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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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sachlich.
    „In Ordnung, Marelli.“
    Elena Marelli betrat die belebte Straße und zwang sich nicht zum Fenster hinauf zu sehen, wo er vielleicht noch stand. Hier draußen musste sie sich nun nicht mehr zusammenreißen, Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie ging langsam ohne zu sehen, ohne zu hören. Vor dem Fenster einer Konditorei blieb sie stehen, sah zuerst nur ihr schwaches Spiegelbild. Dann aber verfing sich ihr Blick an den Tischen im Café. Sie entschloss sich hinein zu gehen und nahm an einem Tisch nahe am Fenster Platz. Von hier aus konnte sie die Straße sehen, Menschen, die vorbei gingen, den Verkehr. Sie bestellte Cappuccino und eine Kleinigkeit zum Essen. Während sie aß, betrat eine ältere Dame die Konditorei, die direkt zu Elena an den Tisch kam.
    „Guten Tag, darf ich mich zu Ihnen setzen, ich sitze nicht gern allein.“
    „Ja bitte, warum nicht.“, erwiderte Elena freundlich.
    Die Dame sah sie an, bemerkte ihre traurigen Augen und, dass sie geweint hatte.
    „Eben habe ich gelogen. Ich komme nämlich häufig hierher und sitze dann fast immer an diesem Tisch. Ich habe Sie schon von der Straße her bemerkt. Von hier aus kann man die Menschen auf der Straße beobachten und man hat auch hier drinnen einen guten Überblick. Habe ich Recht?“
    Elena sah die Frau nur kurz an, nickte leicht, die Worte schienen an ihr vorbei gegangen zu sein. Eine Bedienung trat an den Tisch und fragte die Frau freundlich: „Wie immer?“
    „Ja, wie immer.“
    Wie zu sich selbst sprach die Frau weiter.
    „Nicht sehr einfallsreich was? Wie immer! Aber ich weiß ja was in der Karte steht und was das Buffet zu bieten hat.“
    Ihre Tischnachbarin zwang sich zu einem höflichen Lächeln, sagte aber wieder nichts. Die Hände lagen jetzt ineinander verkrampft in ihrem Schoß.
    Das „wie immer“wurde gebracht, ein Milchkaffee und ein kleiner gemischter Salat.
    „So ein kleiner Salat ist für mich gerade richtig, den kann ich Ihnen nur empfehlen, der wird hier immer frisch zubereitet.“
    Sie nahm die Gabel in ihre linke Hand, doch bevor sie zu essen begann, sah sie Elena direkt an und sprach sie kaum hörbar an.
    „Sie wollen jemandem helfen und wissen nicht wie.“
    In Elenas Gesicht war zuerst Abwehr erkennbar, dann Verlegenheit.
    „Was haben Sie gesagt?“

Die Frau begann zu essen. Dann sagte sie wieder leise.
    „Sie haben mich schon richtig verstanden.“
    Sie lächelte kaum merkbar, aß weiter. Die Worte der Frau waren Elena bewusst geworden.
    „Kann man das sehen? Eigentlich sind es zwei Menschen, denen ich helfen möchte, aber ich finde keinen Weg.“
    „Helfen kann man doch nur, wenn die Hilfe angenommen wird. Warum tun Sie nicht einfach, was Sie möchten? Versuchen Sie herauszufinden, was Sie wollen und wenn Sie Klarheit darüber gefunden haben, dann machen Sie es.“
    Solange die Frau weiter aß, sagte Elena nichts. Erst als das Besteck auf dem Teller lag, entschloss sie sich zu einer Antwort.
    „Ich werde hier bleiben, hier in Leipzig. Wenn ich auch einfach gehen würde, könnte ich damit nicht froh werden. Danke, manchmal reichen ein paar Worte um einen Knoten zu lösen. Gelegentlich komme ich mal wieder hierher, vielleicht sind Sie dann auch da. Auf einmal gibt es so viel zu erledigen, also Auf Wiedersehen!“
    Das Gesicht von Elena erschien jetzt entspannter, ihre Augen waren wieder klar und als sie vom Tisch aufstand, lächelte sie sogar.
    Zum Abschied sagte die Frau: „Ja, kommen Sie mal wieder und berichten Sie, wie es Ihnen ergangen ist.“
    Auf direktem Weg ging Elena zu ihrem Hotel, in ihr Zimmer. Um diese Zeit musste Robert Voigt noch im Büro sein, also wählte sie seine Nummer in Koblenz. Das Vorzimmer war nicht mehr besetzt, sie erreichte ihn daher gleich persönlich.
    „Oh, Frau Marelli, schön, dass Sie anrufen. Wie war der erste Besuch, mein Vater hat sich leider noch nicht gemeldet.“
    „Das wird er bestimmt auch nicht tun. Er wird morgen zurück nach Koblenz fahren.“
    In einer kurzen Zusammenfassung konnte Robert hören, was sich in den letzten Stunden in Leipzig ereignet hatte. Die Enttäuschung darüber konnte er auch am Telefon nicht verbergen.
    „Na gut, wenn er es so möchte...“
    „Darf ich Ihnen einen Vorschlag machen, Herr Voigt?“, unterbrach ihn Elena.
    „Ja., bitte!“
    „Ich würde gern hierbleiben und Ihre Schwester regelmäßig besuchen. Wenn Sie den Arzt davon unterrichten, könnte ich ihn auch unterstützen. Für die Zeit meines Aufenthalts nutze ich die

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