die ihr wieder bewusst wurde, wo sie war und warum. Die Bürofenster waren weit geöffnet, damit die klare warme Frühlingsluft in das Haus eindringen konnte. Die Musikanlage lief. So war der Gartenplatz fast wie eine Erweiterung des Büros nach

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