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Die Frauen von Clare Valley

Die Frauen von Clare Valley

Titel: Die Frauen von Clare Valley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica McInerney
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wirklich sicher, Ellen?«
    »Ich bin mir sicher, Ur-coole-Oma.«
    »Du bist ein Schatz. Dann sage ich deinem Vater Bescheid, einverstanden?«
    Glenn war, auf seine sachliche Art, außer sich vor Freude. »Lola, wie hast du das geschafft?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte sie wahrheitsgemäß. »Das war ja nicht geplant. Es hat sich alles so ergeben. Aber du schickst sie zu Silvester her, versprichst du das?«
    »Natürlich.« Er lachte. »Außerdem kann ich trotzdem Silvester mit ihr feiern. Zum chinesischen Neujahrsfest ist sie ja längst wieder hier. Danke, Lola. Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber ich bin sehr froh darüber.«

Kapitel 18
    Einen Tag vor Heiligabend stand Lola vor dem Motel in einem möglichst schattigen Eckchen. Sie hatte an diesem Morgen schon so oft winken müssen, dass ihr der Arm wehtat. Als Erstes waren Carrie und Matthew mit ihren drei Kindern vorbeigekommen, um sich zu verabschieden.
    »Wir rufen am ersten Feiertag an, Lola. Und danke für alles! Mach dir eine schöne Zeit!«
    Danach waren Daniel, Bett, Zachary und Yvette gekommen, alle mit roten Wangen, quengelig, die Erwachsenen mehr noch als die Zwillinge. »Du glaubst nicht, dass die Babytruppe mit uns kommen würde, oder?«, flüsterte Bett Lola zu, als sie sich zum Abschied umarmten.
    Jim und Geraldine brachen zuletzt auf. Geraldine gab Lola einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Jim nahm seine Mutter sehr fest in den Arm. »Es kommt mir trotzdem falsch vor«, sagte er, »dich hier so ganz allein zu lassen.«
    »Darling, das hatten wir doch schon. Und glaub mir, du wirst mich bereits in Sevenhill vergessen haben.« Sevenhill, der Nachbarort, lag sieben Kilometer entfernt.
    »Wir rufen Heiligabend und auch am nächsten Morgen an«, sagte Jim, als er sich in Geraldines Auto ans Steuer setzte.
    »Hoffentlich bin ich dann zu Hause«, erwiderte Lola beschwingt. »Vielleicht breche ich ja selbst zu einer kleinen Spritztour auf. Schaut lieber ab und zu mal in den Rückspiegel!« Geraldines entsetzten Blick bemerkte sie mit Schadenfreude.
    Jim fuhr immer noch nicht los. Er kurbelte das Wagenfenster herunter. »Wir sind nur wenige Stunden entfernt. Falls du uns brauchst, können wir jederzeit zurückkommen.«
    »Falls ich euch brauche, um mein Fernseh-Abendessen aufzutauen?«, lachte Lola. »Jim, würdest du jetzt bitte fahren? Wenn ich noch lange hier in der Hitze stehen und mich von dir verabschieden muss, werde ich zum Knusperstäbchen.«
    »Und du wirst dich ganz bestimmt nicht einsam fühlen?«
    »Keine Ahnung. Du lässt mich ja nicht in Ruhe.«
    »Frohe Weihnachten, Mum«, sagte er daraufhin und ließ endlich den Motor an.
    »Frohe Weihnachten, Darling. Frohe Weihnachen, Geraldine.« Sie erhielt im Gegenzug ein warmes, liebevolles und ein kühles Lächeln. Auf dem Gebiet hatte sich nichts verändert.
    Gott sei Dank, dachte Lola, als das Auto außer Sichtweite war. Endlich allein. Und das für mindestens vier Tage. Sie hatte mit Jim gemeinsam entschieden, das Motel während der Feiertage offiziell zu schließen. Die Möglichkeit, dass unangemeldet Gäste kamen, bestand immer, und Jim wollte nicht, dass Lola wegen ein paar Dollar in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt wäre. Also hatten sie zu ihrem Hinweis an der Hauptstraße ein zweites Schild gestellt, wonach sie wegen Renovierung geschlossen hätten und allen frohe Weihnachtstage wünschten. Jim hatte die Nachricht sinngemäß auch auf den Anrufbeantworter gesprochen. Um E-Mail-Anfragen wollte sich Lola kümmern.
    Sie hatte sich entschieden, den Weihnachtstag allein zu verbringen. An Einladungen mangelte es ihr nicht – Kay, Margaret, Patricia und Luke, sogar Emily samt Familie hatten sich um sie bemüht. Lola hatte dankend, aber entschieden abgelehnt.
    Die Reaktionen waren alle gleich gewesen. »Aber du kannst doch nicht allein bleiben. Nicht an Weihnachten.«
    Aber sie konnte und sie wollte. Es sei, so sagte sie, ein Tag wie jeder andere im Jahr. Nur, dass auf diesem Tag zu viele Erwartungen lasteten. Sie fühlte sich wohl in ihrer eigenen Gesellschaft. Und großen Appetit hatte sie auch nicht mehr. Sie wollte sich ein Käsesandwich machen, einen schönen Gin Tonic und vielleicht zum Nachtisch ein wenig gute Schokolade knabbern. Sie würde fernsehen, Radio hören oder lesen, in jedem Fall aber würde sie die Hitze meiden und im Kühlen, im Innern bleiben. Und wenn ihr danach wäre, würde sie sich am Tagesende einen besonders großen Gin Tonic machen, sich für eine

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