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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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wieder die Hand aus, um dem Sanitäter zu helfen, das Schaukeln abzubremsen. Dann hielt der Krankenwagen, und der Mann beugte sich hinunter und legte Leonard die Hand auf die Brust. Er schob die Augenlider nach oben, dann wandte er sich zögernd zu Lizzie und sagte: »Ich fürchte, Missis …«
    Als sie ihn endlich in den OP brachten, bestätigte es sich, daß Leonard Hammond an den Folgen seines Schlaganfalls gestorben war.

11. Kapitel
    Fünf Tage später, um zwölf Uhr mittags, fand die Einäscherung statt. Der Pfarrer der Gemeinde war gekommen, weil seine Anwesenheit unumgänglich war; die Familienangehörigen, die drei Frauen und das junge Paar, waren da; aber Andrews Eltern waren beide nicht erschienen; seine Mutter war in der Arbeit, und sein Vater hatte laut und öffentlich erklärt, er werde nicht heucheln, denn der Tote habe seinen Sohn nicht akzeptiert, also gebe es für ihn keinen Grund, diesem Mann die letzte Ehre zu erweisen. Von der Firma waren nur vier Mann der Belegschaft erschienen, denn Mrs. Funnell hatte den Vorschlag abgeschmettert, den Betrieb für eine Stunde oder so zu schließen. Zwei Jungmannen vertraten den Boys’ Club.
    Mrs. Funnell hatte veranlaßt, daß die Leute aus dem Betrieb im Speisezimmer ein Glas Hochprozentiges bekamen und ein paar Platten mit erlesenen Häppchen, und um zwei Uhr war die ganze Geschichte erledigt, und das Haus kehrte zur normalen Routine zurück. Es hatte sich als unnötig erwiesen, eine offizielle Testamentseröffnung zu veranstalten, denn es gab kein Testament und Leonard Hammond hatte über keinerlei persönlichen Besitz verfügt, den er hätte hinterlassen können, es sei denn – wie Lizzie herausfinden sollte – über den Beweis, daß er versucht hatte, Henry zu ermorden.
    Als Lizzie am Tag nach seinem Tod im Schlafzimmer seine Sachen durchsah, entdeckte sie den Koffer unten im Schrank. Der Koffer war verschlossen, und keiner der Schlüssel, die sie im Zimmer oder in seiner Kleidung fand, die man ihr aus dem Krankenhaus zugestellt hatte, wollte passen. Also hatte sie sich einen Schraubenzieher geholt und die Schlösser aufgebrochen. Und die ganze Zeit hatte sie gespürt, daß sie da etwas Wichtiges finden werde. Und sie fand seinen dunkelgrauen Anzug, mit Blutflecken auf den Ärmeln und der Vorderseite der Jacke und auf einem Hosenbein. Offenbar hatte er nicht mehr genügend Zeit gehabt, die Kleidungsstücke zu beseitigen. Aber der Zustand der Kleidung paßte genau zu der unbeholfen gewaschenen gestärkten Manschette an seinem Hemd, die ihre Mutter so aufgeregt hatte.
    Nach dieser Entdeckung hockte sie auf der Bettkante und versuchte sich darüber klarzuwerden, warum er das getan hatte. Wie hatte er es über sich bringen können, einen Menschen töten zu wollen, weil der eine Position bekam, die er für sich glaubte beanspruchen zu dürfen. Die Mordabsicht war unbezweifelbar, und er hätte auch Erfolg damit gehabt, wäre nicht Henry körperlich so kräftig gewesen, daß er sich bis ans Telefon schleppen konnte …
    Und drei Tage später entdeckte Lizzie, daß ihr ehemaliger Mann noch einen weiteren Grund gehabt hatte, Henry umbringen zu wollen.
    Sie hatte sich kühn entschlossen, ihren braunen Mackintosh anzuziehen, nicht den schwarzen Mantel. Seit zwei Tagen war das Wetter umgeschlagen, und es regnete seitdem immer wieder in Abständen.
    Im Foyer sah sie ihre Großmutter mit Andrew sprechen. Sie sagte gerade: »Nun, es liegt jetzt ganz bei dir, Andrew.« Und der junge Mann hatte geantwortet: »Ja, Mrs. Funnell, ich weiß, und ich werde Sie nicht enttäuschen.«
    Und trotz des unerfreulichen Lebens, das sie an Lens Seite geführt hatte, und trotz seines Mordversuchs an Henry verspürte sie jetzt plötzlich eine tiefe Verärgerung. Wenn die Urgroßmutter doch von Anfang an mit Len so wie jetzt mit Andrew gesprochen hätte. Wie anders hätte dann alles kommen können! Und auf einmal regte sich in ihr ein leiser Verdacht, was die wahren Motive ihres jungen Schwiegersohnes betraf. Wie sie ihn da so stehen sah, dachte sie: Er ist zu glatt und gefällig, als daß es echt sein könnte. Außerdem, wieso ist er nicht im Betrieb und arbeitet?
    Andrew lächelte ihr entgegen, nickte grüßend und ging. Und die Großmutter sagte: »Wo willst du denn hin? Es regnet.«
    »Das weiß ich.«
    Die Alte musterte sie von Kopf bis Fuß. »Du hast dein Schwarz ja ziemlich schnell abgelegt.«
    »Um Himmels willen, Großmutter, sei doch nicht scheinheilig!«
    »Lizzie! Lizzie!

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