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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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Verkehr ein. Als er später die Zelle von seinem Freund betrat, fand er diesen in seinen Roman vertieft, auf dem Bett liegend. Irgendwie gut gelaunt begrüßte er ihn.
    „Hallo Michael, ich musste unbedingt noch heute Abend kommen. Es gibt jetzt Gewissheit, dass sich deine geschiedene und Frau Metzler kennen. Metzler kommt aus Leipzig und dort haben sie sich kennen gelernt. Vermutlich waren beide zusammen in einer Therapiegruppe für psychisch Erkrankte.“
    Wortmann hatte noch nicht mal die Begrüßung erwidern können, so überrumpelte ihn Röder mit seinen neuen Nachrichten. Lässig auf seinen rechten Unterarm gestützt, das Buch noch in der Hand sah er den Freund nur an.
    „...und, was sagst du dazu?“, fragte Röder deshalb nachdrücklich.
    Wie nebenbei kam die Antwort: „Meine Vermutungen werden bestätigt, wunderbar.“
    „Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ Röder war enttäuscht.
    „Wolfgang, das sagt doch noch immer nichts darüber, dass sie mich reingelegt hat, da fehlt doch noch viel.“
    „Das stimmt schon, trotzdem sind deine Tage hier bald zu Ende.“ , dann nachdenklich, „Irene ist also weiter krank gewesen, nachdem du aus Leipzig weggegangen bist. Denkbar wäre, dass sie das Ganze inszeniert hat, weil sich an dir rächen wollte, was meinst du?“
    „Dazu ist sie nicht fähig gewesen, jedenfalls nicht damals. Dazu gehört auch eine gewisse Intelligenz, die bei ihr fehlte, und boshaft war sie auch nicht. Wenn dahinter eine Idee steckt, dann kommt die eher von Metzler. Sie kannte Irenes Geschichte, wie wir jetzt wissen, aber löst das bei ihr Rachegefühle aus? Ich kann mir das nicht vorstellen. Da muss es noch einen anderen Konflikt gegeben haben. Der nicht verarbeitete Tod der Eltern, gestörte Pubertät, Irene, es fehlt etwas. Sie muss ein Erlebnis gehabt haben, das sozusagen der Punkt auf dem „i“ gewesen ist.“
    Währenddessen war Röder gedankenverloren die wenigen Schritte vom Fenster zur Tür mehrere Male gegangen, ohne zu antworten. Im Vorbeigehen nahm er Wortmann das Buch aus der Hand, schaute auf die eben gelesene Seite. Er schüttelte den Kopf.
    „Verstehst du das alles?“
    „Manchmal dauert es ein wenig, bis ich den Sinn eines Satzes richtig erfasse, aber es geht.“, antwortete Wortmann leise.
    „Und ist es gut?“
    „Du solltest es selber lesen. Es wäre gut gewesen, wenn wir das Buch früher gehabt hätten. Ach Quatsch, nichts lässt sich im Nachhinein ändern. Also lies es, es lohnt sich und spannend geschrieben ist es auch.“ Dann fragte er nach einer kurzen Pause.
    „Wie geht es Dominique?“
    „Gut, denke ich. Wir sehen uns kaum.“
     
    ***
     
      „Ich kann das nicht, ich kann da nicht wieder hingehen. Ich kann das nicht...“
    Er setzte sich in der Küche an den Tisch, stand wieder auf und ging ins Wohnzimmer. Am Fenster blieb er stehen. Aber gleich darauf lief er wieder  unruhig auf und ab. Sie war neben der Tür stehen geblieben, ratlos, weil sie nicht helfen konnte. Jedes Wort wäre zu viel gewesen. Auch sie hatte sich nicht vorstellen können, was sie dort wirklich erwartete, als sie Irene zum ersten Mal sah. Diese Ähnlichkeit war überwältigend gewesen, aber dann dieser leere Blick, dieses unbewegte Gesicht, ein Mensch, der zu keiner Regung fähig war.
    Sie waren etwa zehn Minuten bei Irene gewesen, dann war er wortlos aufgestanden und gegangen. Sie folgte ihm, bat um die Autoschlüssel, damit sie das Auto zurück fahren konnte. Instinktiv hatte sie sich vorher bei der Hinfahrt gemerkt, wie zu fahren war. Er sprach kein Wort während der Fahrt. Mit abgewendetem Gesicht saß er neben ihr. Erst hier in der Wohnung brach es aus ihm heraus.
    „Danke Elena, für Ihre Unterstützung hier, morgen fahre ich zurück nach Koblenz. Ich werde von dort die nötigen Anweisungen geben, damit ihr geholfen werden kann. Mehr kann ich nicht tun. Wenn Sie möchten, können Sie mit mir zurück fahren.“
    „Herr Voigt, lassen Sie uns doch morgen noch einmal darüber reden.“, sagte sie mit sanfter Stimme.
    „Nein, mein Entschluss steht fest. Ich kann hier nicht bleiben.“
    Sie erkannte an seinem Gesicht und daran, wie er zuletzt gesprochen hatte, dass er seine Meinung nicht ändern würde. Sie verließ das Wohnzimmer, holte sich aus der Küche ihre Handtasche. Als sie zurück kam, stand er wieder am Fenster.
    „Ich werde jetzt gehen, Herr Voigt, Sie können mich im Hotel erreichen. Morgen werde ich nicht mit Ihnen zurück fahren.“ Es klang einfach,

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