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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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war an diesem Nachmittag zu Besuch bei seiner Schwester in Fellburn. Abgesehen davon, daß sie seine einzige Schwester war und er sie sehr gern hatte, war ihr Mann schwerkrank, und Henry wollte ihr eine kleine Erholungspause verschaffen, indem er bei seinem Schwager blieb. Also würde er erst gegen sieben wieder zurück sein.
    Sie hatte Mutter und Großmutter gefragt, ob sie Lust hätten, an dem Picknick von Peggy und Andrew teilzunehmen, das Peggy zum Tee im Wäldchen vorbereitet hatte; May und Frank und Charlie würden auch kommen.
    Und ihre Mutter hatte sofort gejubelt: »O ja, das wäre doch zu hübsch.« Und die Großmutter war ihr sofort über den Mund gefahren und hatte trocken gesagt: »Sei nicht kindisch, Victoria, und benimm dich nicht wie ein Backfisch … in deinem Alter! Du wirst dich gefälligst anständig zu Tisch setzen zum Tee, wie sich das für zivilisierte Menschen gehört. Angeblich kannst du dich ja kaum vom Stuhl erheben mit deinem Ischias. Also, wie willst du dich dann ins Gras setzen, heh?«
    Lizzie lachte schallend, als ihre Mutter sich völlig unerwartet zur Wehr setzte und rief: »Du führst dich auf wie die Alleinherrschende Urmutter im Neandertal … und du bist mindestens so aus der Mode!« Und damit stolzierte sie aus dem Salon und überließ es Lizzie, den Groll der Urgroßmutter auf sich niederprasseln zu lassen. Und die sagte schrill: »Wage es ja nicht, über sie zu lachen! Urgroßmutter im Neandertal, also wirklich!« Und dann, aber so war Emma Funnell nun einmal, begann ihr Körper zu zucken, und sie preßte die Hand auf den Mund, um ihr Lachen zu ersticken. Sie sah Lizzie an und sagte: »Der Wurm krümmt sich, was? Sie hat doch noch nie soviel Mumm gehabt. Deswegen bin ich ja immer so auf ihr herumgetrampelt. Aber Urmutter im Neandertal, also wirklich!« Sie schüttelte den Kopf, und wieder begann ihr Körper vor Lachen zu beben. Aber dann nahm sie sich zusammen und sagte: »Ich muß wohl ein furchtbares altes Weib sein.«
    »Ja, das bist du.«
    »Das meinst du doch nicht im Ernst, Lizzie?«
    »Aber sicher. Du bist eine herrsüchtige, diktatorische, eigensinnige vierundsiebzigjährige Greisin, die sich aufführt, als wäre sie halb so alt, und die dabei erwartet, daß die anderen ihr das abnehmen und ihr aufs Wort gehorchen.«
    »Und das denkst du wirklich über mich, Lizzie?«
    »Doch, das tu ich. Wirklich, Oma. Und du warst schon immer so.«
    »Gerechter Himmel! Und da habe ich die ganze Zeit über geglaubt, daß wenigstens du mich liebst, wenn schon sonst keinem in diesem Haus etwas an mir liegt.«
    Himmel, wie kannst du nur der alten Frau sagen, daß du sie nicht liebst? Alte Menschen sind so leicht verletzt; sie haben bereits ein paar von ihren Schutzhäuten verloren. Also sagte Lizzie: »Aber sicher liebe ich dich. Obwohl du so eine schreckliche alte Frau bist, liebe ich dich. Und jetzt, wenn du nichts dagegen hast, gehe ich zu dem Picknick, und ich werde mich auf die Erde setzen und Ischias kriegen.«
    In ihr Lachen hinein ertönte die Türklingel.
    Als Lizzie öffnete, sah sie eine ihr unbekannte Frau in blauem Leinenkleid und Strickjacke vor sich. »Mrs. Hammond?« Lizzie antwortete: »Ja. Bitte?«
    »Ich bin Henry Brookers Schwester, Jane Shilla. Er … er liegt im Krankenhaus.«
    »Henry? Im Krankenhaus. Was ist los?«
    »Er hatte einen Unfall. Also, nicht direkt einen Unfall, aber …«
    »Kommen Sie doch rein. Kommen Sie!« Und Lizzie zerrte die Frau beinahe über die Schwelle, dann schaute sie sich ängstlich in der Eingangshalle um, ehe sie sagte: »Hier herüber!« Und dann rannte sie beinahe zur Tür des Arbeitszimmers. Sobald sie dort waren, drängte sie: »Sagen Sie mir, was los ist!«
    »Ich weiß auch nicht viel. Gestern nacht um eins kam die Polizei zu mir. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so erschrocken. Sie haben ihn neben dem Telefon gefunden, schwer zusammengeschlagen. Er hat aber noch den Notruf wählen können. Er wurde überfallen.«
    »Aber er ist doch nicht …«
    »Nein. Aber es geht ihm sehr schlecht. Er ist erst seit einer Weile wieder voll bei Bewußtsein. Wissen Sie, ich bin immer wieder nur auf einen Sprung ins Krankenhaus gegangen; mein Mann ist nämlich auch krank – er hat sich irgendwo was aufgeschnappt, und das hat seinen Bauch angegriffen – deshalb war ich gerade zufällig bei Henry, als er zu sich kam, und sofort hat er mir Ihren Namen gesagt. Ich denke, weil er morgen nicht im Betrieb sein kann.« Die Frau kniff fragend die

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