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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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diesen Tunnel. Dann traf mich ein weiterer Schlag, und danach weiß ich nichts mehr, bis ich hier im Krankenhaus wieder aufwachte. Ich kann mich nicht erinnern, daß ich den Notruf wählte, ja nicht einmal daran, wie ich wieder ins Haus zurück kam. Aber etwas ist ziemlich klar: Er hat mich nicht nur mit irgendwas, dem berühmten stumpfen Gegenstand, angegriffen, sondern er ist auch mit den Füßen auf mir herumgetrampelt. Es ist eigentlich recht gut, daß er gestorben ist, Lizzie, denn sonst hätte ich ihn bestimmt dafür festgenagelt. Er hat nämlich nicht bloß versucht, mich fertigzumachen. Der Doktor hat mir erklärt, daß es für mich zwei Tage lang wirklich um Leben und Tod ging … Aber, du mußt doch nicht weinen, Liebes.. Weine doch nicht!«
    Lizzie schluckte heftig. »Aber … wie, wie hat er das wissen können?«
    »Vielleicht hat er gemerkt, daß du deine Gewohnheiten geändert hast. Daß du abends noch ausgegangen bist. Oder vielleicht ist er nur mal abends bei mir draußen vorbeigefahren, um zu sehen, wo ich wohne, und hat dann da deinen Wagen entdeckt. Wir werden es nie genau wissen. Im Moment weiß ich nur eins ganz sicher, daß ich nämlich froh bin, daß er tot ist, denn wenn das alles herausgekommen wäre, und irgendwann wäre das ja bestimmt so gekommen, wäre der Skandal einfach zu groß für dich gewesen. Und ich, ich hätte auch nicht mehr in der Firma bleiben können. Und wenn du mich dann geheiratet hättest … du weißt doch, wie die Leute sind, wir hätten von hier fortgehen müssen, weil sie uns hetzen würden wie mit Bluthunden. Aber jetzt …« Er atmete schwer, ehe er weitersprach: »Du denkst doch jetzt nicht etwa, du mußt die sogenannte Schicklichkeit wahren, Lizzie? Ich mein, so, daß wir noch weiter warten müssen?«
    »Oh, nein, Henry. Nie im Leben! Sobald es dir wieder gut genug geht, bin ich bereit.«
    »Das wird aber ein netter Schock für die werden. Ich meine, für deine Leute.«
    Sie nickte. »Und dafür ist es höchste Zeit!«
     
    Lizzie schaute von der Großmutter zu ihrer Mutter und dann zu ihrer Tochter hinüber. Alle drei starrten sie sprachlos an. Schließlich sagte die Urgroßmutter nach einer langen Pause: »Hab ich’s doch gewußt, daß da etwas im Gange war …« Und Lizzie fuhr ihr sofort entgegen: »Nun, wie gewöhnlich, Großmutter hast du alles geahnt.«
    »Willst du damit sagen, daß du dich sozusagen gleich wieder verheiraten willst?« fragte Lizzies Mutter, und sie zögerte nicht mit der Antwort. »Ja, Mutter, sobald Henry wieder auf den Beinen ist. Aber wie es aussieht, wird das noch ein paar Wochen dauern. Jedenfalls, es wird so schnell wie möglich sein.«
    »Ach, Lizzie, mein Kind, aber du solltest doch wenigstens eine Spur Anstand wahren. Ich weiß, ich weiß, er war nicht gerade sehr nett zu dir, eigentlich war er auch zu sonst niemand nett. Aber nun ist er eben mal tot und weg, und es ist nicht anständig.«
    »Du sei ganz still, Mutter! Nein, anständig ist es vielleicht nicht. Aber es war auch nicht anständig von ihm, daß er versucht hat, jemand zu ermorden!«
    Wieder saßen alle stumm und mit offenem Mund da.
    »Er war es, der Henry überfallen hat, und er hat ihn umbringen wollen, das ist eindeutig. Und was er dann mit mir angestellt haben würde, werden wir wohl gottlob nie erfahren. Aber er hatte es eben herausgefunden. Genau wie du, Großmutter!« Und sie schaute der alten Frau fest ins Gesicht. »Auch er hat da wohl was gerochen, was nicht stimmte, daß da was gestunken hat, wie du sagen würdest, nicht? Und laß mich dir noch was sagen, er hätte gar nichts Besseres machen können, als zu sterben, denn sonst wäre er nämlich ins Gefängnis gewandert, und zwar für eine ganze Weile. Henry war fest entschlossen, ihn anzuzeigen …« Sie reckte den Daumen zur Decke. »Da droben liegt ein Kasten voll Beweismaterial, das hätte ich vor Gericht gebracht, o ja, das hätte ich!« Sie nickte heftig, um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen. »Da ist ein blutverschmierter Anzug von ihm, den er anscheinend nicht mehr loswerden konnte. Also, wo bleibt ihr jetzt mit eurem Anstand?«
    Einige Zeit sprach niemand, dann sagte die Großmutter beinahe flüsternd: »Du wirst uns also verlassen? Du gehst aus dem Haus?«
    »Ja, ich verlasse dieses Haus, Großmutter. Und keineswegs zu früh! Ich habe hier für dieses Haus, für dich und euch alle wie eine Sklavin geschuftet, von dem Tag an, als er mich hierher zurückbrachte, weil er gehofft hat,

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