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Die Frauen von der Beacon Street

Die Frauen von der Beacon Street

Titel: Die Frauen von der Beacon Street Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Howe
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viertausend Dollar alles kaufen kann? « , hatte ihr Vater mit donnernder Stimme gefragt. » Für den Preis könnten wir sie so bald wie möglich mit einem Anwalt verheiraten und ihnen ein Haus bauen. Und ein schönes noch dazu. «
    » Jetzt hör doch mal, Lannie « , konterte ihre Mutter in ihrem vernünftigsten Ton. » Eins nach dem anderen. Überleg doch bloß mal, wen sie dort alles kennenlernen könnte. Die Gelegenheit, so viele vornehme Leute an einem Platz versammelt zu sehen, bekommt man nicht oft im Leben. Es wird alles in der Zeitung stehen. Wäre das nicht die Kosten wert, wenn man sie auf diese Weise unter die Haube bringen könnte? «
    » Hm « , brummte Lan Allston.
    » Du kannst es dir leisten, wenn du dich nur dazu durchringst. «
    » Leisten! « , protestierte er. » Und selbst wenn, warum sollten wir unser Geld nicht für Sibyl ausgeben? Sie ist die Älteste. Glaubst du nicht, sie würde sich gerne Paris anschauen? «
    » Mein Lieber, du weißt, wie ich dazu stehe. Aber du musst auch zugeben « , beharrte seine Frau und senkte die Stimme, um zu erkennen zu geben, dass sie es ernst meinte, » dass Eulah die besten Chancen hat. «
    Als Eulah das gehört hatte, wusste sie mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube, dass Sibyls Los besiegelt war. Sibyls beste Zeiten waren bereits vorüber. Dabei war sie durchaus auch einmal eine gute Partie gewesen. Eine Zeit lang, im Jahre 1911, hatten sogar die Town Topics auf ihre besonnene Weise gemunkelt, eine Verlobung stehe kurz bevor. Was den wahrscheinlichsten Kandidaten betraf, gingen die Meinungen auseinander, doch die Klatschpresse schlug sich auf die Seite der populärsten Lösung: » Welche Schifffahrtsgesellschaft mit Bindestrich im Namen wird sehr wahrscheinlich noch vor Jahresende ihren Namen ändern müssen? Vielleicht kriegen sie ja Rabatt für die Briefköpfe, wenn sie auch die Hochzeitseinladungen dort bestellen … «
    Damals hatte Eulah das ganze Jahr über mit wachsender Erregung Sibyls Kommen und Gehen beobachtet, hatte sich bei Bällen hinter Topfpflanzen versteckt und über Treppengeländer gespäht, weil sie auf gar keinen Fall den entscheidenden Moment verpassen wollte. Zwar hatte es noch ein paar andere Kandidaten gegeben – darunter Leonard Coombs als der bemerkenswerteste, der allerdings nach einer Weile die Hoffnung aufgab –, doch danach gab es nur noch Benton und Sibyl, die immer miteinander tuschelten und lachten. Bis Eulah diese Lydia Pusey bemerkt hatte, die an der Peripherie lauerte, ein Mädchen mit zarter Haut und dieser schwindsüchtigen Blässe, die manche Männer anziehend fanden. Sie hatte die Rolle der romantischen Invalidin mit großer Souveränität gespielt, doch Eulah ließ sich nicht täuschen. Sie sah genau, was das Mädchen im Schilde führte.
    Zum Teufel mit dieser Lydia.
    » Findest du nicht, dass die ein bisschen viel hier herumscharwenzelt? « , hatte Eulah Sibyl gefragt, als sie eines Nachts im Badezimmer standen und Creme unter ihren Augen verteilten. » Früher hat man sie nie gesehen, und jetzt ist sie überall. «
    » Ich finde es nett von den Leuten, dass sie sie einladen « , erwiderte Sibyl fröhlich. » Du weißt doch, lange Zeit ging es ihr nicht gut genug, um auf Partys zu gehen. «
    » Hm « , machte Eulah und warf Sibyl einen Blick aus dem Augenwinkel zu. Ihre Schwester. Viel zu gutgläubig. Und nicht forsch genug. Wusste Benton denn überhaupt, wie sehr sie in ihn vernarrt war? Eulah wäre in der Angelegenheit niemals so zurückhaltend gewesen.
    Und dann nichts mehr. Die Einladungen an Sibyl waren immer rarer gesät. Eulah sah die Enttäuschung in den Augen ihrer Mutter, die sich nur allzu schnell in eine neu erwachte, eifrige Aufmerksamkeit für Eulah verwandelt hatte. Plötzlich mischte sich Helen in ihre Hutwahl ein, man ertappte sie dabei, wie sie in ihrem Schrank herumwühlte und alles Unmodische daraus entfernte. Und auch in Sibyl war eine Veränderung vorgegangen. Irgendwie hatte sie keinen Schwung mehr. Doch selbst bei ihren vertraulichen Plaudereien zu später Stunde, wenn sie allein waren und Eulah ihrer Schwester das Haar bürstete, hatte Sibyl ihr nicht verraten, welchen fatalen Fehler sie begangen hatte, der sie nun zu einem Dasein als ewige Jungfer verdammte.
    Eulah kam sich ein wenig treulos vor, weil sie nun zum Hauptobjekt von Helens Hoffnungen geworden war. Allerdings vermutete sie, dass auch der Werdegang ihrer Geschwister bereits genauestens geplant war. Harlan, der gerade mit

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