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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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nachließ, würde er vielleicht zum Fenway laufen und sich das Spiel der Sox gegen die Senators anschauen. Es konnte ja nicht ewig so weiterregnen. Aber wer würde mitkommen? Bickering hatte sich bestimmt in seinem Büro verschanzt, die Füße auf dem Schreibtisch, einen Zahnstocher lässig im Mundwinkel, und langweilte sich zu Tode, würde dann aber doch bleiben, um, wie er sagte, den Anschein zu wahren. Townsend war wahrscheinlich im Club und suchte nach Bridgepartnern. Vielleicht konnte er ja ihn dazu bewegen. Für Männer, die gerne Wetten abschlossen, war Baseball ein gutes Spiel.
    Und Rawlings … na ja. Harlan lachte und ließ den Gedanken mit einem Achselzucken fallen.
    Er stand auf, streckte die Arme über den Kopf, spürte, wie der Verband unangenehm an der Haut über seinen Rippen spannte, und schüttelte sich wie ein Welpe nach einem Bad im Fluss. Er ging zu seinem mannshohen Spiegel, legte die Hände rechts und links an den Rahmen und warf einen etwas schiefen Blick auf sein Spiegelbild.
    Es war ein wütender Junge, der ihn von dort anstarrte. Harlan war überrascht. Konnte eine Auswirkung der Prügel sein, die er bezogen hatte, mutmaßte er, doch seine Lippe war fast verheilt, nur noch ein kleiner Schorf dort, wo die Haut aufgeplatzt war, und die tiefpurpurrote Schwellung auf seiner Wange war zu einem matten Blau verblasst. Machte sein Gesicht interessant. Jedenfalls hatte das Dovie behauptet. Bei dem Gedanken an sie breitete sich ein Lächeln auf Harleys Spiegelbild aus.
    Er betrachtete sich, hob stolz das Kinn, zog die Stirn in Falten. Es stimmte, dass die Prügelei ihm einiges von der glatten Schönheit genommen hatte, die ihn als jüngeren Mann immer so geärgert hatte. Er grinste schief, versuchte sich an einem Gesichtsausdruck, der verwegen und geheimnisvoll sein sollte, und was er sah, gefiel ihm. Er sah aus wie jemand mit einer Vergangenheit, jemand, der Dinge wusste.
    Er sah mehr aus wie ein Mann.
    Bis Harlan sich ohne Eile die Treppe hinab auf den Weg gemacht hatte, wobei er sich das pomadisierte Haar mit beiden Händen zurückstrich und die Manschetten zuknöpfte, schlug die Uhr auf dem Kaminsims im Wohnzimmer eins. Er hörte Stimmen, Lachen, eine junge Frau rief aus dem Speisezimmer: » Ich bin gleich wieder da! « Dann ging die Tür mit einem Quietschen auf und gab den Blick auf die lachende Gestalt von Dovie Whistler frei. Sein Herz machte vor Freude und Erregung einen Satz.
    Sie sah gut aus. Ihr Gesicht hatte einen rosigen, gesunden Schimmer, und sie hatte ein wenig zugenommen. Vielleicht aß sie ja das ganze Essen, das Sibyl nicht anrührte, überlegte er, während er den letzten Manschettenknopf schloss. Ihre Kleidung war ordentlich und schlicht, gut sitzend und hatte noch die gestärkten Falten aus dem Regal bei Filene’s, ein beträchtlicher Unterschied zu den fließenden Tuniken und ärmellosen Hängerchen, die sie bevorzugt hatte, als er sie kennengelernt hatte. Eigentlich vermisste er sie ein wenig, diese Tuniken, die ihr auf eine so verführerische Weise locker von den Schultern hingen, dass sie ihm oft in den Sinn kamen, wenn er alleine war. Doch selbst in einer züchtigen Hemdbluse sah Dovie verführerisch aus.
    Sicher ging Dovie Whistlers optische Verwandlung auf den Einfluss seiner Schwester zurück, doch kannte er sie im Allgemeinen sowieso als Menschen, der leicht zu beeinflussen war. Vielleicht hatte sie die Situation im Hause Allston erfasst und eben die Veränderungen vorgenommen, die nötig waren, um sich unauffällig in den Haushalt einzufügen. Wie ein Chamäleon. Er schenkte ihr ein ebenso stolzes wie besitzergreifendes Lächeln und ging auf sie zu.
    Dovie erstarrte, als sie ihn erblickte, und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er liebte es, wenn sie so lächelte. Mit ihrem Lächeln veränderte sich ihr ganzes Gesicht, wandelte sich vom starren Antlitz einer geschminkten Puppe zu dem eines fröhlich zwinkernden Mädchens, das von innen zu leuchten schien. Sie blickte über die Schulter in Richtung Esszimmer, wozu sie den Hals lang machte wie ein Vogel, reckte sich, als sie niemanden sah, auf die Zehenspitzen und warf sich ihm geräuschlos in die Arme. Er nahm ihr Porzellangesichtchen in die Hände, umschloss es mit beiden Händen, spürte die glatte Haut ihrer Wangen unter seinen Daumen und hob mit einer Fingerspitze ihr Gesicht an, um sie zu küssen.
    Sie stieß ein protestierendes Quietschen aus, blieb aber einen köstlichen Moment lang

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