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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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hier mit offenen Armen aufgenommen zu werden. Aber schon vorher drehte sich alles um das Haus, nicht wahr, Großmutter? Immer nur um das Haus.«
    Als keine Antwort kam, sprach sie weiter: »Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag, ich geh schlafen.« Und damit verließ sie den Raum, in dem ihre Mutter in Tränen, die Großmutter kochend vor Zorn und Peggy stumm zurückblieben.
    Dann ging Peggy langsam über den Hof zu ihrem Häuschen zurück. In der Küche setzte sie sich auf einen Hocker, legte die Arme auf den Tisch und verschränkte fest die Finger. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken; Verblüffung, Zorn, Bitterkeit, alles gerann ihr zu einem einzigen Gedanken: Sie hat die ganze Zeit eine Affäre gehabt, und mich hat sie in diese Ehe getrieben, wegen der Familienehre! Peggy zog in diesem Augenblick nicht in Erwägung, welchen Druck die Urgroßmutter ausgeübt hatte; nein, sie rechnete nur mit ihrer Mutter und deren erbärmlicher Angst vor der Schmach, die ein uneheliches Kind bedeuten würde.
    Mit einem Ruck sprang sie vom Hocker, rannte ins Eßzimmer, von dort ins Wohnzimmer und wollte schon die Treppe hinauflaufen, hielt dann aber inne. Sie wußte, was passieren würde, wenn sie jetzt hinaufging: Sie würde sich aufs Bett werfen und heulen. Dann dachte sie an Andrew und ließ ihren Gefühlen freien Lauf: Was mußte der auch ausgerechnet heute abend zu seinem Malkurs! Einmal hätte er den doch auslassen können! Aber seit er dieses Poster gemacht hatte, war er ganz besessen von seiner Kunst. Und wohin hatte das geführt? Es hatte ihren Vater umgebracht! … Aber ihr Vater, der hatte versucht, Mr. Brooker umzubringen. Allerdings nicht ohne Grund. O nein, keineswegs ohne Grund. Und plötzlich konnte sie auch die Seite ihres Vaters verstehen, sein Verhalten gegenüber vielen Sachen und gegenüber Menschen, besonders gegenüber der Urgroßmutter! O ja, ganz besonders, was die Uralte betraf … Peggy hatte das dringende Bedürfnis mit jemandem zu reden, oder sie würde platzen.
    Als sie ins Wäldchen kam, hörte sie auf zu laufen, denn dort war es inzwischen fast finster geworden, und es war kühl und frisch, und die Regennässe rieselte noch aus dem Geäst.
    Sie konnte Charlie droben in seinem Zimmer Gitarre spielen hören, ehe sie an die Küchentür klopfte. Er brach nach ihrem zweiten Pochen ab, und sie hörte ihn schreien: »Mam! Es ist wer an der Hintertür!«
    May erschien an der Küchentür. »Ach, du bist es, Kindchen! Aber, komm doch rein. Gleich mit nach vorn, ja? Ich hatte den Apparat an, da gibt’s ein Stück, und das will ich nicht verpassen. Komm schon, komm gleich rüber ins Wohnzimmer. Frank ist auf ’ner Versammlung und kommt frühestens in einer Stunde zurück oder so.« Sie warf einen Blick auf die Küchenuhr. »Es ist mal wieder so eins von diesen Treffen: Alle die alten Knaben unter sich. Charlie ist droben und übt.«
    Peggy begriff, als sie hinter Tante May aus der Küche nach vorn ging, daß sie ihr zu verstehen geben wollte, sie beide würden eine Weile ungestört sein, falls Peggy sich aussprechen wollte. Also platzte sie gleich los, kaum waren sie im Wohnzimmer, und begann anfangs noch abgehackt und unzusammenhängend. »Ich hab mich ganz schuldig gefühlt, wie der Sarg da verschwunden ist, weil … weil ich ihn nie liebgehabt hab. Mam sagt, er hat mich geliebt, aber dann hat er eine ziemlich komische Art gehabt, mir das zu zeigen, Tante May, nicht wahr, indem er mich fast erwürgt hat? Aber sie kann ich auch nicht verstehen.«
    »Was verstehst du nicht, Kindchen? Was hat sie denn getan?«
    Und dann sprach Peggy hastig weiter und erzählte May haarklein von der Szene, die sie gerade drüben im Salon miterlebt hatte. Aber May reagierte auf die schockierenden Eröffnungen keineswegs sofort, also redete Peggy einfach weiter: »Und ich hätte doch gar nicht zu heiraten brauchen, oder, Tante May? Aber sie hat immer weiter gegiftet, von unehelichen Bastarden und von Schande, und daß keiner mich mehr nehmen würde, und dabei hatte sie die ganze Zeit eine … Affäre.«
    Mays Stimme klang gar nicht vorwurfsvoll, sondern nur sehr ruhig, als sie sagte: »Vielleicht hat sie ja nicht die ganze Zeit oder damals eine Affäre gehabt, Liebes.« Dabei konnte sie sich noch ganz genau an den Tag erinnern, an dem Lizzie sich auf ihre »Affäre« eingelassen hatte. An dem Tag nämlich, da sie die Veränderung in Lizzies Verhalten bemerkt hatte, diese Art von sorgenloser Unbekümmertheit, die so gar nicht zu

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